The Phoenician Scheme (2025)

Wes Anderson gehört zu den Regisseuren, für die man tatsächlich noch ins Kino geht. Ähnlich wie bei seinem Kollegen Christopher Nolan hat sich Anderson mit seinen Filmen einen Namen gemacht. Sein visueller Stil hat so einen hohen Wiedererkennungswert, dass es auch Fan-Art für den Regisseur gibt (z.B. What If Wes Anderson Directed X-Men? von Patrick H. Willems). Nach → seinem Ausflug zum Streamingdienst Netflix ist sein neuester Film THE PHOENICIAN SCHEME wieder im Kino zu sehen. Und ehrlicherweise ließ er mich etwas fragend zurück. THE PHOENICIAN SCHEME erzählt die Geschichte des europäischen Geschäftsmanns Anatole „Zsa-zsa“ Korda (Benicio del Toro). Nach seinem sechsten Flugzeugabsturz möchte er ein gigantisches Infrastrukturprojekt realisieren. Gemeinsam mit seiner entfremdeten Tochter, der Nonne Liesl (Mia Threapleton), und dem Familien-Tutor Bjørn (Michael Cera) reist er durch das Land Phönizien, um Geschäftspartner für sein ambitioniertes Projekt zu gewinnen. Dabei treffen sie auf Prinz Farouk (Riz Ahmed), die Eisenbahnmagnaten Leland und Reagan (Tom Hanks, Bryan Cranston), den Nachtclubbesitzer Marseille Bob (Mathieu Amalric), den Schifffahrtsmagnat Marty (Jeffrey Wright) und Cousine Hilda (Scarlett Johansson).

Szenenbild aus THE PHOENICIAN SCHEME - Bjorn (Michael Cera) wird von Koda (Benicio Del Toro) getestet. - Credit: Courtesy of Focus Features © 2025 All Rights Reserved.
Bjorn (Michael Cera) wird von Koda (Benicio Del Toro) getestet. – Credit: Courtesy of Focus Features © 2025 All Rights Reserved.

Schwarzer Humor ohne Ziel

Als ich nach dem Film aus dem Kinosaal ging, war ich ziemlich verwirrt. Und interessanterweise ging es den Menschen, die mich bei diesem Kinobesuch begleitet haben, auch so. Wir haben uns angeschaut und gefragt: „Was genau war das jetzt?“. Wir hatten in jedem Fall einen tollen Abend. THE PHOENICIAN SCHEME ist definitiv unterhaltsam und lustig. Der Humor ist etwas derber als man es von Anderson kennt. Die Szenen pendeln zwischen absurder Komödie und existenzieller Bedrohung, wenn Zsa-zsa etwa Handgranaten als Freundschaftsgeschenke verteilt („Help yourself to a hand grenade.“). Es wird auch zum Running Gag, dass Zsa-zsa immer wieder betont „Myself, I feel very safe“, wenn er sich gerade in Gefahr befindet. Die Menschen in seiner Umgebung lassen sich von dieser Gelassenheit nämlich viel zu selten auch anstecken. Der Film macht Spaß und unterhält mit seinem skurrilen Ensemble, doch gleichzeitig bleibt unklar, welche Botschaft Anderson vermitteln möchte oder wo er überhaupt mit seiner Geschichte hinmöchte.

Szenenbild aus THE PHOENICIAN SCHEME - Zsa-Zsa Korda (Benicio Del Toro), Prinz Farouk (Riz Ahmed), Bjorn (Michael Cera) und Liesl (Mia Threapleton) - Credit: Courtesy of TPS Productions/Focus Features © 2025 All Rights Reserved.
Zsa-Zsa Korda (Benicio Del Toro), Prinz Farouk (Riz Ahmed), Bjorn (Michael Cera) und Liesl (Mia Threapleton) – Credit: Courtesy of TPS Productions/Focus Features © 2025 All Rights Reserved.

Anderson-Charme in Babelsberg

THE PHOENICIAN SCHEME will vor allem mit Bildern und Atmosphäre wirken, statt eine klare Geschichte zu erzählen. Und visuell ist abermals viel geboten. Die Kameraführung von Bruno Delbonnel folgt den gewohnten symmetrischen Kompositionen und präzisen Schwenks. Produktionsdesigner Adam Stockhausen, ein alter Weggefährte von Anderson, hat im Studio Babelsberg fantastische Sets geschaffen. Stockhausen, der bereits für das Setdesign von THE GRAND BUDAPEST HOTEL einen Oscar bekommen hat, hat eine Welt erschaffen, die wie eine Mischung aus Märchen und Satire wirkt. Die meisten Schauplätze wurden im Studio gebaut und sehen absichtlich künstlich aus. Wie Kulissen in einem Theaterstück, was wiederum zum theatralen Inhalt passt.

Szenenbild aus THE PHOENICIAN SCHEME - Marseille Bob (Mathieu Amalric), Bjorn (Michael Cera), Zsa-zsa (Benicio Del Toro), Liesl (Mia Threapleton) und Marty (Jeffrey Wright) - Credit: Courtesy of TPS Productions/Focus Features © 2025 All Rights Reserved.
Marseille Bob (Mathieu Amalric), Bjorn (Michael Cera), Zsa-zsa (Benicio Del Toro), Liesl (Mia Threapleton) und Marty (Jeffrey Wright) – Credit: Courtesy of TPS Productions/Focus Features © 2025 All Rights Reserved.

Hochkarätige Besetzung

Benicio del Toro trägt den Film fast im Alleingang. Mal wirkt er wie ein seriöser Geschäftsmann, mal wie eine Vaterfigur, mal wie ein abgebrühter Spion in geheimer Mission. Mia Threapleton hält als Liesl stark dagegen und sorgt für eine glaubwürdige Vater-Tochter-Chemie. Michael Cera komplettiert das Trio als norwegischer Tutor mit ungewohntem Akzent. Auch die Nebenrollen sind hochkarätig besetzt: Tom Hanks und Bryan Cranston als skurrile Eisenbahnbrüder, Scarlett Johansson als undurchsichtige Cousine, Benedict Cumberbatch als Gegenspieler Uncle Nubar – sie alle liefern ab, auch wenn viele etwas wenig Dialog bekommen. Besonders hängen bleibt nach dem Kinobesuch Bill Murray als bärtiger Gott in den Traumsequenzen. Meine → Begleitung meinte treffend: „Unter Gott macht er’s nicht mehr.“ in Anspielung auf diese Besetzung und die prominenten Nebenrollen, die Murray im Anderson-Universum offenbar spielt. Wer Wes Anderson-Filme noch nicht kennt, sollte mit THE PHOENICIAN SCHEME nicht unbedingt anfangen. Da gibt es bessere. Aber wer einfach eine gute Zeit im Kino haben möchte, macht jetzt auch nichts komplett falsch. Da gibt es schlechtere Filme, die man aktuell im Kino sehen kann.

Wer lieber auf den Heimkinostart warten möchte, muss sich bis Silvester gedulden. Ab 31.12.2025 gibt es den Film dann auf DVD, Blu-ray und 4k Ultra HD Blu-ray im Einzelhandel.

7/10

Bewertung: 7 von 10.

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