Lee (2024)

Das neue Biopic LEE von Regisseurin Ellen Kuras kommt am 19. September in die deutschen Kinos. Als Pressebesucherin des Filmfests München hatte ich schon Gelegenheit, den Film vorab zu sehen. LEE erzählt die faszinierende Geschichte von Elisabeth „Lee“ Miller, packend verkörpert von Kate Winslet. Ausgehend von Millers Beziehung zu Roland Penrose (Alexander Skarsgård), einem Kunsthändler und der Liebe ihres Lebens, ist zunächst Lees recht stabiles Leben Thema. Gemeinsam ziehen Roland und Lee nach London, Penroses Heimatstadt, während sich in Europa der Zweite Weltkrieg ausbreitet. Zunächst findet Miller eine Anstellung als Modefotografin bei der britischen Vogue. Doch schon bald wird ihr klar, dass sie damit nicht glücklich ist. In einem mutigen Schritt beschließt sie, als Kriegsfotografin an die Front zu gehen. Unterstützt wird sie dabei von ihrer Chefredakteurin Audrey Withers (Andrea Riseborough), stößt aber aufgrund ihres Geschlechts in Armeekreisen zunächst auf Ablehnung. Die Wende kommt, als die amerikanischen Streitkräfte Miller die Chance geben, die sie sucht.

Szenenbild aus LEE / DIE FOTOGRAFIN - Lee Miller (Kate Winslet) - © Sky UK Ltd. / Kimberly French
Lee Miller (Kate Winslet) – © Sky UK Ltd. / Kimberly French

Hintergrund und Entstehung

Der Film basiert auf der 1985 von Antony Penrose veröffentlichten Biografie „The Lives of Lee Miller“. Er ist der Sohn der Protagonistin. Die Entstehungsgeschichte des Films ist ebenfalls ganz interessant: Regisseurin Ellen Kuras, die bereits mit Kate Winslet für ETERNAL SUNSHINE OF THE SPOTLESS MIND (dtsch. Titel „Vergiss mein nicht!“) und LITTLE CHILDREN zusammengearbeitet hatte, entdeckte zufällig ein Buch über Lee Miller. Sie bemerkte die Ähnlichkeit mit Winslet und schickt ihr das Buch zu. Jahre später kaufte Winslet einen antiken Tisch, der Miller gehörte und entdeckte in dem Zusammenhang das ihr zugesandte Buch wieder. Dies führte schließlich zur Realisierung des Filmprojekts. Doch auch das ging nicht ohne Turbulenzen einher. Winslet musste aus eigener Tasche zwei Wochen lang die Gehälter der Crew übernehmen, weil das Budget knapp war. Außerdem verletzte sich Winslet während der Dreharbeiten am Rücken, was zu Verzögerungen der Produktion führte.

Szenenbild aus LEE / DIE FOTOGRAFIN - Lee (Kate Winslet) untersucht mit  David E. Sherman (Andy Samberg) die Vorgänge. - © Sky UK Ltd. / Kimberly French
Lee (Kate Winslet) untersucht mit David E. Sherman (Andy Samberg) die Vorgänge. – © Sky UK Ltd. / Kimberly French

Ein gradliniges Biopic

Leider bleibt LEE in seiner Umsetzung hinter den Erwartungen zurück. Der Film präsentiert sich als traditionelles, eher uninspiriertes Biopic ohne eigene Note. Die Handlung entfaltet sich größtenteils ohne besondere Spannungsmomente, mit Ausnahme eines etwas überraschenden Endes. Drehbuch, Inszenierung und die Arbeit der verschiedenen Departments bewegen sich auf einem soliden, aber nicht herausragenden Niveau. Dies führt dazu, dass der Film die beabsichtigte emotionale Wirkung nicht vollständig erreicht. Die im Abspann gezeigten Originalbilder von Miller unterstreichen zwar die Authentizität der dargestellten Geschichte, allerdings liefern die Bilder selbst wenig Momente, an die man sich zwei Wochen nach dem Kinobesuch noch besonders erinnert.

Szenenbild aus LEE / DIE FOTOGRAFIN - David (Andy Samberg) und Lee (Kate Winslet) - © Sky UK Ltd. / Kimberly French
David (Andy Samberg) und Lee (Kate Winslet) – © Sky UK Ltd. / Kimberly French

Kate und Andy, ein Traumpaar

Ein Lichtblick des Films ist zweifellos Kate Winslet in der Hauptrolle. Sie trägt den Film mühelos und liefert eine herausragende schauspielerische Leistung ab. Winslet beherrscht die Gratwanderung in ihrer Darstellung einer Frau, die Zeugin von allerhand Grausamkeiten wird, und einer, die sich selbst emotional immer weiter davon entfernt, um die Realität noch ertragen zu können. Eine angenehme Überraschung bietet zudem Andy Samberg in seiner bisher dramatischsten Rolle als Fotojournalist → David E. Sherman. Seine Darstellung zeigt eine neue Facette des sonst für komödiantische Rollen bekannten Schauspielers. Auch wenn er erst gegen Mitte des Films auftaucht, möchte man ihn schnell nicht mehr missen. Trotz seiner recht einfachen Aufmachung weckt der Film aber Interesse an der faszinierenden Persönlichkeit Lee Millers und regt zur weiteren Recherche an. Für Zuschauende, die Millers Geschichte noch nicht kennen oder sich dafür begeistern können, bietet der Film durchaus Unterhaltung. Allerdings fehlt ihm die Tiefe und Originalität, die nötig wären, um als wirklich gelungenes filmisches Denkmal für Lee Miller zu gelten.

LEE / DIE FOTOGRAFIN ist ab 19.09.2024 in den deutschen Kinos zu sehen.

7/10

Bewertung: 7 von 10.

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