Fast fünf Millionen Zuschauer sahen die erste Staffel PROFESSOR T. Dass Krimi-Serien in Deutschland gut funktionieren, ist bekannt, für das ZDF ist das aber durchaus ein Erfolg. Eine zweite Staffel war daher keine große Überraschung. Regisseur Thomas Jahn, der auch schon für die gesamte erste Staffel verantwortlich war, ist wieder mit dabei. Der Universitätsprofessor für Kriminalpsychologie Jasper Thalheim (Matthias Matschke) will nach dem Tod seiner Bekannten Tamara (Marie Rönnebeck) nichts mehr von der Polizeiarbeit wissen. Da taucht Kriminaldirektorin Christina Fehrmann (Julia Bremermann) bei ihm auf und bittet ihn um Hilfe. Zwei Morde gleichen einem Ritualmord, der von 15 Jahren begangen wurde. Damals kame es durch Fehrmann zu einer Verurteilung. Der vermeintliche Täter sitzt in der Psychiatrie und beteuert seine Unschuld. Die Kommissare Anneliese Deckert (Lucie Heinze) und Daniel Winter (Andreas Helgi Schmid) kommen bald auf einen neuen Verdächtigen, was die Frage aufwirft, ob Fehrmann nicht vielleicht den Falschen geschnappt hat. Doch auch wenn Professor T. den Fall lösen kann, lassen ihn die Schatten der Vergangenheit nicht los. Immer wieder erscheint ihm Tamara.
Business as usual
Alle Handlungsstränge, die sich durch die vier Folgen ziehen, sind leider zu schwach eingebunden. So trifft T. immer wieder auf seine Mutter, mit der er ein schwieriges Verhältnis hat. Jedoch geht es nie über oberflächliches Geplänkel hinaus. Auch Tamaras lebende Konkurrenz, die Psychologin Josephine Delius (Kristina Klebe), die ein Auge auf Thalheim geworfen hat, kommt kaum zur Geltung. Es stellt sich auch die Frage, warum man der zweiten Staffel nicht mehr Folgen eingeräumt hat. Die Fälle selbst sind relativ simpel gestrickt. Ein Kind ist verschwunden. Ein Brauereibesitzer ist tot. Ein Hauptkommissar wird beschuldigt einen Doppelmord verübt zu haben. Professor T. naht und löst den Fall. In der letzten Folge der Staffel “Rache” wird dann ordentlich auf die Tränendrüse gedrückt. Eine Nebenfigur stirbt. Eine Nebenfigur, mit der ich persönlich schon die ganze Zeit nicht besonders warmgeworden bin. Ohnehin eine Figur, die in den meisten Episoden vorher nur als Kontra-Argumentateur eingesetzt wird. Ein Charakter, der immer dann dazwischengrätscht, wenn sich alle anderen in der Gruppe einig sind. Da werden es mir die Drehbuchautoren auch verzeihen, wenn ich bei diesem überdramatisierten Finale keine Träne vergossen habe.
Unterkühlte Farbgebung
Die zwei Staffel durchzieht ein kühler Hauch – auch farblich. Die düstere Farbgebung wird nur durch den immer wieder auftauchenden Geist von Tamara gebrochen, die ihren ehemaligen Kunden in einem knallroten Kleid heimsucht. Wenn man sich → die Outtakes zur Serie anschaut, war die Stimmung am Set weitaus fröhlicher als die Kriminalfälle. Matthias Matschke überzeugt abermals in der Titelrolle, allerdings hatte ich das Gefühl, dass man noch mehr aus der Rolle hätte machen können. Diese Schwäche schiebe ich aber ebenfalls auf das Autorenteam. Es bleibt abzuwarten, ob es eine dritte Staffel geben wird, da die Einschaltquoten von fünf auf – immer noch sehr gute – vier Millionen Zuschauer abgesackt sind. Die Grund- und Nebenhandlungen hätten auf jeden Fall das Potenzial noch weiter ausgebaut zu werden. Vielleicht auch mit ein paar Folgen mehr. Und vielleicht auch ein bißchen farbenfroher.
4/6 bzw. 7/10
Die zweite Staffel von PROFESSOR T. wird seit dem 31.07.2018 auf ZDFneo wiederholt und ist über die → ZDFMediathek kostenlos abrufbar.
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