Ein Glück, dass ich dafür kein Geld ausgegeben habe. Das war mein erster Gedanke, als ich SAN ANDREAS im Fernsehen gesehen habe. Dieser Film ist im wahrsten Sinne des Wortes eine Vollkatastrophe. Wie es der Name schon sagt, geht es um die berühmte San-Andreas-Verwerfung, an der zwei tektonische Platten aufeinander treffen. Schon lange sagen Experten voraus, dass es irgendwann zu einem extrem starken Erdbeben kommen muss, wenn sich die Platten verschieben.
Die Wissenschaftler Dr. Lawrence Hayes (Paul Giamatti) und sein Kollege Dr. Kim Park (Will Yun Lee) erhalten bei Forschungen am Hoover-Damm erste Erkenntnisse, dass ein solches Erdbeben bald bevorstehen könnte. Die Großstädte Los Angeles und San Francisco wären davon unmittelbar betroffen. Hayes versucht zusammen mit der Fernsehreporterin Serena Johnson (Archie Panjabi) rechtzeitig die Öffentlichkeit zu warnen. Während sich manche aufgrund der Vorwarnung noch retten können, kommt für andere die Hilfe zu spät. Als ein Beben der Stärke 9 Los Angeles in Schutt und Asche legt, versucht sich der Rettungspilot Ray (Dwayne Johnson) gemeinsam mit seiner Noch-Ehefrau Emma (Carla Gugino) von LA nach San Francisco durchzuschlagen. Dort sitzt ihre gemeinsame Tochter Blake (Alexandra Daddario) fest und wartet auf Hilfe.
Ein Katastrophenfilm – eine Katastrophe
SAN ANDREAS ist auf den ersten Blick ein grauenhafter Film. Auf den zweiten Blick habe ich persönlich verzichtet, da der erste Eindruck so derart schlecht war, dass ich mir den verkniffen habe. Jeder Katastrophenfilm steht und fällt mit seinen Charakteren. Leidet man mit ihnen mit? Sind sie sympathisch? Die Antwort hier ist: nein. Die ersten zehn, fünfzehn Minuten sind eine klassische Last-Minute-Rescue, die lediglich verdeutlichen sollen, was Ray aka Dwayne „The Rock“ Johnson für ein harter Hund ist, der selbst in heiklen Situationen einen kühlen Kopf behält.
Diese komplette Einleitung wirkt aber völlig überflüssig, weil Johnson in der Regel genau diesen Typ Mann in sämtlichen Kinofilmen verkörpert. Diesen HERCULES-gleichen Adonis, der niemanden im Stich lassen würde. Bis es dann berühmte Wahrzeichen wie den Hoover-Damm oder die komplette City von San Francisco zerbröselt, dauert es eine halbe Ewigkeit. Die visuellen Effekte und die Locations sind in der Tat auch das Einzige, was halbwegs gelungen ist.
Alte Klischees neu aufgewärmt
Die einzelnen Charaktere sind nicht nur völlig überzeichnet und wirken wie Parodien ihrer selbst, sondern sie verhalten sich auch inkonsistent. Auch ein Sympathie-Träger wie Johnson kann diesen Streifen nicht retten.
Die Hauptcharaktere haben allesamt eine tragische Hintergrundgeschichte spendiert bekommen, die den Figuren offenbar Tiefe geben soll. Leider wirkt das einfach unglaublich angestrengt und gewollt. Sämtliche Klischees wie die Rettung in letzter Sekunde werden ausgiebigst, also mehr als einmal, praktiziert. Den Vogel schießt allerdings der angebliche „Nicht-Tod“eines Charakters ab. In einer Szene sehen wir wie eine Protagonistin stirbt, im Anschluss aber durch Erste-Hilfe-Maßnahmen wieder zum Leben erweckt wird. Ein Katastrophenfilm muss nicht 100% wissenschaftlich korrekt sein – das ist SAN ANDREAS auch nicht: Stichwort Tsunami: Ein Erdbeben kann keinen Tsunami an der gleichen Küste auslösen, an der es das Erdbeben gab – , aber er sollte einen halbwegs plausiblen Handlungsrahmen schaffen, in dem Charaktere agieren, um die man sich sorgt. SAN ANDREAS ist das nicht. Warum dieser Film ein Sequel bekommen soll, ist mir absolut schleierhaft.
1/6 bzw. 1.5/10
Trailer: © Warner Bros. Germany
Der war wirklich extrem schlecht, da bin ich ganz bei dir…