Liam Neeson ist Schuld. Wofür? Dafür, dass Amerikaner Angst haben ihre Kinder nach Europa zu schicken. Das liege laut eigener Aussage an der Bekanntheit der TAKEN-Filme (→ Artikel im Hollywood Reporter). Und die bedeuteten für Liam Neeson eine große Veränderung, denn der Charakaterdarsteller war hier zum ersten Mal als Actionheld auf der großen Leinwand zu sehen. Er spielt den ehemaligen Geheimagenten Bryan Mills, der mittlerweile im Ruhestand ist und dann und wann noch einmal einen Job als Personenschützer annimmt. Seine Tochter Kim (Maggie Grace), die bei Mills Ex-Frau Leonore (Framke Janssen) und ihrem neuen Lebensgefährten lebt, sieht er nur noch selten. Kim und ihre Freundin Amanda (Katie Cassidy) fliegen trotz anfänglichem Protest von Bryan nach Paris. Dort laufen sie geradewegs in die Hände von Peter (Nicolas Giraud), dem Lockvogel eines Menschenhändlerrings, der auskundschaften soll, wo die Mädchen unterkommen. Kurze Zeit später telefoniert Kim gerade mit ihrem besorgten Vater als sie sieht, wie Amanda entführt wird. Bryan muss hilflos mithören wie auch Kim verschleppt wird und macht sich sofort auf den Weg nach Paris um seine Tochter zu retten.
Das alte Eisen glüht noch
TAKEN erfindet sicherlich das Rad nicht neu, aber dank Liam Neeson und dessen ungewohnte Rolle macht der Film durchaus Spaß. Natürlich bedient TAKEN das bekannte „Elternteil-rettet-Familienmitglied“-Klischee, dass man auch aus der STIRB LANGSAM-Reihe schon kennt. Das Etablieren der Hauptfigur dauert unnötig lang, im weiteren Verlauf wird der Plot aber zackig abgehandelt. Wer Actionkracher dieser Art kennt, weiß auch schon wie die Geschichte ausgeht und ist nicht sonderlich überrascht über das seichte Friede-Freude-Eierkuchen-Ende. Auch die Rollenverteilung von Mann und Frau ist recht simpel: Männer bekommen auf die Nase, Frauen werden gerettet. Mills ist zwar die fürsorgliche Vaterfigur, handelt aber durchaus auch mal ambivalent. Auf der einen Seite rettet häufig Frauen aus den Fängen der Bösen und versorgt Drogenabhängige dank medizinischer Kenntnisse, auf der anderen Seite schießt aber der Frau seines ehemaligen Kollegen Jean-Claude (Olivier Rabourdin) in dem Arm um Informationen zu erpressen. „Sag‘ deiner Frau, dass es mir leid tut.“ heuchelt Mills noch im Gehen.
Wie eine Computerfigur rennt, springt und fährt er von Setting zu Setting, von Level zu Level. Jeder noch so schöne Drehort wie z.B. eine Yacht wird sofort entzaubert, ist er doch lediglich ein Mittel zum Zweck, nur Kulisse für den epischen Kampf. Sehenswürdigkeiten sind daher auch völlig unwichtig. Zwischen wilden Schießereien, Verfolgungen und einem Feuerball muss ermittelt werden, wer die Bösen sind und von unten nach oben kämpft sich dann der unbarmherzige wie unverwundbare Rächer an die Spitze. Der berühmte → Droh-Monolog von Mills hat schon längst Filmgeschichte geschrieben. Liam Neeson beweist, dass er noch lange nicht zum alten Eisen gehört.
Kurzweiliger Actionspaß (3.5/6)
Titelbild und Trailer: © Fox
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