Mal wieder ein „Made for Teens“-Film mag man denken, doch damit tut man Wes Balls erstem Langspielfilm unrecht. Und irgendwie auch nicht. Aber dazu später mehr. Protagonist in der Verfilmung von James Dashners gleichnamigen Roman ist Thomas (Dylan O’Brien), der plötzlich auf einer Lichtung aufwacht und nicht weiß wie er heißt und wie er dorthin gekommen ist. Alby (Aml Ameen), der Anführer einer Gruppe Jungs nimmt sich ihm an und erklärt ihm, dass er auf der Lichtung sei. Um das quadratförmige Areal gebe es ein undurchdringbares Labyrinth, welches von den sogenannten Läufern regelmäßig auf der Suche nach einem Ausgang durchkämmt wird. Kehren sie bis zum Abend nicht zurück, müssen sie die Nacht im Labyrinth verbringen, in dem biomechanische Kreaturen, die sogenannten Griewer, leben. Eine Nacht im Labyrinth habe noch niemand überlebt. Obwohl ihn alle einschließlich Newt (Thomas Brodie-Sangster), Gally (Will Poulter) und Kumpel Chuck (Blake Cooper) eindringlich warnen ins Labyrinth zu gehen, wagt er es trotzdem. Es gelingt ihm zusammen mit dem Läufer Minho (Ki Hong Lee) in zweifacher Hinsicht das Unmögliche. Sie überleben eine Nacht im Labyrinth und können sogar einen Griewer töten. Daraufhin verändern sich die Gegebenheiten. Plötzlich taucht ein Mädchen (Kaya Scodelario) auf der Lichtung auf, welches Thomas offenbar kennt. Zudem schließen sich des Nachts die Tore nicht mehr und die Griewer stürmen ungebremst auf die Lichtung.
Gefangen im Labyrinth
Um zu erkennen, warum man ausgerechnet Wes Ball dieses Drehbuch anvertraut hat, muss man sich seinen Kurzfilm → RUIN aus dem Jahr 2011 ansehen. Das Efeu, eine futuristische Großstadt – bei diesen Übereinstimmungen ist es mehr als offensichtlich. Das Buch erinnert an eine Mischung aus DER HERR DER FLIEGEN und die TV-Serie LOST. Antreibende Kraft ist immer die Frage, wie Thomas und die anderen in das Labyrinth gekommen sind, warum sie sich an nichts mehr erinnern können und wer eigentlich die Strippen zieht. Auch die sich stets verändernden Umstände im Labyrinth sorgen für gleichbleibende Spannung. Hin und wieder hinterfragt man mal die Motivation von Thomas, der sich eigentlich viel zu schnell für das Labyrinth interessiert. Zweifelhaft ist auch die Regieentscheidung zu werten, dass man die Erinnerungsbruchstücke von Thomas zu sehen bekommt. Man sieht in blauem Licht ein Labor und kommt ohne langes Überleben auf den Gedanken, das Labyrinth könnte eine Besserungsanstalt für Jugendliche sein. Am Filmende stellt sich heraus, dass man damit gar nicht so falsch lag. Auch Kaya Scodelarios Figur ist viel zu schnell ins Geschehen involviert. Glücklicherweise gibt es keine kitschige Liebesszene zwischen den Beiden. Glaubhafter ist aber Will Poulter, der bereits in DIE CHRONIKEN VON NARNIA: DIE REISE AUF DER MORGENRÖTE die neunmalkluge Nervensäge gab. Und ähnlich wie auch in NARNIA wird er für seinen Ungehorsam bestraft. Das Setdesign hat gute Arbeit geleistet und die Special-Effect-Abteilung hat die 5-Meter-Mauern am Drehort auf 30 Meter Höhe digital erweitert.
Leider wackelt die Kamera in actionlastigen Kampfszenen viel zu sehr, dass man nichts erkennt. Obwohl sehr viel Wert auf Charaktertiefe gelegt wird, zieht sich diese besonders gegen Ende ziemlich in die Länge. Großer Schwachpunkt ist der Schluss. Die Lösung des Ganzen wird in fünf Filmminuten erklärt und die fällt äußerst schwach aus. Wenn man mit diesem neu erlangten Wissen noch einmal den Film rekapituliert, tauchen mehr Fragen auf als Antworten. Es macht sich dann doch etwas Ernüchterung breit. DIE TRIBUTE VON PANEM haben bewiesen dass dystoptisches Teenie-Kino auch anspruchsvoll sein und begeistern kann. Gegen Ende verliert THE MAZE RUNNER etwas von dem Besonderen, der Magie, die man noch zu Beginn des Films gespürt hat. Potenzial hat die Reihe allemal. Möglichkeit zur Verbesserung gibt es 2015 wenn Wes Ball den zweiten Teil der MAZE RUNNER-Geschichte in die Kinos bringt.
Solide Unterhaltung (4.5/6)
© Fox Deutschland
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