NT Live: Coriolanus (O, 2014)

Im frühen Rom empören sich die Plebejer, weil die Patrizier Getreide horten, während das gemeine Volk verhungere. Der Patrizier Menenius (Mark Gatiss) schildert ihnen darauf das Gleichnis des Magens, der für den ganzen Körper tätig ist; so sammelten auch die Patrizier Getreide und verteilten es in der ganzen Stadt. Der patrizische General Caius Marcius (Tom Hiddleston) gibt den Senatsbeschluss bekannt, dass die Plebejer zwei Tribunen wählen dürfen, die ihre Interessen im Staat vertreten. Da verkündet ein Bote, dass die Volsker gegen Rom in den Krieg treten wollen. Im Verlauf der Belagerung wird Marcius allein in der Volskerstadt eingeschlossen, doch kann er das Stadttor öffnen, worauf die Römer Corioles erobern. Der verwundete Marcius führt die Römer zum Sieg – für seine Tapferkeit bei der Stadteroberung erhält er den Namen Coriolanus. Um Konsul zu werden, tritt der stolze und arrogant wirkende Patrizier nur widerwillig vor das Volk auf Roms Marktplatz, hat aber letztlich Erfolg. Die Tribunen Brutus (Elliot Levey) und Sicinius (Helen Schlesinger), die fürchten, dass Coriolanus ihr Amt abschaffen wird, wenn er Konsul wird, überreden die Plebejer, ihre Zustimmung zurückzuziehen. Coriolanus beschimpft daraufhin die Tribunen. Auf dringendes Anraten auch seiner Mutter Volumnia (Deborah Findlay) geht er noch einmal auf den Marktplatz, um sich mit den Plebejern zu versöhnen. Doch lässt er sich, von Sicinius provoziert, zu Tiraden gegen die Tribunen und Plebejer hinreißen, die darauf seine Verbannung auf Lebenszeit fordern. Er verlässt Rom freiwillig, nachdem er sich von seiner Frau Virgilia (Birgitte Hjort Sørensen) verabschiedet hat. Coriolanus sucht nun seinen ehemaligen Feind Aufidius (Hadley Frasher) auf und verbündet sich mit dem Volskergeneral zum Kampf gegen Rom.

Szenenbild aus NT Live: CORIOLANUS - Tom Hiddleston - Photo by Johan Persson
Photo by Johan Persson

Die Bühne im → Donmar Warehouse bietet nicht viel Platz um die ganze Pracht des reichen Roms darzustellen. Darum behalf sich Regisseurin Josie Rourke mit dem Bild der Arena. Konturen von Häusern oder der Protest der Plebejer werden kurzerhand auf Boden und Wände gemalt. Zudem gibt es fantastische Lichtprojektionen auf die Wand hinter der Bühne. Die trommelnde, elektronisch-kalte Musik von Michael Bruce scheint leider mehr zum Spielort als inhaltlich zum Stück zu passen. Auch die Kostüme wirken selten konsistent. Während die Soldaten alle wie römische Soldaten aussehen, laufen im Besonderen die weiblichen Darsteller in Kleidern herum, die nicht im entferntesten an römische Mode erinnern.

Grandioser Cast

Hauptdarsteller Tom Hiddleston, den meisten wahrscheinlich als Götterbruder Loki aus den THOR-Filmen bekannt, hat die körperlich anstrengendste Rolle: im Kampf wird er über die Schulter seines Gegners auf den Boden geworfen, vom wildgewordenen Volk mit Tomaten beworfen und hängt schließlich in der  Schlussszene kopfüber von der Decke. Die Arroganz von Coriolanus kann er gut vermitteln. Besonders positiv tut sich dann noch Deborah Findlay als seine Mutter hervor. Während sie in der ersten Hälfte des Stücks noch unglaublich stolz auf ihren Sohn, den tapferen Kriegsherrn mit den vielen Wunden, ist, vollzieht sich bei ihr die glaubhafte Wandlung, als sich Coriolanus gegen Rom stellt. Sie ist entsetzt, weint, schreit und versucht alles ihren Sohn davon abzuhalten, Rom anzugreifen. Neben ihr sieht Birgitte Hjort Sørensen als Virgilia unglaublich blass aus, was man besonders in den Szenen merkt, in denen beide zusammen auftauchen. Die Liebe zu ihrem Mann drückt sie auch nur durch ständiges Küssen aus, man hat aber nie den Eindruck, dass sie die Küsse wirklich ernst meint.

 

Mark Gatiss spielt den Partizier Menenius mit einer Herablassung, die einem irgendwie bekannt vorkommt. Ja, die Parallele zu seiner Darstellung des Mycroft Holmes in der BBC-Serie SHERLOCK ist unverkennbar. Und auch ähnlich wie dort sorgt er mit seiner hochnäsigen Art für den ein oder anderen Lacher. Doch auch er lässt alle Maskerade fallen, als Coriolanus gegen Rom ziehen will. Seine Angst und Sorge wirken nie gespielt. Hier und da hätte man sich als Zuschauer noch Untertitel gewünscht, ganz besonders in den Szenen, wo geschrien wird. Insgesamt wurde der düstere Shakespeare-Stoff gut umgesetzt, mit einigen Abzügen bei der Musik und bei den Kostümen.

Düstere Shakespeare-Tragödie mit tollem Hauptdarsteller (4/6)

Trailer: © NT Live

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