Silo – 2. Staffel (2024)

Die erste Staffel der postapokalyptischen Science-Fiction-Serie SILO hat sicherlich nicht nur mich begeistert. Nach dem spannenden Staffelfinale der AppleTV+-Serie, die auf Hugh Howeys gleichnamiger Romanreihe basiert, knüpft die Fortsetzung nahtlos an die Ereignisse an. Staffel 2 konfrontiert sein Publikum erneut mit existenziellen Fragen nach Wahrheit, Kontrolle und dem Überlebenswillen der Menschheit. Dabei erweitert es den Kosmos um weitere Silos und deren düstere Geheimnisse. Im Zentrum der Handlung steht weiterhin die furchtlose Mechanikerin Juliette Nichols (Rebecca Ferguson). Nachdem sie die tödliche Außenwelt überlebt hat, erkundet sie nun ein verlassenes Nachbarsilo. Dort trifft sie auf den enigmatischen Überlebenden Solo (Steve Zahn), der als einziger Bewohner die Ereignisse in seinem Silo überlebt hat. Parallel dazu brodelt es in Juliettes Heimatsilo Nr. 17. Bürgermeister Bernard Holland (Tim Robbins) versucht mit zunehmender Härte einen durch Juliettes Flucht inspirierten Aufstand zu unterdrücken. Zwischen die Fronten gerät auch Juliettes Vater (Iain Glen).

Szenenbild aus SILO - 2. Staffel - Lukas Kyle (Avi Nash) - © Apple TV+
Lukas Kyle (Avi Nash) – © Apple TV+

SILO – atmosphärische Bildgewalt

Die zweite Staffel von SILO besticht erneut durch ihre beklemmende Atmosphäre. Die Kamera fängt die bedrückende Stimmung in den verschiedenen Settings ein: Von den pflanzendurchwucherten Bunkeranlagen über das sterile Betongrau der Siloinnenwände bis hin zu den Leichentürmen der gescheiterten Ausbrecher – jedes Bild unterstreicht die hoffnungslose Situation der Protagonisten. Besonders die Unterwasserszenen entwickeln durch ihre wabernde Vegetation einen morbiden Charme, der die Zuschauer in seinen Bann zieht. Manche Szenen sind aufgrund fehlendem Umgebungslicht etwas dunkel geraten (wir erinnern uns an die Episode „The Long Night“ aus GAME OF THRONES – Staffel 8, da gab es ein ähnliches Problem).

Szenenbild aus SILO - 2. Staffel - Juliette (Rebecca Ferguson) - © Apple TV+
Juliette (Rebecca Ferguson) muss sich außerhalb ihres Silos zurechtfinden. – © Apple TV+

Neue und alte Gesichter

Rebecca Ferguson verleiht ihrer Figur Juliette Nichols erneut eine beeindruckende Tiefe. Die Entwicklung von der zweifelnden Mechanikerin zur entschlossenen Wahrheitssucherin gelingt ihr überzeugend. Auch Iain Glen brilliert in dieser Staffel in der Nebenrolle als Juliettes Vater, dessen innerer Konflikt zwischen beruflicher Verantwortung und familiärer Bindung glaubwürdig transportiert wird. Neuzugang Steve Zahn, der den isolierten Überlebenden Solo im anderen Silo spielt, erinnert sehr an seine Rolle in WAR FOR THE PLANET OF THE APES. Auch dort schließt man seine Figur wahnsinnig schnell ins Herz. Sein Verhalten lässt auch schnell Rückschlüsse auf dessen Biografie zu, die dann im Laufe der Episoden auch weiter bekräftigt werden. Diese Exposition hätte es meiner Meinung bei dieser Figur gar nicht gebraucht. Im Kontext der Serie funktioniert Solo aber sehr gut als Mischung aus sympathischen Einzelgänger und Katalysator zur Erklärung der Welt.

Szenenbild aus SILO - 2. Staffel - Camille (Alexandria Riley) und Robert (Common) Sims - © Apple TV+
Camille (Alexandria Riley) und Robert (Common) Sims – © Apple TV+

Im Spannungsfeld zwischen Wissen und Macht

Ich fand besonders interessant, dass in dieser Staffel einige Charaktere unterschiedliche Einblicke in die Natur ihrer Unterbringung bekommen. Manche erfahren etwas darüber, dass es noch andere Silos gibt. Manche erfahren, dass es noch andere Überlebenden gibt. Einige erfahren, dass der Bürgermeister Dinge weiß, die sonst keiner weiß. Der Wissensstand ist je nach Charakter unterschiedlich. Hieraus hätte man noch ein bißchen mehr machen können, im Hinblick darauf, wie sich die Figuren ihrem unterschiedlichen Kenntnisstand entsprechend verhalten. Das ist nämlich nicht immer schlüssig. So etwas hätte auch Bezüge auf aktuelle, gesellschaftliche Diskurse wie Filterblasen oder Fake News zugelassen. Stattdessen hatte ich den Eindruck, dass man diese Informationsbrocken nicht für die Charaktere eingebaut hat, sondern für das Publikum, das diesen Charakteren zuschaut. Die Informationen bekommen auch nur die Heldenfiguren wie Juliette und Lukas Kyle (Avi Nash). Sie sind die einzelnen Wenigen, die mehr wissen dürfen, mit diesem Wissen aber manchmal völlig überraschend alle sofort überzeugen können und dann wieder unnötig gegen Mauern rennen.

Szenenbild aus SILO - 2. Staffel - Shirley (Remmie Milner) und Knox (Shane McRade) wollen den Bürgermeister stürzen. - © Apple TV+
Shirley (Remmie Milner) und Knox (Shane McRade) wollen den Bürgermeister stürzen. – © Apple TV+

Versenkte Chancen

Die zehn Episoden umfassende Staffel kämpft mit einigen Längen. Während die ersten drei sowie die letzten beiden Episoden wirklich fesselnd und voller neuer Informationen über das Silo sind, verliert sich der Mittelteil in redundanten, eher nichtssagenden Handlungssträngen. Die Eheleute Sims, gespielt von Alexandria Riley und Common, bleiben trotz eines spannenden Finales lange Zeit blass. Erst in der letzten Episode erfährt ihre Geschichte eine überraschende Wendung, die geschickt den Weg für die bereits angekündigte dritte Staffel ebnet. Die zweite Staffel von SILO ist trotz ihrer Schwächen eine sehenswerte Fortsetzung, die durch ihre atmosphärische Dichte und herausragende Darstellerleistungen überzeugt. Auch wenn nicht alle narrativen Fäden gleichermaßen gelungen verwoben werden, macht das spannende Finale definitiv Lust auf mehr.

SILO ist ein Apple Original und folglich nur über den Streamingdienst Apple TV+ abrufbar.

8/10

Bewertung: 8 von 10.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert