Furiosa: A Mad Max Saga (2024)

Als MAD MAX: FURY ROAD 2015 die Kinoleinwände eroberte, erwarteten viele Zuschauer ein weiteres actiongeladenes Abenteuer des ikonischen Max Rockatansky. Doch überraschenderweise rückte der Film eine andere Figur ins Rampenlicht: Imperator Furiosa, verkörpert von Charlize Theron. Mit ihrer entschlossenen Haltung und ihrem komplexen Charakter hinterließ sie einen bleibenden Eindruck und stahl Max in vielerlei Hinsicht die Show. Und weil Hollywood immer noch gerne Prequels und Sequels mag, wundert es niemanden mehr, dass nun mit FURIOSA ein Film entstanden ist, der sich ganz auf sie konzentriert. Regisseur George Miller erzählt nun ihre Vorgeschichte. Die junge Furiosa (Alyla Browne) wird von einer Bande kriegerischer Plünderer entführt, angeführt von dem grausamen Warlord Dementus (Chris Hemsworth). Im Lager von Dementus muss Furiosa ihre Fähigkeiten und ihren Mut unter Beweis stellen um zu überleben. Sie (Anya Taylor-Joy) landet schließlich in den Händen von Immortan Joe (Lachy Hulme). Dabei trifft sie auf Praetorian Jack (Tom Burke). Als Dementus Krieg mit Immortan Joe anzettelt, geraten die beiden zwischen die Fronten.

Szenenbild aus FURIOSA: A MAD MAX SAGA (2024) - Dementus (Chris Hemsworth) und seine Lakaien. - © 2024 Warner Bros. Entertainment Inc. All Rights Reserved
Dementus (Chris Hemsworth) und seine Lakaien. – © 2024 Warner Bros. Entertainment Inc. All Rights Reserved

Mein Gott, ist die Endzeit schön!

MAD MAX: FURY ROAD konnte 2016 mehrere Oscars in den technischen Kategorien gewinnen. Und auch FURIOSA wird wohl erneut den ein oder anderen Goldjungen abstauben. Besonders Kamera, Produktionsdesign, Kostüme und Makeup, Schnitt, Stunt und Sounddesign sind absolut erstklassig und tragen wesentlich zur intensiven Atmosphäre des Films bei. Besonders empfehlenswert ist zudem auch eine Vorstellung mit Dolby Atmos, da die Vibrationen der Motoren die Sitze zum Beben bringen und eine tiefere Immersion schaffen. Ungewöhnlich ist auch die Kapitelstruktur. Aufgeteilt in 5 Kapitel, die sich über fast zweieinhalb Stunden erstrecken, erzählt Miller eine packende Origin-Story.

Szenenbild aus FURIOSA: A MAD MAX SAGA - Rictus Erectus (Nathan Jones), Scrotus (Josh Helman) und Immortan Joe (Lachy Hulme) - © 2024 Warner Bros. Entertainment Inc. All Rights Reserved
Rictus Erectus (Nathan Jones), Scrotus (Josh Helman), Immortan Joe (Lachy Hulme) und der People Eater (John Howard) – © 2024 Warner Bros. Entertainment Inc. All Rights Reserved

It’s a men’s world

Chris Hemsworth, der aufgrund seiner Knollennase nicht gleich als solcher zu erkennen ist, liefert eine sehenswerte Performance als Dementus ab. Seine Rolle ist weit entfernt von superheldenhaften Auftritten, obwohl er auch hier wieder einen Umhang trägt. Doch der Fallschirmstoff hängt meist nur lustlos an ihm herunter und lässt ihn nicht wie einen starken Anführer wirken. Obwohl er zweifelsfrei das Sagen hat, wirkt er häufig unbeholfen und lächerlich. Insbesondere, wenn er mit einem in Ketten gelegten Teddybär im Schritt seine Lakaien befehligt. Hemsworths Spielfreude daran, aus den gewohnten Bahnen auszubrechen, ist deutlich spürbar. Die Frage, warum Charlize Theron nicht in ihre Rolle zurückkehrt, beantwortet sich durch die großartige Leistung von Anya Taylor-Joy. Beide Schauspielerinnen bringen unterschiedliche Qualitäten in die Rolle ein und machen sie dadurch noch facettenreicher. Im direkten Vergleich muss ich aber sagen, dass mir Theron etwas mehr taugt – schlichtweg, weil Theron mehr Lebenserfahrung mitbringt als Taylor-Joy, die häufig noch zu weich für die toughe Rolle wirkt. Eine besondere Entdeckung war für mich Tom Burke als raubeiniger Praetorian Jack. Burke macht trotz einer vergleichsweise kleinen Rolle einen starken Eindruck durch seine stoische Ruhe auch in schwierigsten Situationen. Mit ihm möchte man gerne auf der Fury Road unterwegs sein.

Szenenbild aus FURIOSA: A MAD MAX SAGA (2024) - Furiosa (Anya Taylor-Joy) und Praetorian Jack (Tom Burke) - © 2024 Warner Bros. Entertainment Inc. All Rights Reserved
Furiosa (Anya Taylor-Joy) und Praetorian Jack (Tom Burke)- © 2024 Warner Bros. Entertainment Inc. All Rights Reserved

Brauchen wir das Spektakel?

Dementus philosophiert tatsächlich auch. „We are the already dead.“ Er schlussfolgert dann: Wir brauchen das Spektakel und den Kampf um uns lebendig zu fühlen, weil wir eh schon alle tot sind. Abschließend fragt er Furiosa: „Do you have it in you to make it epic?“ Hier scheint sich der Film selbst eine Frage zu stellen und die Antwort ist ja. Episch ist FURIOSA auf jeden Fall. Diese Schlussfolgerung kann aber auch als kritischer Kommentar auf das Publikum des Films gedeutet werden. Ist das Publikum tot und sucht im Action-Spektakel des Films nach einem Gefühl der Lebendigkeit? Ein weiterer Aspekt, über den es sich nachzudenken lohnt, sind die Prioritäten, die hier gesetzt werden. Der Film zeigt drei Fraktionen – The Citadel, The Bullet Farm und Gastown – die jeweils unterschiedliche Ressourcen produzieren: Wasser und Lebensmittel, Waffen und Patronen sowie Benzin. Somit ist klar, welche Werte und Prioritäten in einer postapokalyptischen Gesellschaft bestehen. Gleichzeitig bietet sie einen aktuellen Bezug zur modernen Welt, in der Ressourcenknappheit und deren Verteilung ebenso zentrale Themen sind.

Szenenbild aus FURIOSA: A MAD MAX SAGA (2024) - Praetorian Jack (Tom Burke) und Furiosa (Anya Taylor-Joy) - © 2024 Warner Bros. Entertainment Inc. All Rights Reserved
Praetorian Jack (Tom Burke) und Furiosa (Anya Taylor-Joy) – © 2024 Warner Bros. Entertainment Inc. All Rights Reserved

Im Schatten von FURY ROAD

Trotz der beeindruckenden audiovisuellen Präsentation und der starken schauspielerischen Leistungen weist der Film auch ein paar Schwächen auf. Das letzte Drittel des Films hat seine Längen, die etwas Luft aus der ansonsten recht packenden Erzählung lassen. Zudem muss sich der Film die Vergleiche mit FURY ROAD gefallen lassen. FURIOSA ist sehr viel textlastiger als sein Vorgänger, was nicht jedem gefällt. Auch der Mangel an Überraschungen ist natürlich für Fans des Vorgängers programmiert, denn die Kenner wissen bereits, welche Charaktere in FURY ROAD auftauchen und somit auch, wer überlebt. Dies reduziert die Spannung und Vorhersehbarkeit der Handlung etwas. Grundsätzlich hat man aber mit FURIOSA einen unterhaltsamen Kinoabend, den man auch unbedingt im Kino sehen sollte, wenn man denn Lust auf diese postapokalyptische Welt hat.

Und weil ich die Frage schon bekommen habe: Muss man MAD MAX: FURY ROAD gesehen haben um FURIOSA zu genießen? Nein! Nachdem FURIOSA chronologisch vor der Handlung von FURY ROAD spielt, kann man beide Filme auch einzeln sowie in umgekehrter Reihenfolge anschauen.

8/10

Bewertung: 8 von 10.

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