Nach mehreren gescheiterten Versuchen, Marvels Superheldenfamilie würdig auf die Leinwand zu bringen, wagt sich Regisseur Matt Shakman erneut an das schwierige Unterfangen heran. FANTASTIC FOUR: FIRST STEPS verspricht nicht nur vom Titel her einen Neuanfang für die legendären Vier. Er siedelt die Geschichte diesmal in einem retrofuturistischen 60er-Jahre-Setting an. Die Geschichte folgt den vier Wissenschaftlern Reed Richards (Pedro Pascal), Sue Storm (Vanessa Kirby), Johnny Storm (Joseph Quinn) und Ben Grimm (Ebon Moss-Bachrach), die nach einem missglückten Weltraumexperiment mit übermenschlichen Kräften zurückkehren. Reed kann seinen Körper wie Gummi dehnen, Sue wird unsichtbar und kann Kraftfelder erzeugen, Johnny verwandelt sich in eine menschliche Fackel und Ben mutiert zu einem steinernen Koloss. Als die mysteriöse Silver Surferin (Julia Garner) auf der Erde auftaucht und die Ankunft des planetenfressenden Galactus (Ralph Ineson) ankündigt, müssen die Vier zusammenarbeiten, um die Menschheit zu retten.

Die Chemie ist da, aber…
Das Casting hat tatsächlich einen guten Job gemacht. Die vier Hauptdarsteller harmonieren gut miteinander und entwickeln eine glaubwürdige Gruppendynamik. Besonders Ebon Moss-Bachrach und Joseph Quinn haben sichtlich Freude an ihren Rollen und bringen Ben Grimms mürrische Herzlichkeit sowie Johnny Storms jugendliche Unbekümmertheit authentisch rüber. Leider wirken Vanessa Kirby als schwangere Sue Storm und Pedro Pascal in seiner Rolle als Reed Richards merkwürdig unterfordert. Das größte Problem liegt jedoch im Drehbuch, das voller Logiklöcher steckt und seinen Charakteren nicht gerecht wird. Ganze vier Drehbuchautoren waren an diesem Film beteiligt und wieder einmal stimmt das Sprichwort: Viele Köche verderben den Brei. Reed Richards gilt in den Comics als einer der brillantesten Köpfe der Erde, doch hier entwickelt er konstant haarsträubende Pläne, die alle von Glück und reinem Zufall abhängen, so dass man sich ernsthaft fragt, wie jemand mit diesem Intellekt überhaupt einen Doktortitel haben kann.

Schwache Antagonisten
Auch hier waren die Drehbuchautoren leider nicht besonders kreativ. Shalla-Bal, die Silver Surferin, bekommt zumindest eine eindimensionale Hintergrundgeschichte. Die wird aber nur offengelegt, weil Johnny derart von der silbernen Frau fasziniert ist und sich auf eigene Faust auf die Recherche macht. Julia Garner gibt zwar ihr Bestes, doch ihre Figur benötigt kaum Überzeugungsarbeit, um sich gegen ihren Anführer, den allmächtigen Herrscher Galactus, zu wenden. Galactus hingegen überzeugt fast ausschließlich nur mit Schauwerten, also in erster Linie seiner Körpergröße. Obwohl es hier Ansätze von Diplomatieversuchen zwischen den Fantastic Four und Galactus gibt, scheitern die relativ schnell. Galactus macht auch kein adäquates Gegenangebot. Man erfährt auch nicht so richtig viel von seiner Motivation. FANTASTIC FOUR: FIRST STEPS scheut sich vor komplexeren moralischen Konflikten, die in der Story definitiv zu finden wären. Stattdessen wählt man hier einen absurd-einfachen Lösungsweg um die Geschichte zu einem Ende zu bringen.

Zurück im Durchschnitt
Positiv hervorzuheben ist definitiv das futuristische 60er-Jahre-Setting, das dem Film eine packende Atmosphäre verleiht und ihn von den vorherigen Fantastic Four-Verfilmungen abgrenzt. Regisseur Matt Shakman schafft mit FANTASTIC FOUR: FIRST STEPS einen Film, der weder ein kompletter Reinfall noch eine Rückkehr zu alter Form ist. Der Film funktioniert dann am besten, wenn er seine vier Hauptcharaktere einfach miteinander interagieren lässt und das nostalgische Setting auskosten kann. Sobald aber die Handlung ins Zentrum rückt, offenbaren sich die Schwächen des schlampigen Drehbuchs. Es bleibt ein zwiespältiger Eindruck. Für Fans der Charaktere reicht es für einen unterhaltsamen Kinoabend, aber ein wirklich überzeugender Neustart sieht wirklich anders aus.
Der Film läuft aktuell noch im Kino. Informationen zum Heimkinostart oder Start auf dem Streamingdienst Disney+ habe ich nicht gefunden. Erste Prognosen gehen von Herbst 2025 aus.
6.5/10



