Regisseur Jamie Lloyd hat eines der bekanntesten Stücke Shakespeares auf die Bühne des Theatre Royal Drury Lane gebracht. Und die meisten werden MUCH ADO ABOUT NOTHING wahrscheinlich wegen der beiden international bekannten Hauptdarsteller angeschaut haben. Das Stück erzählt von zwei Liebespaaren im sizilianischen Messina: Eine Hochzeit steht an. Claudio (James Phoon) und Hero (Mara Huf) wollen heiraten und daher kommen alle Familien zusammen. Im Zuge der Feierlichkeiten treffen auch wieder Beatrice (Hayley Atwell) und Benedick (Tom Hiddleston) aufeinander. Beide leugnen, dass sie sich lieben und erfinden immer wieder Gründe, warum sie nicht zueinanderpassen. Als Don Pedro (Gerald Kyd) in der Stadt eintrifft, spinnt er eine Intrige, um Beatrice und Benedikt zusammenzubringen. Don Pedros finsterer Bruder Don John (Tim Steed) verfolgt jedoch eigene Pläne. Er verleumdet Hero als untreu, was zu unnötigem Drama am Traualtar führt.

Popkultur trifft Theaterklassiker
Dass hier nicht alles so „klassisch Shakespeare“ ist, merkt man direkt zu Beginn. Die Platzanweiser tanzen ausgelassen zu „Pump up the jam“ und „Rhythm of the night“, die aus den Boxen dröhnen. Die energiegeladene Atmosphäre zieht sich durch den gesamten Abend. Man sitzt unweigerlich schon mitwippend und mit einem breiten Grinsen im Saal, bevor auch nur ein einzelner Darsteller die Bühne betreten hat. MUCH ADO ABOUT NOTHING präsentiert sich nicht als verstaubter Klassiker, sondern als zeitgemäßes Spektakel. Lloyd nutzt geschickt die popkulturellen Verbindungen seiner beiden Hauptdarsteller. Als die Figuren versuchen, für sich zu werben, kommen Pappaufsteller von Loki und Peggy Carter zum Einsatz – ein Verweis auf die Rollen von Hiddleston und Atwell im Marvel Cinematic Universe. Dieser Fanservice ist für Uneingeweihte wahrscheinlich irritierend, funktioniert aber bei der Zielgruppe. Hiddleston und Atwell haben sichtbaren Spielspaß. Sie scheuen beide nicht vor Übertreibungen. Besonders im Gedächtnis geblieben ist Hiddlestons absichtlich schlechter Tanzstil. Schließlich hat er schon an anderer Stelle gezeigt, wie gut er das eigentlich draufhat.

Knallpink und voll Selbstironie
Die Inszenierung setzt auf minimalistische Ausstattung und maximale Spielfreude. Ein paar Stühle, ein paar überdimensionierte Masken, ein überdimensionales pinkes Herz im Bühneninneren, bonbonrosa Konfetti, das von der Decke regnet und den kompletten Bühnenboden bedeckt… Wenig Requisiten und einen starken Fokus auf den Inhalt – so kennt man die lloydschen Inszenierungen. Ähnlich war es auch schon 2019 bei BETRAYAL, ebenfalls mit Tom Hiddleston in der Hauptrolle. Das Publikum wird auch immer wieder zum Mitmachen animiert. Wenn Benedick Beatrice gegenüber behauptet, alle Frauen würden ihn lieben („I am loved of all ladies, only you excepted“), sucht Hiddleston mit sehnsüchtigem Blick Bestätigung im Zuschauerraum. Die weiblichen Fans reagieren prompt mit begeistertem Kreischen, worauf der Schauspieler mit einem stummen „thank you“ antwortet.

Unterhaltsame Leichtigkeit ohne tiefgründige Interpretation
Lloyds Inszenierung verzichtet bewusst auf eine Neuinterpretation des Shakespeare-Stoffs. Stattdessen setzt der Abend auf unbeschwerte Unterhaltung und schnelle Pointen. Der Abend bietet kurzweiligen Theaterspaß, der einfach nur gute Laune macht. Sie will schlicht unterhalten – und das gelingt ihr durchaus. Die Produktion hat keinen besonders hohen Anspruch und das war mir gerade im letzten Drittel etwas zu dürftig. Zwischen all den fluffig-lockeren Szenen gibt es nämlich auch ernste Momente, in denen beispielsweise Atwells Beatrice weinend auf der Bühne steht und verzweifelt ist. Das passt aber gar nicht zu dieser kunterbunten Friede-Freude-Eierkuchenwelt. Die schwankende Tonalität kam für mich an manchen Stellen etwas zu gekünstelt herüber. Letztendlich hält MUCH ADO ABOUT NOTHING, was der Titel verspricht: viel Spektakel um eine letztlich simple Geschichte. Die Kombination aus erstklassigen Darstellern, spielerischer Regie und der richtigen Portion Selbstironie sorgen für einen unterhaltsamen Theaterabend.
Gesehen am 4. März 2025 im Theatre Royal Drury Lane in London
8/10