The Life of Chuck (2024)

Stephen King werden die meisten wohl mit Horrorgeschichten in Verbindung bringen. Das wird dem Autor aber nicht gerecht. Vielleicht auch deshalb hat sich Regisseur Mike Flanagan die Nicht-Horror-Kurzgeschichte „The Life of Chuck“ von King als Vorlage für seinen Film ausgesucht. THE LIFE OF CHUCK erzählt die Geschichte von Charles „Chuck“ Krantz (Tom Hiddleston), einem scheinbar gewöhnlichen Buchhalter aus einer amerikanischen Kleinstadt, dessen Gesicht überall aus der Werbung bekannt ist. Während die Welt von Naturkatastrophen und technologischen Zusammenbrüchen erschüttert wird, tauchen immer mehr Werbeanzeigen, die Dankbarkeit gegenüber Chuck ausdrücken, auf. Doch niemand scheint zu wissen, wer dieser Mann eigentlich ist. Die Spur seiner Identität führt zurück zu seiner Kindheit, zu seiner Großmutter (Mia Sara), die ihm ihre Leidenschaft für das Tanzen vermittelt hat, und zu seinem Großvater (Mark Hamill), der ihm sowohl die Buchhaltung nahebringt, aber auch das Geheimnis um die verschlossene Dachkammer.

Szenenbild aus THE LIFE OF CHUCK - Sarah Krantz (Mia Sara) tanzt mit ihrem Enkel Chuck (Benjamin Pajak). - © Tobis Film
Sarah Krantz (Mia Sara) tanzt mit ihrem Enkel Chuck (Benjamin Pajak). – © Tobis Film

Im Rückwärtsgang

Flanagan hat THE LIFE OF CHUCK wie auch die Buchvorlage in drei Akte gegliedert, die chronologisch rückwärts erzählt werden. Diese Erzählstruktur hält die Spannung durchgehend aufrecht, aber zu Beginn auch etwas langatmig wirkt. Ich kann wirklich nur jedem empfehlen, vor dem Anschauen möglichst wenig über diesen Film in Erfahrung zu bringen. Mit Neugierde und wenig Vorwissen entfaltet sich der Film am besten. Immer wieder passieren rätselhafte Dinge, die einen grübeln lassen, was eigentlich vor sich geht. Erst nach und nach fügt sich ein Gesamtbild zusammen, das man zu verstehen beginnt. Den Film kann man auch schlecht einem bestimmten Genre zuordnen. THE LIFE OF CHUCK ist kein klassisches Drama, denn dafür enthält der Film zu viele fantastische Elemente. Er wirkt stellenweise melancholisch und entwickelt sich phasenweise zu einem Tanzfilm.

Szenenbild aus THE LIFE OF CHUCK - Chuck (Benjamin Pajak) tanzt mit Tanzpartnerin Cat McCoy (Trinity Jo-Li Bliss) - © Tobis Film
Chuck (Benjamin Pajak) tanzt mit Tanzpartnerin Cat McCoy (Trinity Jo-Li Bliss) – © Tobis Film

Tom tanzt

Tom Hiddleston taucht erst relativ spät im Film auf, tut dann aber genau das, was er wahrscheinlich auch privat gerne macht: tanzen. Für THE LIFE OF CHUCK hat sich der britische Schauspieler in einem sechswöchigen Crashkurs verschiedene Tanzstile angeeignet. Die gemeinsame Probenzeit mit seiner Tanzpartnerin Annalise Basso betrug etwa zwei Wochen, in denen beide die Choreografie einstudiert haben. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Doch auch die Nebenrollen sind ziemlich gelungen. Besonders erwähnenswert ist Mark Hamill in der Rolle des Großvaters. Man muss tatsächlich zweimal hinschauen, um den ehemaligen Luke Skywalker-Darsteller unter der Maske zu erkennen. Hamill verleiht seiner Figur eine warme Authentizität, die perfekt zur melancholischen Grundstimmung des Films passt. Mia Sara als tanzbegeisterte Großmutter ergänzt das Ensemble und vermittelt glaubhaft die Leidenschaft, die Chuck später für das Tanzen entwickeln wird.

Szenenbild aus THE LIFE OF CHUCK - Chuck (Tom Hiddleston) und Janice (Annalise Basso) - © Tobis Film
Chuck (Tom Hiddleston) und Janice (Annalise Basso) – © Tobis Film

Gelungener Genre-Mix

Ich durfte THE LIFE OF CHUCK bereits vor dem offiziellen Kinostart schon im Rahmen des Filmfests München sehen. Zusammen mit ein paar Freunden war ich im Kino und beim Herausgehen aus dem Saal haben wir uns zuerst einmal angegrinst. Auf eine schräge Art ist THE LIFE OF CHUCK so etwas wie ein Feelgood-Film, obwohl das Ende einem dann doch einen Schlag in die Magengrube versetzt. Die Erzählstruktur mag zunächst verwirrend wirken, erweist sich aber als perfekte Methode, um die Zuschauer bei der Stange zu halten. Man rätselt mit, spekuliert über Zusammenhänge und wird am Ende mit einer Geschichte belohnt, die sowohl das Herz als auch den Verstand anspricht.

Gesehen im Rahmen des Filmfests München 2025

8.5/10

Bewertung: 8.5 von 10.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert