Das Filmfest München stellt jedes Jahr eine große Vielfalt an Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilmen sowie Fernsehfilmen vor, und SONNENPLÄTZE war mein erster gesichteter Film und ein starker Start ins Festival. Im Zentrum der Geschichte steht Sam. Die 27-jährige Samuela (Julia Windischbauer) will endlich als Autorin durchstarten. Doch für ihr Debütroman hagelt es nur Absagen von allen Verlagen. Chronisch pleite und in Erwartung der nächsten Ablehnung verschwindet sie kurzerhand aus Deutschland und reist mit ihrem Bruder Frederick (Jeremias Meyer) nach Lanzarote, wo ihre Familie ein Ferienhaus besitzt. Dort trifft sie überraschend auf ihren Vater Jo (Niels Bormann), der sich heimlich hier niedergelassen hat – und selbst einst Bestsellerautor war.
Drama im Inselidyll
SONNENPLÄTZE überrascht von der ersten bis zur letzten Minute. Aaron Arens‘ Regie und das Drehbuch, das er zusammen mit Lukas Loose verfasst hat, schaffen es, die Geschichte durchgehend spannend zu halten. Jede neue Figur fügt sich nahtlos in das Geschehen ein und trägt zur Dynamik der Handlung bei. Besonders hervorzuheben ist das Ensemble, das durch seine herausragenden Darstellungen glänzt. Julia Windischbauer, die in der Rolle der Samuela Maibaum eine Neuentdeckung für mich war, beeindruckt durch ihre Authentizität und Vielseitigkeit. Aber eigentlich hat jeder Charakter in dieser dysfunktionalen Familie mindestens eine Szene, in der er oder sie glänzen kann, was den Figuren und ihre Beziehungen zueinander authentisch zur Geltung bringt.
Lanzarote als perfektes Setting
Die Wahl von Lanzarote als Schauplatz für die Handlung erweist sich als genialer Schachzug. Die vulkanische Landschaft der Insel spiegelt die brodelnden Spannungen innerhalb der Familie wider. Wie ein inaktiver Vulkan, der jederzeit ausbrechen könnte, zeigt sich hinter der Fassade der scheinbaren Ruhe und Urlaubsidylle eine unterschwellige Anspannung. Diese Metapher wird im gesamten Film konsequent durchgezogen und verleiht der Geschichte eine zusätzliche Tiefe. Die Inszenierung des Ferienhauses als Ort der Konfrontation und des Rückzugs verstärkt die emotionale Wirkung. SONNENPLÄTZE erzählt auch die Geschichte einer Familie aus der gehobenen Mittelschicht. Die Kinder, die entweder Klavier auf Profiniveau spielen oder selbst Schriftsteller sind, stehen ständig unter dem Druck, den hohen Erwartungen ihrer Eltern gerecht werden zu müssen. Es geht darum, wie schwer es sein kann, in die Fußstapfen erfolgreicher Eltern zu treten, und wie der Wunsch, deren Anerkennung zu gewinnen, die eigene Identität und die Beziehungen innerhalb der Familie beeinflusst.
Von Eltern und Kindern
Ein zentrales Thema in SONNENPLÄTZE ist die Desillusionierung des Bildes, das die Kinder von ihren Eltern haben. Besonders die Beziehung zwischen Samuela und ihrem Vater Jo, einem Bestsellerautor, wird intensiv beleuchtet. Jo, der das Familienhaus nach der Scheidung heimlich besetzt hält, repräsentiert den Zusammenbruch des idealisierten Vaterbildes. Samuela muss erkennen, dass ihr Vater nicht der unfehlbare Held ist, den sie seit ihrer Kindheit bewundert. Diese Erkenntnis führt zu einer tiefen emotionalen Auseinandersetzung, die letztlich eine Befreiung und eine Neuorientierung für Samuela bedeutet. Auch die anderen Familienmitglieder, wie Samuelas Bruder Frederick und ihre Mutter Sybille (Juliane Köhler), müssen sich ihren eigenen Vorstellungen und Enttäuschungen stellen, was zu einem komplexen und bewegenden Familiendrama führt, das nur gegen Ende noch kleine Längen hat.
Der Film startet am 22. August 2024 in die deutschen Kinos.
9.5/10
Klingt nach nem Film für mich…
Der Film Sonnenplätze hört sich interessant an, danke für den Film-Tipp!
Sehr gerne.