Wenn mir vor einigen Jahren jemand gesagt hätte, dass Matthew McConaughey irgendwann mal einen Oscar gewinnen würde, hätte ich ihn ausgelacht. McConaughey gehörte für mich immer zur Sorte Schauspieler, die mich nicht sonderlich interessiert. Es ist ein hübscher Kerl mit einer wohlig-warmen Stimme, allerdings auch einem derart starken Akzent, den man als Nicht-Muttersprachlerin selten bis gar nicht versteht. Besonders nicht in DALLAS BUYERS CLUB. Der Film spielt 1985 bis 1987 in Dallas, Texas. Nach einem Arbeitsunfall erhält Ron Woodroof (Matthew McConaughey) in der Klinik die Diagnose mit HIV infiziert zu sein. Seine Lebenserwartung beträgt einen Monat. Woodroof akzeptiert die Diagnose nicht und entlässt sich selbst aus der Klinik.
Er beginnt über die Krankheit zu recherchieren. Woodroof bekommt den Tipp, einen amerikanischen Arzt ohne Zulassung in Mexiko aufzusuchen. Dieser verabreicht dem Kranken Medikamente, die von der amerikanischen Arzneimittelbehörde nicht zugelassen sind, aber bei behandelten Patienten Erfolge zeigen. Weil die „alternativen Medikamente“ ihm so gut helfen, möchte Woodroof sie auch anderen kranken Menschen zugänglich machen. Nicht allein aus Menschenfreundlichkeit, sondern auch um sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Er beginnt, die Medikamente in die USA zu schmuggeln. Der Verkauf ist illegal und mit sehr hohen Strafen belegt. Nicht illegal hingegen ist es, eine Dosis für 90 Tage für den Eigenbedarf einzuführen, ebenso wie das Verschenken dieser Medikamente. Deshalb gründet Woodroof zusammen mit der ebenfalls AIDS-kranken Transfrau Rayon (Jared Leto) eine Käufergemeinschaft. Dieser Dallas Buyers Club besorgt gegen einen monatlichen Mitgliedsbeitrag von 400 $ die benötigten Medikamente und verteilt sie kostenlos an die HIV-erkrankten Mitglieder des Clubs.
Der unsympathische „Held“
Es ist schon Ironie des Schicksals, dass ausgerechnet ein homophober, heterosexueller Arbeiter an einer Krankheit erkrankt, die damals vorrangig Homosexuellen zugeschrieben wurde. Zu gut um wahr zu sein. Und genau so ist es auch. Woodroof war → offen bisexuell und somit ist auch klar, dass weite Teile einschließlich der Motivation Woodroofs erfunden wurden. Ob man hier überhaupt noch von einem Biopic sprechen kann, muss man tatsächlich fragen, denn auch Rayon und Dr. Saks ist komplett erfundene Figuren. Matthew McConaugheys Porträt ist rührend. Der Kampf um das eigene Leben wirkt glaubhaft.
Nicht nur, weil McConaughey abgemagert absolut schrecklich ausschaut, sondern weil die Grundstimmung einfach passt. Woodroof wird nicht unbedingt als sympathischer Zeitgenosse dargestellt. Dennoch folgt man ihm als Protagonisten, auch wenn man ihn nicht mag. Zu krass ist die Diagnose Aids. Wer hätte da kein Herz? Und trotzdem ist einem der gute Mann nie ganz sympathisch. Er schmuggelt Medikamente über die Grenze, er schlägt daraus Profit. Er betrügt das System. McConaughey gelingt es seiner Figur Tiefe zu geben ohne dabei falsches Mitleid zu erzeugen oder sie der Lächerlichkeit preiszugeben.
Jared Leto und die 250 $ Budget
Und als wäre das schon nicht überzeugend genug, gibt es da auch noch Jared Leto als Rayon. Dass der US-Amerikaner zu den besten Schauspielern derzeit gehört, steht außer Frage. Auch in DALLAS BUYERS CLUB glänzt er wieder. Neben McConaughey bekam auch Leto einen Oscar für die beste Nebenrolle genauso wie Adruitha Lee und Robin Mathews für das beste Makeup und Hairstyling.
Das ist dahingehend interessant, da das Gesamtbudget des Films extrem niedrig war, sodass für Makeup und Haare nur ein Budget in Höhe von 250 $ zur Verfügung stand. Die Visagisten kamen damit aber aus – was wohl auch angesichts der abgemagerten Visagen von Leto und McConaughey kein großes Problem war – und bekamen einen Oscar. Wenn man die historischen Ungenauigkeiten und Umdeutungen mal ignoriert, ist DALLAS BUYERS CLUB ein schmerzliches und mitunter sehr berührendes Drama.
5/6 bzw. 8/10
Trailer: © Ascot Elite Filmverleih