Es ist schon einige Zeit her, dass ich die erste Staffel BROADCHURCH gesehen habe. Ich erinnere mich noch an die fesselnde Geschichte mit einem dramatischen Wendepunkt und dem fantastischen Soundtrack von Ólafur Arnalds. Danach habe ich lange Zeit nichts mehr von der Serie mitbekommen. Dank einer Leihgabe von → Singende Lehrerin konnte ich jetzt endlich herausfinden wie es weitergeht.
Die zweite Staffel knüpft nahezu nahtlos an die erste an. Nachdem Alec Hardy (David Tennant) und Ellie Miller (Olivia Colman) den Mörder von David Latimer fassen konnten, steht jetzt der Gerichtsprozess vor der Tür. Der ist besonders bitter für Ellie, deren Ehemann Joe (Matthew Gravelle) auf der Anklagebank sitzt. Sowohl Ellie als auch die Familie Latimer erhoffen sich von dem Gerichtsverfahren einen Abschluss. Gegen die Erwartungen aller plädiert Joe auf „nicht schuldig“. Gleichzeitig wird Alec mit dem Sandbrook-Fall konfrontiert, den er vor seiner Zeit in Broadchurch nicht lösen konnte. Er erhält einen Anruf von Claire Ripley (Eve Myles), eine Belastungszeugin, die Angst hat auf ihren Mann Lee Ashworth (James D’Arcy) zu treffen, der damals als Hauptverdächtigter galt. Unterdessen wird der Mordprozess fortgesetzt und Ellie in den Zeugenstand gerufen. Joes Verteidigerin Sharon Bishop (Marianne Jean-Baptiste) bezichtigt sie mit Alec eine Affäre zu haben und deshalb Joe des Mordes zu beschuldigen.
Die Stunde der starken Frauen
Der Ursprungscast bekam starken weiblichen Zulauf: Neben der göttlichen Charlotte Rampling kam auch Marianne Jean-Baptiste und Eve Myles, die mir beide bis dato völlig unbekannt waren, zur ohnehin schon großen Stammbesetzung hinzu. Warum man Charlotte Rampling nicht schon eine Staffel früher dazugeholt hat, ist mir ein Rätsel, denn sie passt mit dieser kühlen, starken Ausstrahlung perfekt ins Setting von Broadchurch. Es wundert nicht, dass sie als Einwohnerin von Broadchurch auftritt, als Rechtsanwältin in Rente. Ihre Gegenspielerin wird Marianne Jean-Baptiste, die als Anwältin von Joe Miller einen schweren Stand hat.
Gerade im Gerichtssaal glänzen beide Damen ganz besonders, wenn es um die Zeugenaussagen und deren Entkräftigung geht. Eve Myles spielt eine ebenso vielschichtige wie mysteriöse Figur. Claire Ripley lässt sich schwer greifen, handelt teilweise verwirrend unlogisch und doch ergibt alles am Ende einen Sinn. Und abermals glänzt die fantastische Olivia Colman in ihrer Rolle der Ellie Miller. Sie hat wahrscheinlich von allen Charakteren das schwierigste Los gezogen, denn sie wird immer wieder mit dem Verhalten ihres Mannes konfrontiert und von den Bewohnern von Broadchurch zur Rechenschaft gezogen. Colman meistert diesen Balanceakt zwischen objektiver Ermittlerin und beschuldigter Betroffenen bravurös.
Verteilungsschwierigkeiten
Die Aufmerksamkeit konzentriert sich dieses Mal nicht auf einen einzigen Fall, sondern verteilt sich auf zwei, denn Hardy wird mit einem ungelösten Fall aus seiner Vergangenheit konfrontiert, während Miller mit dem Gerichtsverfahren und den Folgen klarkommen muss. Im Laufe der Staffel verschwimmen aber beide Fälle miteinander. Das ist eigentlich nicht weiter schlimm, dennoch verliert diese BROADCHURCH-Staffel dadurch etwas an der starken Fokussierung, die eine Stärke der ersten Staffel war. Gelungen ist abermals der Soundtrack von Ólafur Arnalds, der die angespannte Stimmung packend und gefühlvoll musikalisch unterstützt.
4.5/6 bzw. 7.5/10
Trailer: © Studiocanal
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