Maria (2024)

Pablo Larraín komplettiert mit MARIA seine „Lady-with-heels“-Trilogie, nachdem er bereits in JACKIE und SPENCER ikonische Frauenfiguren der Zeitgeschichte porträtiert hat. Diesmal nimmt sich der chilenische Regisseur die legendäre Operndiva Maria Callas vor – und liefert dabei das schwächste Werk in seiner Trilogie ab. Der Film zeigt die letzten Tage im Leben der weltberühmten Sopranistin Maria Callas (Angelina Jolie) im September 1977. Zurückgezogen lebt sie in ihrem prunkvollen Pariser Apartment, umsorgt von ihrer treuen Köchin Bruna (Alba Rohrwacher) und Butler Ferruccio (Pierfrancesco Favino). Callas ernährt sich hauptsächlich von Stimmungsaufhellern und träumt noch immer von einem großen Comeback. Als der Fernsehreporter Mandrax (Kodi Smit-McPhee) für ein Interview erscheint, schwelgt die gealterte Diva in Erinnerungen an ihre glanzvollen Zeiten. Zwischen Realität und Fantasie verschwimmen die Grenzen, während sie sich selbst noch einmal auf der Bühne sieht.

Szenenbild aus MARIA - Maria Callas (Angelina Jolie) - © Studiocanal
Maria Callas (Angelina Jolie) – © Studiocanal

Das Rätsel bleibt ein Rätsel

Larraín hat bereits bewiesen, dass er komplexe Frauenfiguren eindringlich inszenieren kann. In MARIA gelingt ihm das nur bedingt, denn es herrscht eine merkwürdige Distanz zwischen Film und Hauptfigur. Die Callas bleibt über weite Strecken ein Enigma – was vielleicht auch beabsichtigt sein mag. Dem Zuschauer tut der Film damit aber keinen Gefallen. Man erfährt zwar viel über Callas‘ Leiden und ihre Sehnsucht nach vergangener Größe, doch wirklich nahegekommen ist man ihr nach knapp zwei Stunden nicht. Das liegt auch daran, dass MARIA deutlich weniger zu erzählen hat als die anderen beiden Filme der Trilogie. Angelina Jolie arbeitet die launenhafte Diva durchaus überzeugend heraus, verbringt aber erstaunlich viel Zeit damit, sehnsüchtig in die Ferne zu blicken oder zu weinen. Die in Schwarz-Weiß gehaltenen Erinnerungssequenzen unterbrechen den Erzählfluss zusätzlich. Besonders problematisch: Die große Liebe zur Oper, die Callas‘ Leben bestimmt hat, kommt beim Publikum nicht wirklich an.

Szenenbild aus MARIA - Kammerdiener Ferruccio (Pierfrancesco Favino), Maria Callas (Angelina Jolie) und ihre Köchin und Vertraute Bruna (Alba Rohrwacher) - © Studiocanal
Kammerdiener Ferruccio (Pierfrancesco Favino), Maria Callas (Angelina Jolie) und ihre Köchin und Vertraute Bruna (Alba Rohrwacher) – © Studiocanal

Stimme aus der Konserve

Das liegt auch an einer merkwürdigen Entscheidung der Filmemacher. Über weite Strecken hört man nicht Jolies Gesang, sondern den einer professionellen Opernsängerin. Nur wenn Callas „schlecht“ singt, greift man auf die Originaltonspur der Schauspielerin zurück. Es ist leider viel zu offensichtlich, dass die Singstimme nicht zur Schauspielerin gehört, was die Authentizität untergräbt. Wer keine Berührungspunkte mit Operngesang hat, wird sich schwertun, Callas‘ Leidenschaft nachzuvollziehen. Visuell trumpft MARIA durchaus auf. Larraín filmt häufig durch Türrahmen und gewährt Blicke in die opulenten Pariser Gemächer. Das Setdesign fängt die dekadente Atmosphäre der späten 70er Jahre ein. Doch alle handwerkliche Perfektion kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Film auf Dauer ermüdend wirkt.

Szenenbild aus MARIA - Bruna (Alba Rohrwacher) und Maria Callas (Angelina Jolie) - © Studiocanal
Bruna (Alba Rohrwacher) und Maria Callas (Angelina Jolie) – © Studiocanal

Fehlende Identifikation

Das Hauptproblem von MARIA liegt in der fehlenden emotionalen Verbindung zur Hauptfigur. Man kann Callas‘ Tragik zwar intellektuell nachvollziehen, aber mitfühlen fällt schwer. Sie bleibt eine ferne, unnahbare Gestalt in ihrem goldenen Käfig. Wer sich für Angelina Jolies schauspielerische Leistung interessiert, wird durchaus Momente finden, die fesseln. Auch die Nebenrollen, besonders Haluk Bilginer als Aristotle Onassis und das Hauspersonal, sind wirklich gut besetzt. Auch Opernfans und Callas-Verehrer kommen hier auf ihre Kosten. Alle anderen werden aber nicht abgeholt. Sie dürften sich fragen, warum diese Geschichte überhaupt erzählt werden musste. MARIA ist handwerklich solide, trifft aber nicht den richtigen Ton. Ähnlich wie die Hauptfigur in ihren letzten Tagen.

Gesehen im Rahmen des Filmfests München 2025

6.5/10

Bewertung: 6.5 von 10.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert