Die Walt Disney Animation Studios haben mit MOANA 2 eine Fortsetzung ihres erfolgreichen Animationsfilms aus dem Jahr 2016 herausgebracht. Die Geschichte entführt uns wieder in die faszinierende Welt Polynesiens, wo Magie und Tradition aufeinandertreffen. Die Geschichte setzt nach den Ereignissen des ersten Films ein: Moana (Auliʻi Cravalho) hat ihr Volk zwar erfolgreich zurück aufs Wasser geführt, kann aber keine Verbindung zu anderen polynesischen Völkern herstellen. In einem Moment der Verzweiflung erreicht sie eine geheimnisvolle Botschaft ihrer Ahnen, die ihr einen neuen Weg aufzeigt. Mit einer kleinen, ausgewählten Mannschaft wagt sie sich in gefährliche und längst vergessene Gewässer vor. Ihr Ziel ist eine sagenumwobene Insel, die als Schlüssel zur Vereinigung aller polynesischen Völker gilt. Doch der zornige Sturmgott Nalo (Tofiga Fepulea’i) macht die Annäherung an diesen mythischen Ort nahezu unmöglich. Parallel dazu kämpft der beliebte Halbgott Maui (Dwayne Johnson) mit eigenen Herausforderungen.
Von der Serie zum Kinofilm
Wer verstehen möchte, warum MOANA 2 am Ende hinter den Erwartungen zurückbleibt, muss sich die Entstehungsgeschichte des Films ansehen. Ursprünglich hatte Jennifer Lee, Chief Creative Officer der Walt Disney Animation Studios, im Dezember 2020 eine Musical-Comedy-Serie mit dem Titel MOANA: THE SERIES angekündigt. Diese fünfteilige Serie sollte 2023 auf Disney+ erscheinen. Doch im Februar 2024 verkündete Disney-CEO Bob Iger eine Überraschung: Die Serie wurde zu einem Kinofilm umgearbeitet. Diese Entscheidung erklärt, warum die Handlung an vielen Stellen sehr gehetzt und teils auch unglaubwürdig wirkt, da eine für mehrere Episoden konzipierte Geschichte in einen abendfüllenden Film gepresst wurde. Das führt dazu, dass die Nebenfiguren, die alle durchaus unterhaltsam sind, doch sehr stiefmütterlich behandelt werden. Ihre Namen vergisst man recht schnell wieder, was nicht unbedingt für den Film spricht.
Technische Brillanz trifft auf erzählerische Schwächen
Rein technisch betrachtet ist MOANA 2 ein solider Animationsfilm. Besonders die Actionsszenen sind wieder sehr beeindruckend. Auch die Bewegungen der Wellen, das Spiel von Licht und Schatten auf der Wasseroberfläche und die Integration der Charaktere in diese flüssige Umgebung sind wirklich sehenswert. Allerdings können die Animationen nicht über die Schwächen in der Handlung hinwegtäuschen. Der wohl größte Kritikpunkt ist wohl die Motivation der Protagonistin. Sie bekommt eine Vision vom Untergang ihrer Zivilisation und bricht sofort auf. Ohne einen Hauch von Planung oder Nachdenken. Einfach nur dem Zeichen am Himmel folgen. Wird schon gut gehen. Auch die Bedrohung durch den Sturmgott Nalo (Tofiga Fepulea’i) entfaltet nicht die gewünschte dramaturgische Wirkung. Seine Präsenz und seine Motivation sind ebenfalls nicht plausibel und dadurch verliert der Bösewicht stark an Durchschlagskraft.
Charakterentwicklung im Schnelldurchlauf
Eine Mid-Credit-Szene im Abspann deutet bereits auf eine Fortsetzung hin. Also dann wohl eine Fortsetzung als Film und nicht als Serie. Und hier stellt sich dann die Frage, ob zukünftige Abenteuer vielleicht wieder mehr erzählerischen Raum erhalten. Mit liebenswerten Charakteren, die man wirklich ins Herz schließen kann und wo man nach dem Filmende wirklich traurig ist, dass man mit den Figuren keine Zeit mehr verbringen darf. MOANA 2 ist leider nicht so. Dazu ist die Handlung sehr generisch. Der Film weiß durchaus zu unterhalten, liefert aber eine sehr seelenlose Kinoerfahrung. Dem jüngeren Kinopublikum ist das wahrscheinlich noch nicht klar. Zusammen mit den Älteren haben sie den Film zum stärksten Kinostart des Jahres 2024 verholfen. Aber auch ein finanzieller Erfolg macht daraus noch keinen herausragenden Film.
6.5/10
