Ich habe COCAINE BEAR im Rahmen einer Sneak Preview gesehen. Freiwillig hätte ich mir den Film wahrscheinlich auch nicht angeschaut. Die Geschichte handelt von einem Drogendealer, der 1985 mit einem Kokain beladenen Flugzeug in den Wäldern von Georgia abstürzt. Während der Drogendealer (Matthew Rhys) den Absturz nicht überlebt, landen 200 Kilogramm Rauschgift gut verpackt in den Wäldern. Die Päckchen werden schließlich von einem neugierigen und hungrigen Schwarzbären gefunden, der sich die Drogen einverleibt. Der Drogenkonsum macht aus den eigentlich friedlichen Bären eine tödliche Killermaschine. Als kurz darauf Touristen, ein paar Teenager, Polizisten und auch die Gangster, die auf der Suche nach den Drogenpäckchen sind, im Wald umherstreifen, unterschätzen sie die Gefahr, die dort lauert.
Based on true events? Wohl eher nicht.
Auch wenn zu Beginn des Films “based on true events” groß auf der Leinwand steht, hat COCAINE BEAR nicht besonders viel mit der Realität tun. Tatsächlich gab es einmal → einen Schwarzbären, der im Dezember 1985 Kokain konsumiert hat. Das Kokain wurde aus einem von Andrew C. Thornton II, einem ehemaligen Drogenfahnder und verurteilten Drogenschmuggler, gesteuerten Flugzeug abgeworfen, weil es zu schwer beladen war. Thornton sprang bei dem Flug mit einem defekten Fallschirm aus dem Flugzeug und starb. Der Bär wurde drei Monate später neben 40 geöffneten Plastikbehältern mit Kokain gefunden. Allerdings griff der Bär keine Menschen an, sondern verstarb aufgrund seines Kokainkonsums. Man merkt also schnell, dass man eine relativ banale Geschichte genommen und sie hollywoodtechnisch aufgeblasen hat.
Jump Scare-Bear
Die Prämisse des Films wird einfach immer und immer wieder wiederholt: es kommen Menschen in den Wald, danach kommt der Bär und greift alle an, danach springt der Film zu anderen Menschen im Wald oder es kommen völlig neue Personen hinzu (herbeigerufener Krankenwagen, Drogenboss, der die Situation unterschätzt). Dieses Schema nutzt sich relativ schnell ab. Dabei fällt auf, dass sich manche Charaktere überdurchschnittlich schlau verhalten, während ein Großteil sich auch nach objektiven Kriterien einfach nur sehr dumm verhält. So schafft es beispielsweise jemand den Bär mit einem frischen Päckchen Kokain abzulenken, was aber von den umherstehenden Figuren nicht etwa als Ablenkungsmanöver für eine mögliche Flucht genutzt wird, sondern die Charaktere stehen die ganze Zeit entspannt daneben und bestaunen das Spektakel. Auf der anderen Seite gibt es auch zwei Kinder, die in der Lage sind, auf Bäume zu klettern, Wunden selbstständig zu versorgen oder eine Spur aus Hinweisen zu legen, obwohl sie vom Bär verfolgt werden. Um es kurz zu machen: Logik braucht man bei diesem Film nicht erwarten.
Abgetrennte Körperteile und blutige Innereien
Man merkt relativ schnell, dass der Film nicht mit dem expliziten Zeigen von abgetrennten Körperteilen und blutigen Innereien geizt. Da ich keinerlei Sympathie für Splatterfilme geschweigedenn Horrorfilme habe, muss ich an dieser Stelle gestehen, dass ich viele Szenen dieses Films nicht wirklich gesehen habe. Nur gehört. Mit zusammengekniffenen Augen oder Hand vor dem Gesicht. Und wie schon erwähnt, die Prämisse des Films nutzt sich relativ schnell ab. Nach dem vierten Bärenangriff schockt COCAINE BEAR dann fast gar nicht mehr, sondern nervt nur noch. Ich hatte den Eindruck, dass der Film keine klare Linie gefahren ist. Für eine Komödie war er zu unlustig. Für einen Horror-Film zu trashig (diesen CGI-Bären konnte ich zu keinem Zeitpunkt ernstnehmen). Und für eine Geschichte „based on true events“ weicht er einfach zu sehr von den historischen Tatsachen ab.
4/10