Spätestens seit den Oscars 2017 kennt jeder Warren Beatty. Der Oscargewinner sorgte zusammen mit seiner Mitpräsentatorin Faye Dunaway für ordentlich Wirbel, als es darum ging, wer denn jetzt die begehrte Trophäe für den besten Film bekommen sollte. Beatty, der nicht nur als Schauspieler und Produzent tätig ist, sondern auch als Regisseur, hatte seit 1998 keinen Film mehr gedreht. 18 Jahre später drehte er nun einen Film über den Filmemacher Howard Hughes und schlüpfte selbst in die Rolle des prägenden Filmemachers.
Los Angeles, 1958. Hughes hat die Nachwuchsschauspielerin Marla Mabrey (Lily Collins) unter Vertrag genommen. Vom Flughafen wird sie von Frank Forbes (Alden Ehrenreich) in ein prachtvolles Haus gefahren, das Hughes eigens für seine Vertragsschauspielenden gekauft hatte. Marla und Frank fühlen sich nach kurzer Zeit zueinander hingezogen, doch damit beginnen die Probleme. Frank bricht eine wichtige Regel, die Hughes seinen Fahrern auferlegt hat. Angestellte dürfen auf keinen Fall eine Beziehung mit einer „seiner“ Schauspielenden eingehen. Bald ist der Einfluss, den Hughes auf die jungen Verliebten hat, so stark, dass es die Beziehung zerreißt.
Regeln spielen eine Rolle
Entgegen des Filmtitels steckt der komplette Film voller Regeln und Normen. Da wäre zum einen der Fahrer Frank, der nicht nur religiöser Methodist ist und kurz vor der Hochzeit mit einer Frau steht, die er lediglich aus Gründen des Anstandes heiraten würde. Zum anderen ist da die ebenfalls religiös geprägte Jungschauspielerin, die gerade wegen ihrer zurückhaltenden „Ich warte auf den Richtigen. Kein Sex vor der Ehe.“-Haltung die Männerwelt entzückt, weil natürlich jeder Mann derjenige welche sein will. Nicht nur Howard Hughes stellt besondere Arbeitsregeln auf, auch das Filmgeschäft selbst ist gewissen Regeln unterworfen.
Marla äußert mehrfach eine Angst vor dem Altwerden. Zu der damaligen Zeit noch ein echtes Ausschlusskriterium – in der Modelwelt vielleicht heute noch. In ihrem selbstgetexteten Lied singt Marla „In the movies we see, in the shows on TV | And in anthems passionately sung | There’s a message that you’ve got to keep believing in yourself | But they generally mean, if you’re young.“ Und auch wenn man bis zur Hälfte des Films das Gefühl hat, der Film würde genau diese Regeln auflösen, wie es der Filmtitel verspricht, bleibt eine enttäuschende Leere.
Der Howard-Hughes-Kosmos
Die eigentliche Liebesgeschichte wird von einem dritten Protagonisten erschüttert und der heißt Howard Hughes. Als strenger Chef und irgendwie auch sowas wie ein väterlicher Freund ist er das Licht, um das alle Motten fliegen. Hughes lässt Leute warten, antwortet nicht auf Kontaktversuche und gleichzeitig hat er eine gewisse Anziehungskraft. Warren Beatty gelingt es über weite Strecken dieses Charisma einzufangen. Allerdings konzentriert sich in der zweiten Filmhälfte der Film dann nicht mehr auf das ursprüngliche Liebespaar. Der Film schweift immer mehr von seinem eigentlichen Thema ab, nämlich der Beziehung zwischen Frank und Marla.
Gerade diese bröckelnde Beziehung, die Beatty in der zweiten Filmhälfte vollständig zerreißt, führt er in den letzten Szenen auf unglaubwürdige Art und Weise wieder zusammen. Beide Figuren verhalten sich wider ihre eigene Motivation und es wirkt als habe Beatty einfach nur verzweifelt versucht, die Geschichte enden zu lassen – egal wie. Trotz einem knackigen Start und einem interessanten Grundsetting fühlt sich REGELN SPIELEN KEINE ROLLE nach einer Weile an wie eine zähe Themaverfehlung.
3.5/6 bzw. 6/10
Der Film ist seit 14. September 2017 auf DVD, Blu-Ray und VoD erhältlich. Zur Erstellung der Kritik wurde mir von 20th Century Fox freundlicherweise ein kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Dies hatte keinen Einfluss auf meine Wertung.
Trailer: © 20th Century Fox Deutschland