Bir Zamanlar Gelecek: 2121 (2022)

Auch dieses Jahr habe ich wieder den Eröffnungsfilm der Türkischen Filmtage München gesehen. Und der könnte aktueller nicht sein. ONCE UPON A TIME IN THE FUTURE: 2121 (OT: BIR ZAMANLAR GELECEK: 2121) spielt unter Tage. Die Erdoberfläche ist aufgrund des Klimawandels und damit verbundenen Nahrungsmittelengpässen unbewohnbar geworden. Die wenigen Überlebenden haben eine Kolonie im Untergrund gebildet. Die „Junge Verwaltung“ kontrolliert streng die Bevölkerungszahl. Für jedes Neugeborene muss eine alte Person geopfert werden. Als die Mittlere Generation (Selen Öztürk) überraschend schwanger ist, entbrennt ein Generationenstreit in einer Wohneinheit.

Szenenbild aus BIR ZAMANLAR GELECEK 2121 (2022) - Once upon a time in the future - © Türkische Filmtage München
© Türkische Filmtage München

Vielschichtige Geschichte

Ich bin aus allen Wolken gefallen, als ich herausgefunden habe, dass dieser Film → auf IMDB nur 5.8 von 10 Punkten erhalten hat. Ganz repräsentativ ist das angesichts 23 abgegebener Stimmen zwar nicht, dennoch hat es mich sehr überrascht. BIR ZAMANLAR GELECEK: 2121 steckt nämlich voller Zweideutigkeiten und interessanter Ideen. Von Lebensräumen und Lebensmittelverschwendung, dem Klimawandel, Hörigkeit gegenüber Gesellschaftssystemen und dem Generationenkonflikt werden viele Themen angeschnitten. Es ist eine künstliche Welt. Der Umgang der Menschen miteinander folgt strengen Ritualen und wirkt sehr roboterartig. Allein schon in diese Welt einzutauchen und die Regeln zu verstehen, macht wirklich großen Spaß.

Szenenbild aus BIR ZAMANLAR GELECEK: 2121 - Selen Öztürk
© Türkische Filmtage München

Dystopische Geschichte voll offener Fragen

Zudem hat BIR ZAMANLAR GELECEK: 2121 ein offenes Ende, das die Geschichte uneindeutig abschließt. Ich persönlich habe ja ein großes Herz für dystopische Geschichten und deshalb habe ich mich in BIR ZAMANLAR GELECEK: 2121 sofort heimisch gefühlt. Hinterher habe ich dann noch erfahren, dass es sich bei diesem Film um den ersten türkischen Science-Fiction-Film handelt, der noch dazu von der Regisseurin Serpin Altin als “Green Production” gedreht wurde. Das macht natürlich angesichts des filmischen Themas auch total Sinn. Im letzten Drittel kommt die Geschichte etwas ins Stocken. Das kommt auch daher, dass die Figuren immer mehr von einer Gemeinschaftsmentalität in persönlichen Egoismus abdriften. Am Ende des Films hatte ich viele Fragen, was eigentlich immer ein ziemlich gutes Zeichen nach einem Kinobesuch ist. Ich habe mich gefragt, wie sich dieses System etabliert hat, warum täglich mit Propaganda gearbeitet wird (das System informiert über die aktuelle Außentemperatur – komischerweise immer 18 Grad, selbst wenn es schneit – und darüber wie gut das System arbeitet). Definitiv ein guter Ausgangspunkt für eine hitzige Debatte.

Bewertung: 8.5 von 10.

8.5/10

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