Selbst wenn man DER ZAUBERER VON OZ noch nicht kennt, ein Lied aus dem Musical aus dem Jahr 1939 kennt wirklich jeder: Over the rainbow. Trotz unzähliger Coverversionen über die Jahre hat das melancholische Lied nichts von seiner Magie verloren. Gesungen wird das Lied von dem Mädchen Dorothy (Judy Garland), die zusammen mit ihrer Tante Emily und ihrem Onkel Henry auf einer Farm in Kansas lebt. Mit den drei Farmarbeitern Hunk (Ray Bolger), Hickory (Jack Haley) und Zecke (Bert Lahr) ist sie befreundet. Dorothy fühlt sich unverstanden und die unfreundliche Nachbarin Almira Gulch (Margaret Hamilton) möchte ihr den geliebten Hund Toto wegnehmen, weil sie das Tier für gefährlich hält. Als Dorothy mit ihrem Hund heimlich die Farm verlässt, trifft sie auf den Schausteller Professor Marvel, der ihr ein schlechtes Gewissen macht. Auf dem Rückweg zieht ein Sturm auf. Sie schafft es nicht mehr rechtzeitig in den Schutzkeller und flüchtet ins Haus. Kurz darauf wird sie von einem Fenster am Kopf getroffen und der Wirbelsturm erfasst das Häuschen und transportiert Dorothy und ihren Hund direkt nach Oz. Dort landet sie direkt auf dem Haus der bösen Hexe des Ostens, die den Zusammenstoß nicht überlebt. Die gute Hexe Glinda (Billie Burke) erscheint und warnt Dorothy vor der bösen Hexe des Westens, die versuchen werde ihre Schwester zu rächen und Dorothy die roten Halbschuhe abzunehmen, die vorher die böse Hexe trug. Dorothy möchte wieder zurück nach Kansas und Glinda gibt an, der Zauberer von Oz könne ihr helfen. Sie müsse nur der gelben Steinstraße bis in die Smaragdstadt folgen. Auf dem Weg dorthin trifft sie auf eine Vogelscheuche (Ray Bolger), die sich einen Verstand wünscht, einen Zinnmann (Jack Haley), der ein Herz haben möchte, und einen ängstlichen Löwen (Bert Lahr), der sich mehr Mut wünscht. Dorothy denkt, der Zauberer könne sicherlich auch ihnen helfen und nimmt sie mit. Doch der Zauberer stellt Dorothy und ihren Mitstreitern eine schwierige Aufgabe. Bevor sie ihre Wünsche erfüllt bekommen, sollen sie den Besen der bösen Hexe beschaffen.
„There is no place like home.“
Immer wieder tauchen Zitate aus dem Film in diversen Bestenlisten auf. Die bekanntesten sind wohl: „There’s no place like home.“ oder „Toto, I have a feeling we’re not in Kansas anymore.“. Letzteres wurde sowohl in Filmen (z.B. in AVATAR) als auch in Serien unzählige Male rezitiert (→ siehe Supercut), meistens um eine Diskrepanz zwischen einem Traum und der Realität aufzuzeigen oder schlichtweg um auf den Film zu verweisen. Zum anderen verwandelt sich der Film von einem Schwarz-Weiß-Film zu einem Farbfilm (und wieder zurück) – ein Verfahren, das zwar aus narrativen Gründen gerne für Flashbacks verwendet wird, aber keinen Einfluss auf die innerdiegetische Handlung haben, sondern nur dazu dienen, dem Zuschauer einen zeitlichen Unterschied vor Augen zu führen. Hier aber – und auch im 1998 erschienen Drama PLEASANTVILLE – ist der Farbunterschied tatsächlich Teil der Handlung, er kennzeichnet Realität und Traum, unterscheidet zwischen grauem Alltag und bunter Märchenwelt. Auch heute noch sieht man dem Film an, wie aufwendig er damals hergestellt wurde. Das vielseitige, fantasievolle Setdesign und die Vielzahl an Statisten sprechen für sich.
Logik und Logiklöcher
Die Psychologie hinter der Geschichte ergibt einen Sinn. Als Dorothy vom Fenster am Kopf getroffen wird, manifestieren sich ihre Hoffnungen und Träume in einem Wunderland namens Oz. Die böse Nachbarin wird zur bösen Hexe. Die netten Farmarbeiter zu Dorothys treuen Begleitern durch Oz. Die starke Ähnlichkeit zu ALICE IM WUNDERLAND ist nicht von der Hand zu weisen. Die Lieder sind nicht alle solche Ohrwürmer wie „Over the rainbow“, aber insgesamt ganz nett. Gegen Ende zieht sich das Musical aber etwas und es wird lieber ein inhaltsleeres Lied gesungen anstatt die Handlung voranzutreiben. Und besonders der Löwe singt Lieder, wenn es nicht passt und ist einfach nur lächerlich, besonders, wenn er weint, weil er verhauen wird. Zusammen mit ihren Freunden besingt Dorothy immer wieder den „wonderful wizard of Oz“ und preist seine Fähigkeiten, obwohl sie noch überhaupt nicht weiß, ob der ihr überhaupt helfen kann. Auch die abschließende Erklärung von Glinda, warum sie Dorothy nicht schon viel früher den Weg nachhause gezeigt hat, ist mehr als nur merkwürdig. Gegen Ende wird der Film deshalb tatsächlich etwas anstrengend. Alles in allem lässt sich der Film aber auch heute noch gut anschauen. Besonders Judy Garland, Billie Burke und natürlich Margaret Hamilton bleiben mit ihren Darstellungen noch einige Zeit im Gedächtnis.
(4/6)
Trailer: © Warner Bros.
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