Severance – 2. Staffel (2025)

Apple TV ist tatsächlich der einzige Streamingdienst, der mich ein Jahr, nachdem ich den Dienst gekündigt hatte, nochmal kontaktiert hat und mich gefragt hat, was es denn bräuchte, dass ich zurückkomme. Meine Antwort: „Gebt mir die 2. Staffel von SILO und die 2. Staffel SEVERANCE und wir sind wieder im Geschäft“. Und so war es. Die zweite Staffel von SEVERANCE knüpft an das Ende der ersten Staffel an. Mark S. (Adam Scott) hat als Innie die schockierende Entdeckung gemacht, dass seine totgeglaubte Frau noch lebt und als Therapeutin Mrs. Casey (Dichen Lachman) bei Lumon arbeitet. Er macht sich schließlich auf die Suche nach ihr. Helly R. (Britt Lower) hat herausgefunden, dass sie der Innie von Helena Egan ist. Die Egans sind die Gründerfamilie und Eigentümer von Lumon. Diese Erkenntnis stürzt sie in eine Identitätskrise, die von Helena auch noch befeuert wird. Outie Irving (John Turturro) hat die Adresse seines Schwarms Burt (Christopher Walken) gefunden und Innie Dylan (Zach Cherry) trifft auf die Ehefrau seines Outies – was schwerwiegende Folgen hat.

Szenenbild aus SEVERANCE - 2. Staffel (2025) - Mark (Adam Scott) und Helly (Britt Lower) suchen Mrs. Casey. - © Apple TV+
Mark (Adam Scott) und Helly (Britt Lower) suchen Mrs. Casey. – © Apple TV+

Spannend bis zum Schluss

Um es kurz zu machen: Diese Staffel ist fantastisch und ich bin absolut begeistert. Die hohe Qualität der ersten Staffel setzt sich nahtlos in der zweiten Staffel fort. Besonders smart präsentiert sich bereits der Auftakt: In Episode 1 („Hello, Ms. Cobel“) und 2 („Goodbye, Mrs. Selvig“) betrachten wir die gleiche Geschichte aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Während wir zunächst in Episode 1 Marks Perspektive folgen, erfahren wir anschließend in Episode 2, wie Lumon auf die Ereignisse des Staffelfinales reagiert. Und so geht es mehr oder weniger auch weiter. SEVERANCE glänzt durch seinen konstanten Spannungsbogen. Jede Folge fesselt und überrascht mit neuen Wendungen. Stoffentwickler Dan Erickson erweitert das Serienuniversum geschickt durch spannende Nebenfiguren wie eine neue Abteilung, die Ziegen beaufsichtigt. Die Oberchefin dieser Abteilung Lorne (Gwendoline Christie in Episode 3 „Who is alive?“) versucht Mark und Helly bei ihrer Suche nach Ms. Casey zu helfen und spielt auch im Finale eine große Rolle.

Szenenbild aus SEVERANCE - Staffel 2- Lorne (Gwendoline Christie) - © Apple TV
Lorne (Gwendoline Christie) – © Apple TV

Emmys für alle!

Die Serie verlangt von seinen Darstellern in dieser Staffel noch mehr ab als in der vorherigen Staffel. Fast jeder Schauspieler spielt sowohl die Innie- als auch die Outie-Variante seiner Figur. Diese Doppelrollen meistern alle bravourös. Besonders hervorzuheben ist Britt Lower als Helena/Helly. Sie spielt überzeugend die privilegierte Eagan-Erbin und ihre rebellische Innie-Version. Auch die zweite Staffel SEVERANCE ist wieder wahnsinnig kryptisch. Die Serie streut bewusst Hinweise und Symbole, die zum Mitraten einladen. In den sozialen Netzwerken wimmelt es von Theorien und Analysen zu jedem noch so kleinen Detail. Diese Sinnsuche sorgt für eine aktive Zuschauerbindung, wie sie Serien inzwischen nur noch selten erreichen. Die zweite Staffel steigert die WTF-Momente noch einmal deutlich. Es gab keine Folge, bei der ich nicht mit offenem Mund vor dem Fernseher saß, weil wieder eine unerwartete Wendung die bisherigen Annahmen über das Lumon-Universum auf den Kopf gestellt hat.

Szenenbild aus SEVERANCE - 2. Staffel (2025) - Miss Huang (Sarah Bock) und Mr. Milchick (Tramell Tillman) - © Apple TV
Miss Huang (Sarah Bock) und Mr. Milchick (Tramell Tillman) – © Apple TV

Selbstbestimmungsrecht für Innies

Thematisch kreist die zweite Staffel SEVERANCE zunehmend um die komplexe Beziehung zwischen Innies und Outies. Die Staffel beleuchtet eindringlich die ethischen Fragen dieser Spaltung: Wie viel Recht haben die Outies über ihre Innies zu bestimmen? Sind Innies eigenständige Persönlichkeiten mit eigenen Rechten? Ein faszinierendes Beispiel dieser Dynamik zeigt sich, wenn Innie-Dylan die Frau von Outie-Dylan kennenlernen darf. Das heißt, sowohl Innie als auch Outie kennen die gleiche Person, was die Severance-Prozedur ad absurdum führt, schließlich soll diese ja verhindern, dass es eine Überlappung zwischen Privatperson und Arbeitswelt gibt. Nicht nur diese Begegnung verkehrt die üblichen Strukturen. Bei den Innies wächst zunehmend ein Bedürfnis nach persönlicher Autonomie über ihr eigenes Schicksal. In der letzten Episode „Cold Harbor“ hält Helly eine Ansprache vor anderen Innies. In diesem Monolog wütet sie: „They give us half a life and think we won’t fight for it“. Dieser eindringliche Satz fasst den zentralen Konflikt der Staffel perfekt zusammen.

Szenenbild aus SEVERANCE - 2. Staffel (2025) - Mrs. Cobel (Patricia Arquette) - © Apple TV+
Mrs. Cobel (Patricia Arquette) – © Apple TV+

Der kleine Durchhänger

Trotz dem starken Gesamteindruck der Staffel gibt es einen kleinen Durchhänger in Episode 8 („Sweet Vitriol“). Diese Folge, die sich hauptsächlich mit Mrs. Cobels Vergangenheit beschäftigt, fällt im Vergleich etwas ab. Mit vielen Landschaftsaufnahmen und einem langsameren Erzähltempo wirkt sie ein bißchen wie ein Lückenfüller. Dennoch liefert Patricia Arquette als Cobel eine beeindruckende Leistung ab. Sie verkörpert die vielschichtige Figur mit solcher Intensität, dass man ihr gebannt zusieht, auch wenn die Folge narrativ dünner ausfällt als die übrigen Episoden. Die Enthüllung eines zentralen Aspekts von Cobels Vergangenheit rechtfertigt letztlich diese kurze Atempause vor dem packenden Finale.

Szenenbild aus SEVERANCE - 2. Staffel (2025)
Helly (Britt Lower) und Mark (Adam Scott) – © Apple TV+

Warten auf die dritte Staffel

SEVERANCE verdient jeden einzelnen Emmy, für den die Serie sicher nominiert werden wird. Ich bin absolut begeistert – sogar noch mehr als bei der bereits fantastischen erste Staffel. Die Serie verbindet dystopische Elemente mit tiefgründigen, philosophischen Fragen zu Identität und Arbeitswelt ohne dabei an Unterhaltungswert einzubüßen. Fast jede Folge endet mit einem packenden Cliffhanger, der Lust auf die nächste Episode macht. Apple TV hat bereits eine dritte Staffel bestätigt, und ich kann es kaum erwarten zu sehen, wie sich die Geschichte weiterentwickelt. Für diese Serie lohnt sich ein Abo definitiv.

SEVERANCE ist exklusiv auf Apple TV+ abrufbar. Eine dritte Staffel ist bereits bestätigt und geplant.

9.5/10

Bewertung: 9.5 von 10.

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