2014 waren in Deutschland 1,5 Millionen Menschen von einer Demenzkrankheit betroffen, die meisten sind 85 Jahre alt oder älter. In 70 % der Fälle betrifft es Frauen, aber nur 0,1 % erkranken bevor sie 65 Jahre alt sind. Fälle von so früher Demez sind extrem unwahrscheinlich. So trifft es die 50-jährige Professorin Alice Howland (Julianne Moore) wie ein Schlag, als man bei ihr eine seltene Form des frühen Alzheimers feststellt. Kurz zuvor hatte sie selbst erkannt, dass ihr Wörter nicht mehr einfallen und dass sie beim Joggen die Orientierung verliert, und sich deshalb untersuchen lassen. Zunächst verheimlicht sie die mögliche Diagnose vor ihrem Mann John (Alec Baldwin) und ihren Kindern. Doch ihre jüngste Tochter Lydia (Kristen Stewart), die sich in Los Angeles als Schauspielerin versucht, bemerkt, dass mit ihrer Mutter etwas nicht stimmt. Als zu Thanksgiving die ganze Familie zusammenkommt, stellt sich Alice der Freundin von ihrem Sohn Tom (Hunter Parrish) zweimal vor. Alice und John können den Kindern nicht mehr die Wahrheit verheimlichen, denn zu allem Unglück ist dieser Typ Alzheimer auch vererbbar. Anders als ihre schwangere ältere Schwester Anna (Kate Bosworth) lässt Lydia sich nicht testen. Sie verbringt lieber die wenige Zeit mit ihrer Mutter.
Alice hat Alzheimer
STILL ALICE ist ein berührendes Drama, allerdings mehr auch nicht. Der Film hat die Buchvorlage von Lisa Genova recht konventionell umgesetzt: Erinnerungen werden im Super-8-Look präsentiert und Orientierungsschwierigkeiten der Protagonistin durch Unschärfe. Gegen die grandios aufspielende Julianne Moore kommt der restliche Cast nicht an. Das mag vielleicht auch an der Buchvorlage liegen, aber der Film hätte sich auch intensiver mit Alices Umfeld (der Familie, den Pflegern, ihren Studenten) auseinandersetzen können. Die Überforderung der jeweiligen Parteien hätte man sicherlich noch in die Handlung einfließen lassen können. Die Regisseure Richard Glatzer und Wash Westmoreland fokussieren sich aber lieber auf den allmählichen mentalen Abbau der Protagonistin und den Umgang mit der Krankheit. Auch ein möglicher Suizid wird thematisiert.
Häufig bekommt man aber einen Eindruck, dass die Geschichte zu plakativ dargestellt wird: ausgerechnet eine engagierte Linguistikprofessorin, „eine Frau, die Kommunikation liebt“, die zudem noch „Words with friends“ mit ihrer Tochter spielt, erkrankt an der Krankheit. Auch die letzte Szene ist dann doch etwas sehr aus der Gefühlskiste. Lydia trägt ihrer Mutter ein Gedicht vor. Worum es in dem Gedicht gehe, fragt sie ihre Mutter abschließend. Mit Schwierigkeiten, die Worte aus dem Mund zu bekommen, murmelt Alice: „Um Liebe.“ Der eigentlich wunderschöne klavier- und geigenlastige Soundtrack verkommt deshalb auch eher zur Schnulzenuntermalung. Interessanter ist doch da Alices Umgang mit der Krankheit. Sie stellt sich permanent Aufgaben und Fragen und nutzt dazu alle möglichen Medien, analoge und digitale, Schiefertafel und Smartphone. STILL ALICE ist ein solides Drama mit einer tollen Hauptdarstellerin, aber einer zu konventionellen und gefühlsduseligen Erzählweise.
Solides Drama (4.5/6)
Trailer: © Polyband Medien
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