The Roses (2025)

Der Trailer zu THE ROSES hat mich fast davon abgehalten, mir den Film überhaupt anzuschauen. Auf eine klamaukige Beziehungskomödie hatte ich wenig Lust. Zudem fand ich Cumberbatch und Colman auch eine schlechte Wahl für ein Liebespaar. Doch der Film macht erstaunlich gute Laune. Im Zentrum der Handlung stehen die Köchin Ivy (Olivia Colman) und der Architekt Theo (Benedict Cumberbatch). Die Arbeitsverteilung ist recht klassisch. Ivy kümmert sich um die Kinder, während Architekt Theo das Geld nachhause bringt. Doch während das Prestigeprojekt von Theo floppt, geht Ivys Karriere durch einen glücklichen Zufall durch die Decke. Es wird schnell klar, dass von der einstigen Harmonie nicht mehr lange viel übrig bleiben wird. Verdrängte Konflikte brechen sich Bahn, unterschiedliche Wertvorstellungen prallen aufeinander. Die Freunde Amy (Kate McKinnon) und Josh (Andy Samberg) versuchen zu vermitteln, verstricken sich aber selbst in den Strudel der Ereignisse.

Szenenbild aus THE ROSES - DIE ROSENSCHLACHT - Ivy (Olivia Colman) und Theo (Benedict Cumberbatch) - Photo by Jaap Buitendijk, Courtesy of Searchlight Pictures. © 2025 Searchlight Pictures All Rights Reserved.
Ivy (Olivia Colman) und Theo (Benedict Cumberbatch) – Photo by Jaap Buitendijk, Courtesy of Searchlight Pictures. © 2025 Searchlight Pictures All Rights Reserved.

Moderne Kriegsführung im Ehestreit

Tony McNamara hat das Drehbuch clever modernisiert. Während Danny DeVitos THE WAR OF THE ROSES (1989) – ebenfalls eine Verfilmung von Warren Adlers Romanvorlage – noch auf physische Zerstörung gesetzt hat, kämpfen die Roses von 2025 mit digitalen Waffen. Ivy erstellt ein Deep Fake von Theo, in dem er seinen Kunden seine Unfähigkeit „gesteht“. Theo hingegen programmiert das Smart Home um und hält Ivy in Räumen fest, während er die Musik aufdreht. Die Eskalation entwickelt sich langsam und gerade deshalb umso beunruhigender. Roach nimmt sich Zeit, die Risse in der Beziehung zu zeigen. Kleine Sticheleien werden zu verbalen Angriffen. Aus Missverständnissen entstehen bewusste Verletzungen. Der Film analysiert präzise, wie Kommunikationsprobleme und Versäumnisse eine Ehe aushöhlen. Der eigentliche Scheidungskrieg nimmt nur einen kleinen Teil der Laufzeit ein – wichtiger ist dem Film der schleichende Zerfall, der dem vorausgeht.

Szenenbild aus THE ROSES - DIE ROSENSCHLACHT - Amy (Kate McKinnon) und Barry (Andy Samberg) - Photo by Jaap Buitendijk, Courtesy of Searchlight Pictures. © 2025 Searchlight Pictures All Rights Reserved.
Amy (Kate McKinnon) und Barry (Andy Samberg) – Photo by Jaap Buitendijk, Courtesy of Searchlight Pictures. © 2025 Searchlight Pictures All Rights Reserved.

Britische Klasse trifft auf amerikanisches Chaos

Benedict Cumberbatch und Olivia Colman sind das Traumpaar, von dem ich nicht wusste, dass ich es brauche. Beide zeigen große Spielfreude und verkörpern sowohl die Verliebtseinsphase als auch die späteren Hassausbrüche mit herrlich trockenem Humor. Wenn Cumberbatchs Theo verzweifelt vor seinem Rechner sitzt und Videos anschaut, in denen sein Ruf mit lustigen Meme-Clips ruiniert wird, spürt man seine Verzweiflung. Colman hingegen zeigt Ivys Wandlung von der liebenden Ehefrau und Mutter zur rachsüchtigen Furie mit chirurgischer Präzision. Eine Besonderheit im Drehbuch ist auch der Fokus auf kulturelle Unterschiede. Ein britisches Paar zieht in die USA und trifft dort auf Amerikaner, was zu interessanten Momenten sorgt. Während Ivy und Theo vor Waffen zurückschrecken, erklärt McKinnons Amy auf einer Schießanlage, dass sie ja eigentlich gegen Schusswaffen sei – nur um im nächsten Moment begeistert auf die Zielscheibe zu ballern. Leider ziehen Andy Samberg und Kate McKinnon hier schauspielerisch den Kürzeren. Ihr Witzniveau erinnert stark an Saturday Night Live-Sketche. Im Kontext des Films wirken ihre Dialoge lieblos und eindimensional. Das mag auch an der geringen Screentime liegen, aber der Kontrast zum nuancierten Spiel der Briten ist schon auffällig.

Szenenbild aus THE ROSES - DIE ROSENSCHLACHT - Jane (Sunita Mani), Ivy (Olivia Colman) und Jeffrey (Ncuti Gatwa) - Photo by Jaap Buitendijk, Courtesy of Searchlight Pictures. © 2025 Searchlight Pictures All Rights Reserved.
Jane (Sunita Mani), Ivy (Olivia Colman) und Jeffrey (Ncuti Gatwa) – Photo by Jaap Buitendijk, Courtesy of Searchlight Pictures. © 2025 Searchlight Pictures All Rights Reserved.

Digitaler Rufmord

THE ROSES ist weniger eine Rachegeschichte als eine bissige Gesellschaftssatire über moderne Beziehungen. Der Film zeigt, wie Social Media und Technologie neue Wege der gegenseitigen Vernichtung eröffnen. Ein Reputationsverlust wiegt heute schwerer als eine blutige Nase. Die Kinder dienen im Zweifel auch als menschliches Schutzschild und müssen die eigenen Unzulänglichkeiten ausgleichen. Allerdings finden sie sich etwas zu schnell mit der Trennung ihrer Eltern ab. Hier hätte der Film ruhig noch eine Schippe drauflegen können. Trotzdem gelingt Roach ein unterhaltsamer und kluger Film über das Ende einer Ehe. THE ROSES mag nicht die physische Brutalität des Originals haben, trifft aber mit seiner psychologischen Kriegsführung einen Nerv unserer Zeit. Der Trailer hat dem Film keinen Gefallen getan. Er verkauft THE ROSES als klamaukige Beziehungskomödie. Der tatsächliche Film ist sehr viel bodenständiger und in Teilen bitterer. Warren Adlers Romanvorlage hat durch die Modernisierung an Tiefe gewonnen. Auch das Filmende bleibt zwar inhaltlich gleich wie THE WAR OF THE ROSES von 1989, allerdings findet der Film auch hier einen humorvollen Weg, die beiden Streitenden wieder auseinander zu bringen.

8/10

Bewertung: 8 von 10.

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