Pay It Forward (OmU, 2000)

Aus Kevin Spacey hätte auch ein großartiger Lehrer werden können. Egal, ob als zwielichtiger MIT-Prof in 21 oder eben hier als motivierender Sozi-Lehrer mit Kindheitstrauma. Referieren kann der Mann unfassbar gut, ganz gleich welches Fach. Als Sozialkundelehrer Eugene Simonet macht er direkt einen prägenden Eindruck. Nicht nur die Verbrennungen auf seinem Gesicht sind ein Hingucker, auch seine Art und Weise wie er mit den Schülern umgeht. Er verhätschelt seine Schüler nicht, sondern versucht sie zu inspirieren. Er gibt ihnen eine Aufgabe: Sie sollen sich eine Strategie überlegen, wie sie die Welt verbessern können. Trevor (Joel Haley Osment) stellt daraufhin seine Idee vor: Jeder Mensch soll drei anderen Menschen etwas Gutes tun, die ihrerseits wieder drei anderen Menschen helfen. Trevor versucht daraufhin diese Strategie umzusetzen und drei Menschen zu helfen. Seinem Lehrer hilft er, indem er ihn mit seiner Mutter Arlene (Helen Hunt)  verkuppelt, dem drogensüchtigen Jerry (Jim Caviezel) verhilft er zu einem neuen Lebensbeginn, indem er ihm eine Nacht Unterschlupf gewährt und neue Kleider für ihn kauft, und seinem Mitschüler Adam versucht er bei einer Prügelei beizustehen. Doch alle Versuche tragen zunächst keine Früchte. Jerry kommt von seiner Sucht nicht los und Arlene trennt sich von Eugene, als Trevors Vater (Jon Bon Jovi) wieder zurückkehrt. Doch zu Trevors Erstaunen taucht einige Monate später der Journalist Chris Chandler (Jay Mohr) aus Los Angeles auf, der durch Zufall auf das Schneeballystem des Gefallentuns aufmerksam wurde.

Eugene Simonet (Kevin Spacey) und Trevor (Haley Joel Osment) - © Warner Bros.
Eugene Simonet (Kevin Spacey) und Trevor (Haley Joel Osment) – © Warner Bros.
Las Vegas als Ort der Wünsche und Träume

Entgegen der Romanvorlage von Catherine Ryan Hide wurde der Handlungsort im Film von Atascadero in Kalifornien nach Las Vegas in Nevada verlegt. Vegas passt sicherlich noch besser. Das Casinoparadies hat nämlich → prozentual die meisten Obdachlosen in den USA. Dort leben sie in Abwasserkanälen und → Tunneln unter der Stadt und halten sich mehr schlecht als recht über Wasser. Las Vegas, eine Stadt der Gegensätze. Während oben gefeiert und das Geld verprasst wird, kämpft man unten um das Überleben. Noch dazu trägt die Stadt den Spitznamen „Sin City“, was den zweifelhaften Charakter der Stadt zusätzlich betont. Die Filmemacher haben mit dem Wechsel des Handlungsortes viele neue Aspekte aufgemacht. Beispielsweise dreht der Film das bekannte Sprichwort „What happens in Vegas stays in Vegas“ um, da hier Vegas als Quelle einer Goodwill-Bewegung inszeniert wird.

Arlene (Helen Hunt) und Eugene (Kevin Spacey) - © Warner Bros.
Arlene (Helen Hunt) und Eugene (Kevin Spacey) – © Warner Bros.
Wie Menschen miteinander umgehen (sollten)…

In DAS GLÜCKSPRINZIP geht es weniger um Glück, auch wenn das der deutsche Titel so suggeriert, sondern in erster Linie um Beziehungen. Grob gefasst die Beziehungen von Menschen zur (Um-)Welt, im Einzelnen um Mutter-Kind-, Lehrer-Schüler oder Schüler-Mitschüler-Verhältnisse. Immer wieder wird der Umgang miteinander thematisiert und welches Verhalten wie gewertet wird. Unpünktlichkeit beispielsweise steht für mangelndem Respekt (gegenüber einer Lehrperson). Zu Kevin Spacey und Helen Hunt muss man nicht viel sagen. Sie sind ein süßes Paar und beide haben Szenen, in denen sich besonders glänzen dürfen (z.B. als Eugene erzählt, wie er zu den Verbrennungen an seinem Körper kam) . Ihre Beziehung entwickelt sich scheibchenweise und nicht im „knall-bumm-verliebt“-Stil. Haley Joel Osment steht den großen Namen in nichts nach. Er verkörpert den idealistischen Jungen besonders gut, wenn er seiner Mutter oder Eugene ins Gewissen redet. Gegen Ende wird der Film unfassbar schön-traurig, aber besonders die Schlussszene macht vieles wieder kaputt. Bis hierhin hatte es der Film nämlich glücklicherweise vermieden ins Kitschige abzudriften. Natürlich hat die Geschichte von einem Jungen, der von einer besseren Welt träumt, eine träumerische Note. Die darf er auch haben, aber die letzte Szene ist eben nicht träumerisch, sondern kitschig. Neben kleineren Logiklöchern bleibt DAS GLÜCKSPRINZIP aber ein gelungener Feel-good-Movie, der zum Nachdenken anregt, ohne den drohenden Zeigefinger zu schwingen.

(5/6)

Trailer: © Tobis Filmclub

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