Maria Stuart (2024)

Schillers Drama über die Konfrontation zwischen Maria Stuart und Elisabeth I. findet nun unter der Regie von Nora Schlocker und Alexander Eisenach ihren Weg ins Residenztheater. MARIA STUART erzählt von den letzten Tagen der schottischen Königin Maria Stuart, die in England gefangen gehalten wird. Das Stück beginnt mit Maria Stuart (Lisa Stiegler/Pia Händler), die ihrer bevorstehenden Hinrichtung entgegenblickt. Sie hofft, dass ein Treffen mit Königin Elisabeth I. (Pia Händler/Lisa Stiegler) ihre Situation ändern könnte. Elisabeth wird von ihrem Berater Wilhelm Cecil (Florian Jahr) und dem loyalen Georg Talbot (Oliver Stokowski) beeinflusst, die jeweils unterschiedliche Ansichten über Marias Schicksal haben. Währenddessen plant Mortimer (Vincent zur Linden), Marias Neffe, eine gewagte Rettungsaktion, um seine Tante zu befreien. Im Zentrum des Stücks steht das fiktive Treffen zwischen den beiden Königinnen. Diese Konfrontation offenbart die tiefen persönlichen und politischen Konflikte, die beide Frauen antreiben. Maria appelliert an Elisabeths Mitleid und bittet um Gnade, während Elisabeth mit ihrer eigenen Unsicherheit und dem Druck ihrer Berater ringt. Robert Dudley, Graf von Leicester (Moritz Treuenfels), versucht zwischen den Königinnen zu vermitteln, doch letztlich bleibt Elisabeths Entscheidung unausweichlich.

Szenenbild aus MARIA STUART - Residenztheater München - Maria Stewart (Pia Händler) und Königin Elisabeth (Lisa Stiegler) - © Sandra Then
Maria Stewart (Pia Händler) und Königin Elisabeth (Lisa Stiegler) – © Sandra Then

Roter Teppich für die Königinnen

Die Inszenierung von MARIA STUART im Residenztheater überzeugt durch ein beeindruckendes Bühnenbild von Irina Schicketanz. Der rote Teppich, auf dem die Königinnen schreiten, und die verzerrten Spiegel, die deren verzerrte Wahrnehmung von Macht und Intrigen symbolisieren, sind besonders hervorzuheben. Zusammen mit dem effektvollen Einsatz von Stroboskoplicht wird eine visuell eindrucksvolle Atmosphäre geschaffen. Die Soundkulisse, komponiert und gestaltet von Philipp Weber, unterstützt die dramatische Spannung des Stücks hervorragend und trägt wesentlich zur Gesamtwirkung bei. Ein besonders starkes Bild bietet die Szene, in der Königin Elisabeth die Arme ausstreckt und mithilfe ihrer Günstlinge ihre Macht symbolisch verlängert. Dieser Moment verdeutlicht die weiten Arme der Politik, symbolisiert aber auch die Abhängigkeit und Unterstützung durch Günstlinge.

Szenenbild aus MARIA STUART - Residenztheater München - Die Unterstützer der Königin Elisabeth (Lisa Stiegler) - © Sandra Then
Die Unterstützer der Königin Elisabeth (Lisa Stiegler) – © Sandra Then

Großartige schauspielerische Leistungen

Pia Händler und Lisa Stiegler brillieren in ihren wechselnden Rollen als Maria Stuart und Elisabeth I. Die beiden Schauspielerinnen zeigen die tiefen emotionalen und politischen Konflikte ihrer Charaktere. Zu Beginn darf ein Zuschauer entscheiden, wer welche Rolle spielt. Die Entscheidung, die Rollen der Königinnen dem Zufall zu überlassen, bringt eine interessante Dynamik ins Spiel, auch wenn diese Idee nicht neu ist. Besonders bemerkenswert ist die Szene vor der Pause, in der beide Königinnen die Rollen tauschen – ein kraftvolles Bild für den Wechsel von Macht und Ohnmacht. Ein stilistisches Element der Inszenierung ist das bewusste Overacting der Königinnen, das die dramatische Überhöhung unterstreicht. Das kann jedoch für einige Zuschauer eine Herausforderung darstellen. Das „Bühnendeutsch“, also die hochgestochene Sprache, ist im weitestgehend leeren Bühnenraum teilweise schwer verständlich. Der Raum schluckt gelegentlich Wortteile, was die Verständlichkeit beeinträchtigt.

Szenenbild aus MARIA STUART - Maria Stewart (Pia Händler) - © Sandra Then
Maria Stewart (Pia Händler) – © Sandra Then

Die Macht. Der Zufall. Die Macht des Zufalls.

Die Inszenierung legt großen Wert auf Perspektivwechsel und die Rolle des Zufalls. Diese Themen werden nicht nur durch die zufällige Rollenverteilung, sondern auch durch die Inszenierung und Darstellung unterstrichen. Durch verzerrte Spiegel wird die Frage der Perspektive immer wieder thematisiert. Sie verstärken das Gefühl von Unsicherheit und Veränderlichkeit. Zudem sind sie auch eine raffinierte Metapher für die politischen Spiele, die im Stück gespielt werden. Trotzdem fehlte mir persönlich ein bißchen das gewisse Etwas. Die 220 Jahre, die das Stück seit seiner Uraufführung inzwischen auf dem Buckel hat, merkt man dann doch etwas. Wer sich jedoch für den Stoff begeistern kann, erlebt einen soliden Theaterabend mit zwei fantastischen weiblichen Hauptrollen.

Gesehen am 19.05.2024 mit Lisa Stiegler als Elisabeth und Pia Händler als Maria (2. Vorstellung) im Residenztheater München.

7.5/10

Bewertung: 7.5 von 10.

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