Nach der inhaltlich wie visuell äußerst starken Trilogie aus RISE, DAWN und WAR OF THE PLANET OF THE APES war die Geschichte für mich eigentlich abgeschlossen. Die Frage, was KINGDOM OF THE PLANET OF THE APES noch erzählen möchte, hat mich jetzt aber doch ins Kino getrieben, obwohl meine Erwartungen nicht besonders hoch waren. Die Geschichte spielt rund 300 Jahre nach dem Tod von Caesar. Inzwischen haben sich verschiedene Affengesellschaften gebildet, während die meisten Menschen in der Wildnis hausen. In dieser neuen Welt kennen viele Affen Caesar nur noch aus Legenden. Der mächtige Affenanführer Proximus Caesar (Kevin Durand) versklavt andere Affenclans, um gemeinsam mit ihnen eine verborgene menschliche Technologie aufzuspüren. Der junge Schimpanse Noa (Owen Teague), dessen Familie von Proximus entführt wird, schließt sich mit dem Menschenmädchen Mae (Freya Allan) zusammen, um seinen Clan zu befreien.
Nochmal auf Anfang
KINGDOM OF THE PLANET OF THE APES stellt Regisseur Wes Ball vor eine immense Herausforderung. Er muss ein bereits abgeschlossenes Universum wiederbeleben und dabei komplett neue Charaktere einführen. Trotz des ambitionierten Versuchs bleibt die Charakterentwicklung hinter den Erwartungen zurück. Die meisten Charaktere haben nur ein konkretes Ziel. Noa will seine Familie zurück. Mae will Menschentechnologie vor den Affen retten. Proximus Caesar verslavt die Affen um an die Menschentechnolgie zu kommen. Die Vielzahl an neuen Figuren führt dazu, dass sie alle eher blass und wenig ausgearbeitet erscheinen. Ohne den emotionalen Tiefgang, der die Vorgängerfilme auszeichnete. Auch die Frage „Who lives, who dies, who tells your story?“ bietet grundsätzlich eine spannende Grundlage um Caesars Vermächtnis zu erforschen. Doch der Film nutzt das Potential dieser Prämisse nicht vollständig aus. Die Geschichte stellt zwar spannenden Fragen hierzu, beantwortet sie aber nicht abschließend.
Visuell überzeugend
Wo der Film allerdings glänzt, sind die visuellen Effekte. Die Darstellung einer von Pflanzen überwucherten, verfallenden urbanen Landschaft ist visuell beeindruckend und trägt viel zur atmosphärischen Dichte des Films bei. Aber nicht nur die verlassenen Wolkenkratzer, die von der Natur zurückerobert wurden, sind ein Highlight für das Auge. Insbesondere auch die Fellhaare der Affen sind in Nahaufnahmen ein wahrer Augenschmaus. Das gilt auch für die unterschiedlichen Affenclans von falkenzüchtenden Bergaffen über der Strandclan von Proximus Caesar, der am Meer Wasser gestaut hat. Mein persönlicher Lieblingscharakter war aber nicht etwa Hauptfigur Noa, sondern der Orang-Utan Raka. Noa trifft Raka auf seiner Reise und er fungiert in erster Linie als väterlicher Freund und Geschichtslehrer.
Aber auch generisch und unlogisch
Gerade im letzten Drittel sorgten offensichtliche Continuity- und Logikfehler bei mir für gewissen Unmut. Da ein Damm, der sich direkt am Meer befindet, gesprengt wird, fließt Wasser durch die offene Tür eines weitläufigen, unterirdischen Silos. Und zwar relativ schnell bis unter die Decke. So funktioniert das Meer einfach nicht. Ja, in einem ersten Wasserschwall wird der Siloboden erst einmal mit Wasser bedeckt. Aber das Wasser wird keinesfalls über 20 Stockwerke volllaufen, sondern sich irgendwann wieder zurückziehen, was das Vorankommen einiger flüchtender Affen ja eigentlich erleichtern müsste. Trotz der herausragenden visuellen Effekte fehlt etwas Wesentliches: eine starke, emotionale Verbindung zu den Charakteren. Leider wirft KINGDOM OF THE PLANET OF THE APES seinem Publikum nur Brotkrumen in Hinblick auf die Charaktereigenschaften der Figuren hin. Der Film endet schließlich mit einem leichten Cliffhanger. Als wäre eine weitere Trilogie schon in trockenen Tüchern. Ich weiß aber nicht, ob mich eine solche wirklich reizen würde. Caesar fehlt.
6.5/10