Diese Kritik enthält in der zweiten Hälfte Spoiler.
Selten schafft es ein Film schon mit seinem Titel als Synonym für ein Phänomen zu stehen. Der im Englischen recht unspektakulär klingende Filmtitel GROUNDHOG DAY wurde im Deutschen zu UND TÄGLICH GRÜßT DAS MURMELTIER. Seitdem werden wiederkehrende Ereignisse oder auch das Déjà-vu als psychologisches Phänomen immer wieder mit der “Und täglich grüßt…”-Floskel angedeutet. Auch im englischen Sprachgebrauch wird der Originaltitel als Beschreibung für eine sich wiederholende, unangenehme Situation benutzt. Das Murmeltier im Namen bezieht sich dabei auf den 2. Februar, den so genannten Tag des Murmeltiers. Um eine Vorhersage über das Fortdauern des Winters zu treffen, werden an mehreren Orten in den USA öffentlich und teilweise im Rahmen von Volksfesten Waldmurmeltiere zum ersten Mal im Jahr aus ihrem Bau gelockt. Wenn das Tier „seinen Schatten sieht“, d.h. wenn die Sonne scheint, soll der Winter noch weitere sechs Wochen dauern. Eben an jenem 2. Februar soll der grantige Wettermann Phil Connors (Bill Murray) zusammen mit Produzentin Rita (Andie MacDowell) und Kameramann Larry (Chris Elliott) vom fiktiven Fernsehsender WPBH-TV 9 aus Pittsburgh nach Punxsutawney in Pennsylvania um einen Fernsehbeitrag über das wettervorhersagende Murmeltier zu machen. Connors ist alles andere als begeistert von diesem Auftrag. Hätte er doch viel besseres zu tun als über dieses alberne Ereignis zu berichten, sagt er. Diesen Unmut bekommen auch Rita und Larry zu spüren. Phil will einfach nur noch weg. Doch da der Highway durch einen aufziehenden Schneesturm blockiert wird, ist Phil gezwungen, den Rest des Tags zu bleiben und noch einmal dort zu übernachten. Am nächsten Morgen ist es wieder der 2. Februar. Erst glaubt er noch an einen Scherz, doch Phil merkt schnell, dass er in einer Zeitschleife gefangen ist. Einige Tage später versucht Phil Kapital aus seiner misslichen Lage zu schlagen und versucht Rita zu verführen. Doch dies gelingt nie. Daraufhin beginnt für Phil eine Phase der Depression. Er versucht sich umzubringen, doch auch das gelingt ihm nicht.
Vom Saulus zum Paulus und die Frage nach Gott
Im Grunde hat der Film eine sehr christliche Botschaft, denn Phil Conners wandelt sich durch die Zeitschleife vom Saulus zum Paulus, vom Grantler zum Wohltäter. Erst als er seine Wiederholungstage dazu nutzt, sein Umfeld kennen- und schätzenzulernen (Phil kennt nach einer Weile alle Bürger von Punxsutawney beim Namen), sich dabei aber auch selbst nicht zu vergessen (Phil lernt Klavier und das Schnitzen von Eisskulpturen), bekommt er eine Chance auf einen 3. Februar. Die Frage, die sich stellt und die auch innerhalb des Films unbeantwortet bleibt, wer denn tatsächlich der Entscheider, das Mastermind, hinter der Zeitschleife ist. Und warum selbst ein Selbstmord ihn nicht aus seiner monotonen Lage befreit. Phil bezeichnet sich Rita gegenüber aufgrund seiner Unsterblichkeit auch als Gottheit: „I’m a god, not the god.“ Dies lässt die Frage offen, wer dann „the god“ ist.
Nette Liebeskomödie
Ohne Frage steckt UND TÄGLICH GRÜßT DAS MURMELTIER voller guter Ideen und Gags, allerdings ist die Zeitschleife nur Mittel zum Zweck. Und der Zweck ist die anbahnende Liebesbeziehung zwischen Rita und Phil. Dadurch wirkt der Film besonders gegen Ende etwas kitschig. Bill Murray spielt die Wandlung vom genervten Unsympath zum liebenswerten Trottel glaubhaft und gut. Davon abgesehen muss man Bill Murray einfach gern haben. Man gönnt seiner Figur nach der ganzen Odysee, den Hochs und Tiefs, die eine Zeitschleife mit sich bringt, einfach das Happy End. Chris Elliott, den das jüngere Publikum wahrscheinlich durch seine Rolle als Lilys Vater in HOW I MET YOUR MOTHER kennen wird, ist ebenfalls ein liebenswerter Chaot, dem allzu viel Kontakt mit der Damenwelt aber nicht vergönnt wird. Und Mrs. L’Oreal Andie MacDowell fällt die Rolle der Vermittlerin zwischen beiden Männern, der Zuhörerin und des Love Interests zu. Der positive Ausgang der Geschichte ist recht vorhersehbar, der Weg dorthin aber durchaus sehenswert.
(4/6)
Es gibt einfach so Filme, bei denen nicht viel erklärt werden muss, einfach weil sie Spaß machen sollen. Dieser hier ist so ein Beispiel. Ich habe mich tatsächlich nie gefragt, was es denn eigentlich mit der Zeitschliefe auf sich hat, warum ausgerechnet Murrays Charakter darin landet, und wer dafür verantwortlich ist.
Heute zerpflücke ich ja irgendwie alles und stoße dadurch einfach auf jede Menge Logiklöcher, die mich dann auch stören und mir einen Film schon mal kaputt machen. Ich glaube, früher habe ich Filme einfach noch leichter genossen. Würde ich den heute zum ersten mal sehen, würde ich wahrscheinlich alles hinterfragen.
Also ich kannte den Film vorher nicht bzw. nur den Titel. Es ist durchaus möglich, dass ich als Kind der 90er da einen völlig anderen Blick auf die Dinge habe, aber genau das finde ich spannend, wenn man Filme von Anno-Dazumal mit den „heutigen Augen“ (an CGI und schnelle Schnitte gewöhnt) schaut.
Keine Frage. Das meine ich ja. Sehgewohnheiten ändern sich. Ich glaube ja, dass ich viele alte Filme, die ich immer noch super finde, ohne die nötige Nostalgie einfach nicht mehr gucken könnte. Man ist einfach ein anderes Tempo, andere Strukturen, andere Effekte usw gewohnt. Man nehme nur mal Alfred Hitchcock. Die Filme sind immer noch grandios, aber ich kann auch jeden verstehen, der dabei nen Lachkrampf kriegt, wenn da mal wieder eine unfassbar billige Photoshop-Actionszene kommt.
<3 Einfach ein toller Film, den ich immer wieder gerne sehe – und schon viel zu lange nicht mehr angeschaut habe.
„Nett“ ist natürlich zweischneidig: klingt gönnerhaft und doch ein wenig gemein. Mag der Film am Ende vlt zu gediegen ausgefallen sein. Die Resonanz auf ihn – mehr als 20 Jahre nach seinem Entstehen – beweisen eines: Es ist vielleicht die einzige intelligente Kömödie der 1990er Jahre, die noch immer Bestand hat. Und das muss man erstmal hinbekommen,
„Nett“ sind für mich Filme, die durchaus was Schönes haben, die aber dann wenig daraus machen. In diesem konkreten Fall meine ich die Liebesgeschichte. Schon recht früh nutzt Phil seine Zeitschleife dazu um Rita zu umgarnen und damit ist auch schon klar, wohin die Reise geht. Das meinte ich mit „nett“.
Alles tutti, war im Nitpicking-Mode.