Die Fortsetzungen und Sequels werden nicht weniger. Natürlich gibt es jetzt auch eine Fortsetzung für den ROCKY-Franchise und diese kam bei mir – eigentlich einem Sport(film)-Muffel – überraschend gut an. Rocky Balboa (Sylvester Stallone), der in Philadelphia ein Restaurant führt, bekommt eines Tages Besuch von dem jungen Boxer Adonis „Donnie“ Johnson (Michael B. Jordan). Der ist der Sohn des ehemaligen Weltmeisters im Schwergewicht Apollo Creed. Seinen Vater hat er zwar nie kennengelernt, aber sein Talent für das Boxen bereits bei illegalen Kämpfen in Mexiko bewiesen. Seinen Bürojob hat er hingeworfen um in die Fußstapfen seines Vaters zu treten. Jetzt fehlt nur noch ein guter Trainer und wer wäre hierfür besser geeignet als ein guter Freund seines Vaters. Rocky ist anfangs nicht begeistert, doch Donnie gelingt es Rocky zu überzeugen und so trainieren sie für den Kampf gegen den amtierenden Boxmeister „Pretty“ Ricky Conlan (Tony Bellew). Moralische Unterstützung bekommt Donnie nicht nur von Rocky, sondern auch von seiner Nachbarin, der Sängerin Bianca (Tessa Thompson).
Starker Start, zähe Mitte, knackiger Schluss
Um CREED vollends genießen zu können, muss man nicht zwangsläufig den kompletten ROCKY-Kanon in Gedanken parat haben. Es reicht völlig, wenn man irgendwann mal in seinem Leben die ikonische Trainingssequenz von Rocky gesehen hat, der die Treppen zum Philadelphia Museum of Art hinaufläuft um dort → in Siegerpose auf die Stadt zu blicken. Zum ersten Mal in der ROCKY-Historie war Sylvester Stallone nicht am Drehbuch beteiligt. So blieb abzuwarten, was Regisseur Ryan Coogler und dessen Mitdrehbuchautor Aaron Covington aus der Rolle machen. Stallone hatte eigentlich nicht mehr vor in die Rolle des Rocky Balboa zu schlüpfen, ließ sich aber von Coogler doch überzeugen. Die Zusage war wohl auch dem Drehbuch geschuldet, da Rocky hier nicht mehr boxen muss, sondern meist nur als hilfreicher Ratgeber dabeisteht, während Donnie ackert und kämpft. CREED wurde der bislang längste Film im ROCKY-Kanon und diese Länge merkt man dem Film leider auch an. Besonders im Mittelteil zieht sich die Story sehr. Hier werden Themen wie das Vermächtnis des eigenen Vater und die innere Bestimmung wiederholt und bekräftigt, auch wenn die eigentliche Motivation der Hauptfigur seinen Bürojob zu kündigen um Boxer zu werden nie vollständig plausibel erklärt wird.
Das Mysterium der Preisverleihungen
Überraschend ist doch, dass Sylvester Stallone bei sämtlichen Preisverleihungen so oft nominiert war und dann teilweise auch noch gewonnen hat, während der Restcast eine ebenso bemerkenswerte Leistung abgeliefert hat. Was Michael B. Jordan schauspielerisch und körperlich in diesem Film leistet, verdient sogar noch mehr Anerkennung als Stallones starke Leistung. Stallone untergräbt zusätzlich auch durch sein permanentes Genuschel ebendiese Leistung gleich wieder (die DAILY SHOW hat in einem Beitrag zu den „weißen Oscars“ → eine grandiose Parodie auf dieses Gemurmel gemacht). Das Ende ist für einen Sportfilm erwartbar hoffnungsvoll und positiv, was ja nicht zwangsläufig schlecht sein muss. Es ist schon amüsant, wenn sich Rocky krankheits- und altersbedingt die Treppen hinauf zum Museum of Art schleppt und mittendrin eine Pause fordert. Donnie treibt ihn weiter an. Stillstehen kommt nicht in Frage. Daher war auch gleich eine Fortsetzung im Gespräch, die angeblich schon → ab November 2017 in den Kinos laufen soll.
4.5/6 bzw. 7.5/10
Titelbild und Trailer: © Warner Bros. Deutschland
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