THE KING’S MAN hat bei seinem Kinostart im Januar 2022 überwiegend negative Kritiken erhalten. Ich habe den Film deshalb auch damals nicht im Kino gesehen, aber nun auf Disney+ nachgeholt. Bestätigen sich die schlechten Rezensionen? THE KING’S MAN spielt zu Beginn des 20. Jahrhunderts und erzählt die Entstehungsgeschichte der ersten unabhängigen Geheimorganisation. Im Zentrum steht der britische Aristokrat Orlando Oxford (Ralph Fiennes), der zusammen mit seinem Sohn Conrad (Harris Dickinson) eine Verschwörung aufdeckt, die den Ersten Weltkrieg eskalieren lassen könnte. Die beiden werden von den Hausangestellten Shola (Djimon Hounsou) und Polly (Gemma Arterton) unterstützt, während der mysteriöse Bösewicht Grigori Rasputin (Rhys Ifans) seine eigenen Pläne verfolgt.
Bierernst und recht blass
THE KING’S MAN versucht, die Erfolgsgeschichte der ersten beiden Teile fortzusetzen. Leider scheitert der Film an der fehlenden Balance zwischen Spaß, Ernst und abgedrehter Action, die beide Vorgängerfilme auszeichnete. Ralph Fiennes spielt seine Rolle als Orlando Oxford viel zu ernst und bringt nicht den Charme und die Lässigkeit eines Colin Firth mit, die KINGSMAN: THE SECRET SERVICE so unterhaltsam machten. Harris Dickinson als Conrad Oxford bleibt ebenfalls recht blass im direkten Vergleich zu einem flippigen Taron Egerton. Zudem kann er die Motivation seiner Figur nicht besonders glaubhaft zu vermitteln, was mit Sicherheit auch am miserablen Drehbuch liegt. Man leidet nicht mit den Figuren mit. Man interessiert sich so gar nicht dafür, wie es ihnen ergeht. Die wenigen Frauenrollen im Film sterben auch relativ früh zu Beginn der Geschichte, sind reines Eye Candy oder bekommen – wie im Fall von Gemma Arterton – derart wenig Text, dass man auch am Ende des Films absolut nichts über Polly weiß.
Überladene Handlung und mangelnde Charakterentwicklung
Der Film versucht krampfhaft mit einigen Fanservice-Elementen zu punkten, wie den lautstarken Verweisen auf Statesman Whiskey und die ikonischen Oxford-Schuhe mit eingebauten Klingen. Doch so nett diese Referenzen auch sind, sie wirken eher wie nachträglich eingefügte Gimmicks als integrale Bestandteile der Geschichte. Die Actionsequenzen sind zwar schön choreografiert, aber die grundlegende Handlung von THE KING’S MAN wirkt überladen und springt oft hektisch zwischen verschiedenen Schauplätzen und Charakteren hin und her, ohne eine fesselnde Erzählstruktur zu bieten. Es fehlt an einer stringenten Charakterentwicklung, wodurch viele Figuren eindimensional bleiben und ihr Handeln oft unverständlich wirkt. Insbesondere Conrads Verhalten konnte ich nicht ganz nachvollziehen, auch Shola bleibt ein Buch mit sieben Siegeln. Einige Szenen sind unnötig langatmig und bremsen das Tempo des Films erheblich.
Erwartbarer Wendepunkt
Zudem mangelt es THE KING’S MAN an Originalität und schlichtweg Spielfreude des Ensembles, die die ersten beiden Filme so erfrischend und unterhaltsam machten. Das Drehbuch von Matthew Vaughn und Karl Gajdusek wählt mit dem Ersten Weltkrieg auch ein sehr ernstes Grundthema, das der Story eine Schwere verleiht, die im direkten Kontrast zum Spaßcharakter des Films steht. Den Wendepunkt, als sich der eigentliche Bösewicht offenbart, sieht man bereits 10 Meilen gegen den Wind kommen. Ich glaube, man meine Wertung am besten mit dem Satz „Es macht einfach keinen Spaß“ und einem Achselzucken zusammenfassen. THE KING’S MAN gelingt es nicht, die ohnehin nicht hohen Erwartungen zu erfüllen.
THE KING’S MAN ist aktuell – wie auch die anderen beiden Vorgängerfilme – über den Streamingdienst Disney+ abrufbar.
3/10