Es war ein Bild, das um die Welt ging. Mitten im Hudson treibt ein Flugzeug. Wie die Geschichte ausging, ist natürlich bekannt. Natürlich wurde Hollywood recht schnell auf die Geschichte aufmerksam und so wurde das “Wunder vom Hudson” hochkarätig verfilmt. Everybody’s Darling Tom Hanks spielt den Piloten Chesley B. Sullenberger, der das Flugzeug sicher landen konnte. “Sully” und sein Co-Pilot Jeff Skiles (Aaron Eckhart geraten am 15. Januar 2009 kurz nach dem Start vom LaGuardia Flughafen in Turbulenzen, da durch Vogelschlag beide Triebwerke des Fliegers unbrauchbar werden. Die Maschine droht im Stadtgebiet von New York abzustürzen. Innerhalb kurzer Zeit muss “Sully” eine Entscheidung treffen. Obwohl eine Notwasserung mehr als nur gefährlich ist, wagt der erfahrene Pilot das schwierige Manöver. Alle 155 Personen an Bord überleben. Trotzdem müssen sich Sullenberger und Skiles den Fragen der amerikanischen Flugsicherheitsbehörde stellen. Die behauptet, es sei noch möglich gewesen auf einen anderen Flughafen auszuweichen.
Sprunghafte Erzählung
Hollywood liebt Heldengeschichten. Das war wohl auch ein Grund, warum Clint Eastwood 2015 AMERICAN SNIPER in die Kinos brachte. Doch das Porträt eines Scharfschützen sorgte für eine hitzige Diskussion um die Frage, ob der Film nicht sogar den Krieg verherrliche. Im Jahr darauf folgte mit SULLY ein absoluter Gegenentwurf. Dass Sullenberger ein Held ist, daran ist nichts zu rütteln. Weder das eine noch das andere politische Lager konnte gegen den Lebensretter von 155 Seelen etwas haben. Dementsprechend einfach wäre es auch gewesen diese Geschichte einfach chronologisch und lustlos herunterzuerzählen. Das tut Eastwood aber nicht. Indem er immer wieder chronologisch springt, zwischen Erinnerungen an Sullenbergers Jugend, den Untersuchungen der Flugsicherheitsbehörde und der Notwasserung. Mit dieser Sprunghaftigkeit ist der Film sogar historisch korrekt, denn Sullenberger litt tatsächlich nach dem Flug im Hudson unter Flashbacks und Schlaflosigkeit.
Ein Held, der keiner sein will
Schon kurz nach dem Vorfall wiederholte Sullenberger in jedem Interview, das er gab, dass er einfach nur seinen Job gemacht habe. Als Helden würde er sich selbst nicht bezeichnen. (Das unterscheidet SULLY ebenfalls von dem amerikanischen Scharfschützen.) Es sei ein Zusammenspiel aus Crew, Passagieren und Rettungskräften gewesen, sagt die Filmversion von Sullenberger, der auch am Set war und den Film unterstützte. Die Flashbacks waren mir persönlich ein bißchen zu viel des Guten, die hätte man auch noch herausschneiden können. Der Film vermittelt ein sehr realistisches Gefühl von den Umständen. Man spürt die Beklemmung und Angst der Passagiere. Man leidet mit den Piloten, die binnen Sekunden eine Entscheidung treffen müssen. Und davon abgesehen sind Hanks und Eckhart fantastische Sympathieträger. Auch wenn der Film sicher das ein oder andere überdramatisiert, ist das Endergebnis im wahrsten Sinne des Wortes sehenswert.
5/6 bzw. 8/10
Trailer: © Warner Bros. Deutschland
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