Schaut man sich Boulevardmagazine an, bekommt man häufig den Eindruck alles über die Stars und Sternchen und die, die sich dafür halten, zu erfahren. Dass aber auch die Reichen und Schönen einen Preis für ihren luxeriösen Lebensstil zahlen – beispielsweise durch ein weniger privates Privatleben – wird häufig ausgeblendet. Aber es ist nicht alles Gold was glänzt und manchmal sorgt zuviel Ruhm oder Geld oder beides zu mehr Problemen und Ärger. WRITTEN ON THE WIND offenbart das Ende direkt am Schluss. Man sieht panische Gesichter und einen Mann, der mit einem Revolver in der Hand zusammenbricht. Doch dann greift der Wind ein; → er dreht die Zeit zurück und man erfährt wer die Protagonisten sind. Es geht um eine Familie, die durch Öl reichgeworden ist. Oberhaupt ist Jasper Hadley (Robert Keith), der seine liebe Not mit seinen zwei Kindern Kyle (Robert Stack) und Marylee (Dorothy Malone) hat, denn keiner von beiden hat das Zeug das Familienunternehmen weiterzuführen. Mitch (Rock Hudson), ein Jugendfreund von Kyle und Marylee, ist ein weitaus besserer Kandidat. Als Kyle und Mitch die Sekretärin Lucy Moore (Lauren Bacall) kennenlernen, verlieben sich beide in sie. Lucy verliebt sich allerdings in Kyle und beide heiraten. Doch der Schatten des Geldes legt sich über die Familie. Kyle frönt aus Frust immer häufiger dem Alkohol, Lucy leidet unter den Launen ihres Gatten und Marylee gesteht Mitch ihre Liebe, die allerdings von ihm zurückgewiesen wird und deshalb für zahlreiche wehleidige Gesichtsausdrücke ihrerseits sorgt. Kyle unterstellt Mitch unterdessen eine Affäre mit Lucy. Kurz gesagt, es erwartet den Zuschauer lots of drama.
Drama, baby, drama!
Nicht erst seit Shakespeares →“Was ihr wollt“ sind Drei- oder Noch-mehr-Ecksgeschichten Teil der tradionellen Geschichtserzählung, die auch WRITTEN ON THE WIND wieder aufgreift. Marylee liebt Mitch, Mitch liebt Lucy, Lucy liebt Kyle und irgendwie auch Mitch – diese Konstellation führt unweigerlich zum großen Showdown. Auch das Setting im Milieu der reichen Oberklassefamilie sorgt für den Normalo-Bürger für halbwegs Genugtuung, wenn er sieht, dass es „dort oben“ die gleichen Dramen gibt wie „unten“. Dennoch ist die ganze Geschichte extrem kitschig und lebt von den ständigen Wiederholungen der jeweiligen Liebesschwüre. Kurzum ein → Weepie wie es im Buche steht. Apropos Buch, der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman des amerikanischen Schriftstellers Robert Wilder. Vier seiner Romane wurden in Filmen aufgegriffen. Nachdem das anfängliche Irritationsmoment des Openings durch die Handlung aufgeklärt wird, gibt es eine Coda, die zeitlich nach der Eröffnungsszene spielt. Sie wirkt unnötig, da sie den Film nur unnötig in die Länge zieht und mit einem Wendepunkt aufwartet, der allerdings innerhalb kürzester Zeit wieder aufgelöst wird. Schließlich darf dem großen Happy End nichts im Wege stehen. Um nochmal auf den Begriff des Weepies zurückzukommen. WRITTEN ON THE WIND sorgt trotz dieser Genreverankerung aber weder über Handlung noch über Musik für Schnief und Tränen. Langweilig ist es trotzdem nicht, dank Schlägereien, rasanten Autofahrten, die nicht ausschließlich nur im Studio gedreht wurden, und Revolverduellen.
Kitschiger Klassiker (4/6)