So richtig viel erwartet, habe ich von dem neuen Sony-Animationsfilm eigentlich nichts. Ich wollte nur mal kurz auf Netflix in THE MITCHELLS VS. THE MACHINES reinschauen und habe mich aber sofort in die ganz eigene Optik und die Geschichte verliebt. Im Mittelpunkt steht die Familie Mitchell. Tochter Katie Mitchell (Stimme im Original: Abbi Jacobson) wurde an der Filmschule ihrer Träume angenommen. Ohnehin fühlt sie sich von ihrer Familie wenig verstanden und hofft dort neue FreundInnen zu finden. Ihr Vater, der naturverbundene Rick (Danny McBride), und die stets gut gelaunte Mutter Linda (Maya Rudolph) stornieren aber kurzerhand ihren geplanten Flug um sie stattdessen selbst zur Uni zu bringen. Mit dem Auto. Der chaotischer Familienroadtrip beginnt, bei dem auch Katies Bruder Aaron (Michael Rianda) und Familien-Mops Monchi dabei sind. Während dem Ausflug übernehmen aber die Roboter eines Techkonzerns die Weltherrschaft und die Familie muss ihre verschiedenen Talente einsetzen um die Roboter-Apokalypse zu verhindern.
Technologiekritik in grellen Farben
Auch wenn die Geschichte natürlich fiktiv ist, finden sich zahlreiche Referenzen zu den Tech-Giganten der Gegenwart. Das Pal-Logo erinnert etwas an Amazon, der Geschäftsführer von Pal Labs heißt Mark (wohl eine Referenz auf Facebooks CEO Mark Zuckerberg) und die Produktpräsentation von Pal Labs erinnert doch stark an die von Apple. Dabei weist der Film auch an vielen Stellen auf die grenzenlosen Möglichkeiten (z.B. Kreativität für künstlerische Prozesse durch Schnittsoftware etc.), aber auch die Schwierigkeiten moderner Technik (z.B. Schadsoftware in Alltagsgegenständen, Gefahr vom gläsernen Nutzer etc.) hin. Humorvoll parodiert der Film auch die Social-Media-Abhängigkeit von Familien am Beispiel der Nachbarfamilie Posey, die sich auf Instagram als glückliche Familie inszeniert. Aber auch Filmreferenzen kommen in THE MITCHELLS VS. THE MACHINES nicht zu kurz. Die künstliche Intelligenz Pal erinnert schon namenstechnisch an Hal 9000 aus 2001: ODYSSEE IM WELTRAUM. Aber auch die Terminator-Filme und viele andere kleinere Filmreferenzen, die man beim ersten Durchgang wahrscheinlich noch gar nicht bemerkt, sind im Film enthalten. Das macht auch durchaus Sinn, schließlich ist Katie ein begeisterter Filmnerd.
Ein ganz eigener Look
Das herausstechende Merkmal an diesem Film ist neben der unterschwelligen Technikkritik aber auch die Optik. Der Film sieht so aus, als hätte Katie Mitchell vor dem Kinostart nochmal am Film herumeditiert und eigene Inhalte eingefügt. Diese Elemente erklären viel von Katies Innenleben und karikieren häufig humorvoll die Situationen, sei es mit Katzenfilter, Memes oder zusätzlichen Zeichentrick-Animationen. Ernste Szenen werden damit häufig humorvoll gebrochen, was der Geschichte zusätzliche Dynamik verleiht. Langweilig wird es dadurch nie.
Popkultur vs. Maschinen
Der Film strotzt nur so von Easter Eggs und popkulturellen Memes und Referenzen. Die Sprecher finde ich alle fast ausnahmslos gut besetzt. Einzig Michael Rianda, der nicht nur Regie führte, sondern auch Sohn Aaron seine Stimme gab, fiel mir etwas negativ auf. Ich finde die Stimme passt einfach nicht zu Aaron. Nichtsdestotrotz ist der Film wirklich eine runde Sache und auch beim zweiten Mal – ja, ich habe den Film inzwischen schon zwei Mal gesehen – macht der Film wahnsinnig viel Spaß. THE MITCHELLS VS THE MACHINES gehört für mich bislang zu meinen Lieblingsfilmen des Jahres und jeder Filmfan mit Netflix-Abo sollte sich den Film anschauen.
9/10
THE MITCHELLS VS THE MACHINES ist im Netflix-Abo enthalten.