Was braucht es für einen Film? In erster Linie Geld. Viel Geld. Dafür, dass man dieses von irgendwelchen Geldgebern bekommt, muss man ihnen auch ein gewisses Mitspracherecht geben. Sie wollen Einfluss auf den Schnitt, auf die Besetzung, auf die Geschichte nehmen. Darauf hatte Schauspieler und Regisseur Zach Braff keine Lust und startete eine → Crowdfunding-Aufruf auf Kickstarter um 2 Millionen Dollar für seinen zweiten Film zu bekommen. Keine drei Tage später hatte er dank 42.520 Unterstützern das Geld beisammen. In WISH I WAS HERE geht es um die Familie Bloom, die in Los Angeles lebt. Der Vater Aidan (Zach Braff) ist ein erfolgloser Schauspieler, der immer wieder beim Vorsprechen scheitert. Seine Frau Sarah (Kate Hudson) muss deshalb für das Geld in der Haushaltskasse sorgen. Allerdings wird sie auf ihrem Job im Wasserwerk vom ihrem Kollegen sexuell belästigt, was sie allerdings aufgrund der Geldnöte hinnimmt. Aidans Vater Gabe (Mandy Patinkin) erkrankt an Krebs und kann deshalb das Schulgeld für Aidans Kinder nicht mehr bezahlen. Aidan nimmt Grace (Joey King) und Tucker (Pierce Gagnon) kurzerhand von der Schule und unterrichtet sie zuhause. Dadurch kommt er seinen Kindern wieder näher und bringt ihnen Dinge bei, die sie in der Schule nie lernen würden.
Die Schwarmintelligenz und das Leben
In gerade mal fünf Wochen war dieser Film abgedreht. Gespart wurde an allen Ecken und Enden. Die Schauspieler trugen ihre eigenen Klamotten, gedreht wurde in Zachs Haus und dem der Produzentin Stacy Sher. Es wurde vor Ort in Los Angeles gedreht, was bedeutete die Schauspieler konnten in der Nähe in ihrer Familien bleiben. Dies spürt man auch, wenn man diesen Film ansieht. Hier geht es nicht um ein möglichst hohes Einspielergebnis oder internationalen Weltruhm. Man spürt, dass hier ein paar Filmschaffende einfach Lust am Erzählen haben. Die Geschichte erdachte sich Zach Braff zusammen mit seinem Bruder Adam, und bleibt rührend ohne kitschig zu sein. Dies liegt natürlich am fantastischen Cast, den Zach weitesgehend aus Weggefährten zusammenstellte. Mit Kate Hudson ist er seit Jahren befreundet, Joey King stand mit ihm in DIE FANTASTISCHE WELT VON OZ vor der Kamera, Donald Faison kennt er noch aus SCRUBS-Zeiten und Jim Parsons spielte bereits in Braffs Erstlingswerk GARDEN STATE mit. Natürlich kann man WISH I WAS HERE vorwerfen, dass er die aufgeworfenen Thematiken – Kindererziehung, Einklang zwischen Familie und Beruf, Spiritualität, Umgang mit dem Tod – nicht bis zum Ende hin ausbuchstabiert und für alles eine Lösung findet. Aber darum soll es hier auch nicht gehen. Es ist eine Geschichte über das Leben und das hält nie einfache Antworten bereit. Es ist der fantastische Cast, die Entstehungsgeschichte des Films und der eingängige Soundtrack welche den Zuschauer regelrecht einlullen. Alle drei Inhaltsstoffe bilden ein überdimensionales Schaumbad, in dass man sich gerne fallen lässt ohne über die erwähnten Schwächen großartig nachzudenken. Die positive Grundstimmung des Films überträgt sich auf den Zuschauer und wirkt lange nach.
Schöne Bilder, berührende Geschichte (5.5/6)
© WildBunch Germany
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Gefällt, klingt sehenswert.