Zum Leben gehört auch das Sterben, aber was ist, wenn niemand zur Beerdigung kommt? Was passiert mit den Toten ohne Angehörige? Um diese Fälle kümmert sich John May (Eddie Marsan), Angestellter in einem Londoner Verwaltungsbezirk. Der sogenannte „Funeral Officer“ hat die Aufgabe Verwandte von Verstorbenen ausfindig zu machen und diese über das Ableben ihrer Liebsten zu unterrichten, was sich allerdings immer wieder als mühsamer Job herausstellt. Mr. May ist äußerst gründlich und das kostet Zeit. Darum entschließt sich sein Chef (Andrew Buchan) ihn im Rahmen einer Rationierungsmaßnahme zu entlassen. Sein letzter Fall soll William Stoke werden. Also kümmert sich John um den Fall, auch wenn er dafür nicht mehr entlohnt wird. Der schrullige Beamte begibt sich auf die Spuren eines Mannes, den er nicht kennt. Er reist in ein Fischerdorf und trifft dort auf Stokes Tochter Kelly (Joanne Froggatt), die seit langem mit ihrem Vater gebrochen hat, aber völlig aufgelöst über den plötzlichen Tod ist. John steht Kelly in dieser schweren Zeit bei und berät sie bei den Beerdigungsformalitäten. Doch die aufkeimende Bande zwischen den beiden wird durch einen weiteren Schicksalsschlag zerstört.
Allein sterben
Alles begann mit einem Interview, welches Regisseur und Drehbuchautor Uberto Pasolini in einer Zeitung gelesen hat. Darin wurde ein „Funeral Officer“ interviewt und Pasolini begann über diesen besonderen Menschenschlag, über Einsamkeit und Endlichkeit, nachzudenken. Herausgekommen ist ein ruhiger, aber niemals langweiliger Film, der im Deutschen den etwas sperrigen Titel MR. MAY UND DAS FLÜSTERN DER EWIGKEIT erhalten hat. Er zeigt auf, das das Wirtschaftlichkeitsdenken auch vor der Würde des Menschen nicht unbedingt Halt macht. Konstrastierend wird Mays Sorgfalt und Mitgefühl dem schnellen, rationellem, aber lieblosen Ascheverstreuen von Mays Nachfolgerin gegenübergestellt. Im Subtext schwingt immer mit: Von welchem Sachbearbeiter würdest du gerne unter die Erde gebracht werden? Und da fällt die Wahl nicht schwer. Eddie Marsan ist trotz einer stark reduzierten und auf Routine ausgelegten Ausdrucksweise ein symphatischer Protagonist, den man sofort ins Herz schließt. Kaum zu glauben, dass dies erst seine erste Hauptrolle ist. Denn er spielt die kleinen Marotten und Ticks so rührend, das man ihn am liebsten permanent in den Arm nehmen will.
Es dauert eine Weile bis der Film Fahrt aufnimmt. Über die anfänglichen Durststrecken hilft der eingängige Soundtrack von Rachel Portman hinweg. Das wiederkehrende Gitarren-Thema zieht sich durch den gesamten Film und regt zum Nachdenken an. In den musikarmen Szenen werden einzelne Geräusche wie das Umblättern von Seiten eines Fotoalbums würdevoll in Szene gesetzt. Das Ende des Films überrascht dann doch und reißt einen etwas aus diesem ruhigem Erzählfluss heraus. Zudem ist es auch etwas kitschig, dennoch dürfen Tränen der Rührung verdrückt werden. Denn der Film darf das. Er darf seinen Protagonisten betrauern. Wie auch der Zuschauer.
Starker Hauptdarsteller mit klarer Botschaft (5/6)
Trailer: © Piffl Medien