Auch Pixars fünfter Spielfilm führte den Erfolg des erfolgsverwöhnten Animationsstudios fort. Die Geschichte folgt dem kleinen Clownfisch Nemo (Stimme von Domenic Redl), der zusammen mit seinem Vater Marlin (Christian Tramitz) in einem wunderschönen Riff wohnt. Seine Mutter Cora und alle Geschwister wurden vor seiner Geburt von einem Barracuda gefressen. Von diesem Trauma hat sich Marlin nie ganz erholt und hütet sein einziges Kind wie seinen Augapfel. Nemo hat auch eine schwache rechte Flosse, durch die er nicht so schnell schwimmen kann. An Nemos erstem Schultag werden Marlins schlimmste Befürchtungen Realität. Sein Sohn wird von einem Taucher gefangen genommen. Mutig macht er sich auf die Suche nach Nemo und trifft dabei auf andere Meeresbewohner wie die unter Amnesie leidende Dorie (Anke Engelke), die zwei vegetarischen Haie Hammer und Hart und die Meeresschildkröte Crush. Nemo hat währenddessen sein neues Zuhause erreicht. In der Praxis eines Zahnarztes ist er in einem Aquarium gelandet, wo er Freundschaft mit den anderen Fischen schließt. Bald erfährt Nemo, dass er als Geschenk für die Nichte des Zahnarztes, eine nachgewiesene Fischmörderin, gedacht ist. Verzweifelt versuchen die Aquariumsbewohner Nemo vor der bösen Darla zu retten. Der erste Fluchtversuch scheitert. Nemo entgeht nur knapp dem Tod.
Marlin, der Helikopter-Fisch
Für nahezu jedes menschliches Verhalten gibt es inzwischen einen Begriff. Helikopter-Eltern werden überfürsorgliche Eltern genannt, die sich ständig in der Nähe ihrer Kinder aufhalten, um diese zu überwachen und zu behüten. Marlin ist das fischgewordene Gegenstück für eben jene Überbehütung. Doch bei der filmischen Darstellung blieb es nicht. Obwohl die Botschaft des Films recht eindeutig die Frage „Gehören Meerestiere ins Aquarium?“ beantwortet, geschah in der Realität genau das Gegenteil. Nach dem Film entstand eine große Nachfrage nach Clownfischen, die in manchen Gegenden → schon ausgestorben sind (ähnliches Phänomen auch bei THE BEACH). Clownfische wurden durch den Abfluss gespült, da der Film suggeriert, dass „alle Abflüsse ins Meer“ führen. Solche geplanten Rettungsaktionen endeten für den Clownfisch in vielen Fällen mit dem Tod.
Fantasievolle Unter-dem-Meer-Geschichte
Der Film selbst lebt durch die fantasievolle und vielfältige Unterwasserwelt und durch die liebenswerten Charaktere. Neben der ganz offensichtlich süßen Vater-Sohn-Geschichte werden immer wieder auch Filmreferenzen eingebaut. So wird der Besuch von Darla mit der Horrormusik von Bernard Herrmann aus Hitchcocks PSYCHO unterlegt. Der Hai heißt natürlich nicht ohne Grund Bruce. Diesen Spitzname gab Steven Spielberg dem mechanischen Hai aus JAWS. Auch das brutale Durchbrechen einer Tür erinnert stark an Jack Nicholsons legendären Ausspruch „Here’s Johnny!“ aus THE SHINING. Gerade solche Szenen sind recht furchteinflössend und für kleinere Kinder als auch für schreckhafte Erwachsene punktuell recht gruselig. Trotzdem ist der Film aus irgendwelchen Gründen ab 0 Jahren freigegeben. Die deutschen Stimmen sind großartig und besonders Anke Engelke hat sich spätestens mit der → „Walisch-Szene“ in die Herzen aller Kinozuschauer gespielt. FINDET NEMO ist eine fantastisch animierte, farbenreiche Abenteuergeschichte mit interessanten Charakteren, die nie langweilig wird.
(5/6 bzw. 8.5/10)
Titelbild: © Disney
Schön geschriebene Review des beliebten Meeresabenteuers! Gerade die Hintergründe mit Spielberg und The Shining fand ich sehr interessant und wusste ich so tatsächlich auch noch nicht!
Vielen Dank für die netten Worte. Um ehrlich zu sein, die Filmreferenzen fielen mir bei ersten Mal gar nicht auf. Es lohnt sich manchmal einen Film für eine Weile „links liegen“ zu lassen und dann nochmal anzusehen. Bei FINDET NEMO hat sich das definitiv bezahlt gemacht.