Kommerzielles Fracking ist in Deutschland nach wie vor verboten. Der Begriff kommt vom englischen “to fracture” – aufbrechen. Aufgebrochen wird dabei das Gestein im Inneren der Erde um an die Gase oder Flüssigkeiten zu kommen, die darin enthalten sind. In den USA sieht das natürlich anders aus. Hier sieht man die möglichen Bodenverunreinigungen und gesundheitlichen Folgen entspannter. Dies liegt auch an einer ausgeklügelten Lobbyarbeit, die in PROMISED LAND zum Thema gemacht wird. Einer dieser Lobbyisten ist der Außendienstmitarbeiter Steve Butler (Matt Damon). Zusammen mit seiner Partnerin Sue Thomason (Frances McDormand) wird er in eine provinzielle Kleinstadt geschickt. Die Erdgas-Firma, die Butler vertritt, möchte expandieren und Butler und Thomason sollen die Schürfrechte erwerben. Da der Ort in Pennsylvenia stark von der Wirtschaftskrise getroffen wurde, erwarten die beiden keinen großen Widerstand. Doch der ortsansässige Lehrer und frühere Ingenieur Frank Yates (Hal Holbrook) kann die anderen Einwohner überzeugen nicht zu verkaufen. So klappern Butler und Thomason alle Grundstücksbesitzer ab und versuchen sie zum Verkauf zu bewegen. Widerstand gibt es auch vom Umweltschützer Dustin Noble (John Krasinski) und der engagierten Alice (Rosemarie DeWitt).
Für und Wider ohne Haltung
Das Drehbuch von Matt Damon und John Krasinski versucht beide Positionen zum Fracking gegenüberzustellen. Dennoch gelingt es trotz einem überraschenden Wendepunkt gegen Ende nicht, ein Statement zu setzen. Darum geht es den beiden nicht. Im Vordergrund steht Damons Charakter Steve Butler. Es geht um ihn und seine Verwandlung vom Sprecher der Firmenpolitik zum Sprecher seiner eigenen Überzeugungen. Dabei ist das Fracking nur das Mittel zum Zweck. Jedes andere Thema wäre ein ebenso guter Aufhänger gewesen. Wie ein Liebesfilm, der zu Zeiten eines Krieges spielt, damit die Handlung halt ein bißchen dramatischer ist. Und PROMISED LAND spielt im Setting eines Krieges um Öl. Den Wandel vom loyalen Lobbyisten zum Gutmenschen nimmt man Matt Damon nicht immer ab. Zu gekünstelt wirkt das Szenario.
Nepper, Schlepper, Bauernfänger
Regisseur Gus van Sant unterstreicht mit sanften Gitarrenklängen und schönen Landschaftsaufnahmen die amerikanische Landidylle. Dort wo die Welt noch in Ordnung ist. Das genau ist auch über weite Teile das Problem: die Geschichte wird zu friedlich und vorsichtig erzählt. Höhepunkte gibt es – abgesehen vom großen Schluss-Twist – leider nicht. So hangelt man sich von Location zu Location und schläft auf dem halben Weg ein. Auch das Staraufgebot aus Damon, McDormand und Krasinski kann darüber nicht hinwegtäuschen. Es ist schon paradox, wenn Krasinski, dessen Figur erst mitten im Film auftaucht, am längsten in Erinnerung bleibt, obwohl sich die Handlung ja eigentlich an der Figur von Matt Damon orientiert. Die grundsätzliche Fragestellung, nämlich wie man die öffentliche Meinung zu seinen Gunsten manipuliert, gerät ebenfalls in den Hintergrund und wird zum romantisch-zarten Kitsch-Ende.
3.5/6 bzw. 6/10
Trailer: © Universal Pictures Germany