Filme mit der Suche nach „dem Einen“ oder „der Einen“ gibt es viele. Und so kitschig die auch sind, so unrealistisch ist es, dass man nur die eine Person finden muss, die einen glücklich macht, um bis zum Lebensende froh und zufrieden zu sein. Jetzt kommt ICH BIN DEIN MENSCH mit genau diesem Versprechen um die Ecke. In nicht zu weit entfernter Zukunft gibt es Partnerschafts-Roboter, die „ihrem“ Menschen jeden Wunsch von den Lippen ablesen können. Obwohl die Wissenschaftlerin Alma (Maren Eggert) wenig davon hält, erklärt sie sich bereit, für die Ethikkommission einen Bericht zur Frage abzugeben, ob man humanoide Roboter in Deutschland zulassen soll, und am dafür nötigen Experiment teilzunehmen. Obwohl Liebe das Letzte ist, was sie aktuell in ihrem Leben gebrauchen kann, nimmt sie den Partnerschaftsroboter Tom (Dan Stevens) bei sich auf. Eigentlich will Alma mit Tom möglichst wenig Zeit verbringen um weiter ungestört ihrem hektischen Alltag nachgehen zu können. Doch das ist gar nicht so einfach, denn Tom ist darauf programmiert, der perfekte Partner für sie zu sein.
Der Partner meiner Träume
Es ist schon eine verlockende Idee, die Autorin Emma Braslavsky in ihrer Erzählung da skizziert hat. Die Idee, dass man sich tatsächlich den Partner seiner Träume „backen“ kann. „Tom“ wird nach den Wünschen von Alma zusammengebastelt und das Endergebnis kommt in Form von Dan Stevens daher. Der redet den ganzen Film hinweg ein mit britischem Akzent eingefärbtes Deutsch. Als ihn Alma fragt, warum Tom denn ausgerechnet eine Brite sei, antwortetet dieser, dass die Tests ergeben hätten, dass Alma Männer bevorzugt, die etwas „leicht Fremdes haben. Nicht einheimisch, aber auch nicht exotisch. Briten eben“. Besonders gelungen ist die Charakterentwicklung. Während Tom zu Beginn seiner Beziehung mit Alma noch schnulzige Sätze von sich gibt wie „Deine Augen sind wie zwei Bergseen, in denen ich versinken vermöchte“, lernt die künstliche Intelligenz rasch dazu. „Bald werde ich mit einer viel höheren Trefferquote Dinge tun und sagen, die dir gefallen. Bald ist jeder Schuss ein Treffer!“ verkündet Tom vollmundig.
Mensch meets Maschine oder: Transparenz
Besonders gelungen finde ich storytechnisch auch die Tatsache, dass nahezu alle Figuren im Film wissen, dass es sich bei Tom um einen Roboter handelt. Auch er weiß es. In anderen Filmen hätte man wahrscheinlich einen Wendepunkt kreiert, in dem die tragische Heldin herausfindet, dass ihr Geliebter eine Maschine ist und es dann zu einem Gewissenskonflikt kommt. Aber hier ist alles transparent und trotzdem gibt es eine packende Dramaturgie. Die ergibt sich meist aus dem Zusammenspiel von anderen Menschen, die auf Tom reagieren. Kinder erkennen den Unterschied gar nicht, aber Erwachsene sind fasziniert und irritiert gleichermaßen. Ein Bekannter von Alma fasst Tom sogar ganz ungeniert in die Haare.
Verdammt hohe Trefferquote
Regisseurin Maria Schrader gelingt in ICH BIN DEIN MENSCH eine gute Balance zwischen Humor und Tragik, die fast durchgehend den ganzen Film trägt. Das liegt nicht zuletzt auch an ihrem exzellenten Ensemble. Maren Eggert und Dan Stevens sind einfach ein grandioses Gespann. Dan Stevens meistert nicht nur die deutsche Sprache, sondern gelingt ihm auch schauspielerisch die Transformation vom sterilen Liebesroboter hin zum „Alma-Versteher“. Gleichermaßen begeistert auch Maren Eggert mit ihrer genervten Anti-Haltung, die den Szenen immer die gewisse Würze verleiht. Auch Sandra Hüllers kleine Nebenrolle als Therapeutin behält man definitiv noch länger im Gedächtnis.
9/10
Am 23. September 2021 erscheint der Film auch auf DVD, Blu-Ray und als digitaler Download. Am 15.09. 2021 wurde bekanntgegeben, dass ICH BIN DEIN MENSCH der deutsche Beitrag ins Rennen um den Oscar in der Kategorie „Bester Internationaler Spielfilm“ gehen wird.