Der Streamingdienst Netflix läutete die Vorweihnachtszeit 2024 nicht besonders besinnlich ein. BLACK DOVES, eine Spionage-Mini-Serie mit Keira Knightley und Ben Whishaw in den Hauptrollen, nimmt sich selbst nämlich nicht besonders ernst. Die sechsteilige Miniserie von Joe Barton entführt uns ins vorweihnachtlichen London. Dort führt Helen (Keira Knightley) ein scheinbar perfektes Leben als Ehefrau des britischen Verteidigungsministers Wallace Webb (Andrew Buchan) und Mutter zweier Kinder. Doch der Schein trügt: Seit vielen Jahren arbeitet sie als Spionin für die Organisation „Black Doves“, die von der undurchsichtigen Reed (Sarah Lancashire) geleitet wird. Als Helens heimliche große Liebe Jason (Andrew Koji), ein Ministeriumsangestellter, zusammen mit zwei weiteren Regierungsangestellten ermordet wird, beginnt ihr sorgfältig konstruiertes Doppelleben zu bröckeln. Zeitgleich wird der chinesische Botschafter tot aufgefunden. Dessen Tochter Kai-Ming (Isabella Wei) gilt als vermisst. Reed engagiert den Auftragskiller Sam Young (Ben Whishaw) als Helens Beschützer. Gemeinsam decken sie eine internationale Verschwörung auf, die weit über den Tod der drei Regierungsangestellten hinausgeht.
Liebeswerte Charaktere in unplausibler Rahmenhandlung
BLACK DOVES ist voller Ungereimtheiten und logischer Schwachstellen. Helen Webb hinterlässt bei ihren Einsätzen erstaunlich sorglos Fingerabdrücke in fremden Wohnungen. Außerdem tut die Serie so als würde eine Politikergattin dermaßen außerhalb des Rampenlichts stehen, sodass sie völlig unerkannt agieren kann, was ich mir nicht recht vorstellen kann. Zumal diese Frau auch noch Mutter von zwei Kindern ist und sich also auch um Elternabende und Kindererziehung kümmern müsste. Zudem hinterlassen in dieser Serie auch professionelle Scharfschützen ihre Patronenhülsen am Tatort, sodass man diese einwandfrei identifizieren kann. All das ist wirklich dumm. Dass man diese Serie aber nicht abbricht, liegt an dem fantastischen Cast. Die meisten werden diese Serie wegen der beiden Hauptdarsteller Keira Knightley und Ben Whishaw anfangen zu schauen, aber sich nach und nach in die sympathischen Nebendarstellenden verlieben, denn das Ensemble überzeugt bis in die kleinste Sprechrolle. Besonders erfrischend ist das unkonventionelle Killer-Duo Williams (Ella Lily Hyland) und Eleanor (Gabrielle Creevy), das mit seiner schrulligen Art für unerwartete Momente sorgt.
Schwarzer Humor
Der Grund, warum diese Mischung am Ende dann doch irgendwie aufgeht, hat damit zu tun, dass sich die Welt in BLACK DOVES sehr ernst nimmt, die Figuren aber mit Witz und Wahnsinn auf diesen Ernst reagieren, was dann zu einem hohen Unterhaltungswert führt. Beispielsweise kämpft der Auftragskiller Sam, eigentlich ein knallharter Typ, immer noch um seine verflossene Liebe Michael und versucht Beruf und Privatleben unter einen Hut zu bekommen. Dass das bei diesem Beruf nicht so einfach ist, versteht sich von selbst. Diese Kombination aus beschaulicher Atmosphäre, Spionagethriller und actionreichen Sequenzen erzeugt einen reizvollen Kontrast. Trotz seiner narrativen Schwächen mochte ich BLACK DOVES dann doch. Die Mischung aus schwarzem Humor und spannenden Charakteren haben mich letztendlich überzeugt. Intelligentes Storytelling darf man hier aber nicht erwarten. Für einen netten Fernsehabend reicht’s aber.
BLACK DOVES ist Netflix-exklusiv und somit auch nur über den Streamingdienst zu sehen.
8/10