The Play that goes wrong (2024)

In der flüchtigen Welt des Theaters ist THE PLAY THAT GOES WRONG eine Anomalie. Seit seiner Premiere 2012 und dem Umzug ins Duchess Theatre 2014 hat es sich einen festen und dauerhaften Platz im Londoner Theaterzirkus erobert, weil es auch heute noch aufgeführt wird. THE PLAY THAT GOES WRONG ist eine Meisterklasse der Komik, indem es eine Theaterproduktion zum Leben erweckt, in der buchstäblich alles, was schiefgehen kann, auch schiefgeht. Im Zentrum steht eine ambitionierte, aber hoffnungslos unfähige Amateurtheatergruppe, geleitet von Regisseur Chris Brown (Daniel Cech-Lucas), die versucht, das Murder-Mystery-Stück „The Murder at Haversham Manor“ auf die Bühne zu bringen. Die Situationen reichen von kleinen Missgeschicken zu großen Katastrophen, die in einem Strudel aus Slapstick, Missverständnissen und purer Komödie münden.

Szenenbild von THE PLAY THAT GOES WRONG - Regisseur Chris Brown (Daniel Cech-Lucas) - Photo by Duchess Theatre
Regisseur Chris Brown (Daniel Cech-Lucas) – Photo by Duchess Theatre

Das Stück beginnt schon bevor das Stück beginnt.

Von Anfang an zieht THE PLAY THAT GOES WRONG das Publikum in seinen Bann – nicht zuletzt durch seine unkonventionelle Herangehensweise an das Theatererlebnis. Schon bevor das eigentliche Stück im Stück aufgeführt, werden letzte Ergänzungen am Bühnenbild vorgenommen, was bereits einen Vorgeschmack auf die Mischung aus Improvisation und Chaos gibt, die den Abend definieren wird. Die Grenzen zwischen Bühne und Zuschauerraum verschwimmen, wenn Charaktere wie der Licht- und Tontechniker Trevor (Gavin Dunn) und der Regisseur Chris (Daniel Cech-Lucas) unter den Zuschauenden nach einem entlaufenen Hund und Trevors vermisster Duran Duran CD-Box suchen. Diese frühe Interaktion etabliert eine Komplizenschaft zwischen Darstellenden und Publikum, die durch das ganze Stück trägt.

Szenenbild aus THE PLAY THAT GOES WRONG - Bühnenmitarbeiterin Annie (Iona Fraser) muss einspringen, weil das Bühnenbild wegbricht. - Photo by Duchess Theatre
Bühnenmitarbeiterin Annie (Iona Fraser) muss einspringen, weil das Bühnenbild wegbricht. – Photo by Duchess Theatre

Das Schöne im Scheitern

Diese Komplizenschaft bleibt auch bis zum letzten Moment unangetastet. Bis zum letzten Moment möchte man, dass diese sympathische Truppe Erfolg hat. Die unzähligen Pannen – von verlegten Requisiten, vergessenem Text bis hin zu unpassender Musik – könnten als bloße Slapstick abgetan werden. Doch THE PLAY THAT GOES WRONG findet seine Stärke in der menschlichen Fähigkeit, im Angesicht des Scheiterns zusammenzukommen und herzhaft zu lachen. Durch das brillante Spiel der Cast, in dem wirklich jeder Stereotyp eines Schauspielers einmal vorkommt, ist die Stimmung immer bestens. Mein Highlight war der Schauspieler Max (Ross Virgo), der sich jedes Mal sichtlich freut, wenn ein Witz beim Publikum besonders gut ankommt und dann noch einen draufsetzt. So entsteht eine Komödie, die das Theater selbst parodiert und zugleich offenbart, wie im Scheitern eine unerwartete Form der Perfektion liegen kann.

Szenenbild aus THE PLAY THAT GOES WRONG - Licht- und Tontechniker Trevor (Gavin Dunn) - © The Duchess Theatre
Licht- und Tontechniker Trevor (Gavin Dunn) – © The Duchess Theatre

Triumphales Chaos

Das Stück nimmt uns mit auf eine Achterbahnfahrt voller Lacher und slapstickhaftem Chaos gibt es Momente, in denen die Energie etwas nachlässt. Gegen Ende gibt es minimale Längen, die das rasante Anfangstempo kurz dämpfen. Dennoch punkt THE PLAY THAT GOES WRONG mit einem fulminanten Finale, das eine Hommage an Buster Keaton darstellt. Wenn das komplette Bühnenbild in einem orchestrierten Zusammenbruch die Bühne zusammenbricht, kann man tatsächlich von einem großen Knall sprechen. THE PLAY THAT GOES WRONG ist zu Recht schon so lange erfolgreich. Ich habe noch nie so viel gelacht, wie an diesem Abend. Eine Festgala und ein Plädoyer für das Scheitern.

9.5/10

Bewertung: 9.5 von 10.

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