Es ist ein unkonventioneller Film, den Regisseur Pablo Larraín da geschaffen hat. Und so richtig wusste ich auch lange Zeit nicht, wie ich einsteigen soll. JACKIE ist so sperrig, was im Bereich des Biopics schon echt ein Kunststück ist. Der Film ist eine Mischung aus historischem Bildmaterial und fiktionalem Nacherzählen wichtiger Momente aus dem Leben der ehemaligen First Lady Jackie Kennedy. Die Rahmenhandlung beginnt Ende November 1963 in Hyannis Port. Eine Woche nach der Ermordung ihres Ehemanns John F. Kennedy trifft Jacqueline Kennedy (Natalie Portman) auf dem Sommersitz der Kennedy-Familie mit einem Journalisten (Billy Crudup) zusammen. Im Verlauf des Interviews erinnert sie sich an das Attentat auf ihren Mann und ihre Rückkehr ins Weiße Haus. Mit dem Tod des Präsidenten endet der Schrecken für die unter Schock stehende Frau allerdings nicht. In den nächsten Tagen bis zu JFKs Beerdigung vier Tage später kursieren Gerüchte über den Hintergrund des Mordes, es wird nach dem Killer gefahndet und die First Lady muss vor den Augen ihrer Nation Stärke beweisen. Im Gespräch mit einem irischen Priester (John Hurt) hadert Jackie mit ihrem Schicksal.
Positives Licht
Ein eigenartiger Film. Von Biopics bin ich eigentlich gewohnt, dass die betreffende(n) Person(en) in möglichst positivem Licht dargestellt wird/werden. Dieses Biopic ist da anders. JACKIE macht gar nicht erst den „Fehler“ zu glorifizieren. Er schaut einfach drauf. Ohne Vorurteile und falsche Zementierung eines Kultstatus. Die drei Zeitebenen verschwimmen bald zu einem irrierenden Bild. Das brave Frauchen, die First Lady, die das Weiße Haus neu dekoriert. Die trauernde Ehefrau, die mit dem gewaltsamen Tod ihres Mannes fertigwerden muss. Die kühle und kalkulierende Strategin, die das Vermächtnis ihres Mannes verwaltet. All das mag nicht zusammenpassen und ergibt auch am Ende keingroßes Ganzes. Vielleicht könnte man JACKIE deshalb auch als Anti-Biopic bezeichnen. Der Film ist eher eine Charakterstudie, ein Film über den Umgang mit unvorhersehbaren Ereignissen, über den Umgang mit Trauer und dem Verlust eines geliebten Menschen. In einer seiner letzten Rollen sehen wir John Hurt als Priester. Es sieht echt komisch aus, wenn er am offenen Grab steht. Und dann ist da noch Natalie Portman, die einfach grandios spielt und alle Widersprüche ihrer Figur einfach „sein lässt“. Und auch wenn die Kamera förmlich an den Gesichtern klebt, am Ende des Films hat man nicht das Gefühl die porträtierte Person, also Jackie Kennedy, wirklich zu kennen. So richtig sympathisch ist sie auch nicht. Und doch irgendwie spannend.
5/6 bzw. 8/10
Trailer: © Tobis
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