Manche Filme wirken als wären Sie Bewerbungsfilme für andere Rollen. Und wenn man so will, war LAYER CAKE die Eintrittskarte für Daniel Craig in den Bond-Franchise, denn Bond-Produzentin Barbara Broccoli nahm ihn aufgrund seiner Darstellung in diesem Film für den berühmtesten britischen Geheimagenten in die engere Wahl. Der Film hat nämlich alles, was ein Bondfilm auch hat. Die Guten, die Bösen, Gewalt und eine attraktive Blondine. Der namenlose Protagonist XXXX (Daniel Craig) arbeitet als Drogenhändler, spezialisiert auf Kokain, in London. Unterstützt von Industriechemiker Clarkie (Tom Hardy) sowie seinen Verbindungsmännern Morty (George Harris) und Terry (Tamer Hassan) machen sie Geld für ihren Boss Jimmy Price (Kenneth Cranham). Der beauftragt XXXX Charlotte, die Tochter von Jimmys altem Freund Eddie Temple (Michael Gambon) aufzuspüren. Zum anderen bietet „der Duke“ eine Million Ecstasy-Pillen zum Verkauf an, die er mit seiner Gang in Amsterdam von serbischen Schwerverbrechern aus deren Produktionsstätte gestohlen hat, und XXXX soll den Ankauf der Drogen einfädeln. Das klingt leichter als es ist, denn die Serben schicken derweil einen Auftragskiller nach London, der die Pillen sicherstellen und den „Duke“ liquidieren soll. Plötzlich gerät alles außer Kontrolle. Partner sterben und gute Freunde werden hintergangen. Und XXXX versucht das Chaos zu kontrollieren.
Verbundene Schicksale
Der Debütfilm von Matthew Vaughn kam aus unerfindlichen Gründen in Deutschland gar nicht erst ins Kino, sondern wurde als Direct-to-DVD veröffentlicht. Der Titel (zu Deutsch: Schichttorte) bezieht sich dabei nicht nur auf die kriminelle Unterschicht sowie auf die verwobenen Handlungsstränge im Film. Denn für einen Gangsterfilm ist LAYER CAKE recht komplex. Auch wenn es kein Mindgame-Film ist, lohnt sich ein zweiter oder ein dritter Blick auf den Film, da die Handlung mit zunehmender Länge etwas verworren, aber nie unplausibel, wird. LAYER CAKE ist kein Film, den man mal schnell nebenher schauen kann. Matthew Vaughn und dessen Kameramann Ben Davis schaffen es immer wieder kreative Übergänge zu schaffen und zwei Orte oder zwei Handlungen, die entweder parallel oder zeitlich versetzt stattfinden, miteinander zu verbinden (siehe → Eröffnungsszene). Dadurch hat der Film auch eine gute Dynamik und lässt zu weiten Teilen keine Langeweile aufkommen, was auch auf die zahlreichen Wendepunkten und Überraschungen zurückzuführen ist. Positiv fällt auch der hauptsächlich elektronische Soundtrack auf, der auch ohne den Film überzeugt.
Die Actionhero-Masterclass
Schaut man sich den Cast an, hat man den Eindruck, den Abschlussfilm der Masterclass der zukünftigen Actionhelden zu sehen. Neben Bond-Darsteller Daniel Craig und dessen zukünftigen Quartiermeister Ben Whishaw finden sich auch der verrückte Max alias Tom Hardy im Ensemble. Craig darf an einer Stelle auch schon mit einer Waffe bondlike um die Ecken schleichen. Einzig XXXXs Beziehung zu Tammy (Sienna Miller) verkommt zur Lachnummer. Nachdem Sienna Miller keine zehn Minuten im Film zu sehen ist, wirkt ihre Liebesbeziehung zu XXXX völlig unglaubwürdig. Es ist natürlich möglich, dass es ursprünglich mehr Szenen mit den beiden Turteltauben gab, die dann aber im Schneideraum herausgeschnitten wurden. Dennoch wäre es dann besser gewesen, Tammys Rolle komplett zu streichen. Die letzte Szene überrascht dann noch einmal. Für allen, den das Ende aber nicht gefällt, gibt es auf der DVD noch ein alternatives Ende.
(5/6)
Und schon rutscht der Film in meiner Netflix „To-Do“-Liste ein gutes Stück nach oben. Merci für die Anregung 🙂
Immer wieder gerne. 🙂