Es gibt ja diese Filme, die gar nicht erst in die Kinoauswertung gehen, sondern direkt für das Heimkino erscheinen. Einer dieser Filme ist HOTEL MUMBAI. Nun lief der Film im Rahmen des Fantasy Filmfest doch noch auf einer Leinwand und genau da gehört er auch hin. Der Film erzählt von mehreren islamistischen Terroristen, die am 26. November 2008 in der indischen Metropole Mumbai mehrere koordinierte Anschläge verüben. Später belagern sich auch das Taj Mahal Palace Hotel und töten willkürlich Angestellte und Gäste. Im Gebäude befinden sich auch der Amerikaner David (Armie Hammer) und seine Frau Zahra (Nazanin Boniadi) mit ihrem kürzlich geborenen Sohn und dessen Nanny Sally (Tilda Cobham-Hervey). Als die ersten Schüsse fallen, bringen der Küchenchef Oberoi (Anupam Kher) und der Kellner Arjun (Dev Patel) möglichst viele Gäste in Sicherheit. Es vergehen drei Tage der Belagerung, denn die Spezialkräfte der Polizei sind alle im fernen Delhi stationiert und müssen erst einmal eingeflogen werden.
Darf man das?
Natürlich muss man die Frage stellen, warum nahezu jedes Unglück (z.B. DEEPWATER HORIZON) oder Beinaheunglück (z.B. SULLY) einen eigenen Film bekommen muss. Im Fall von HOTEL MUMBAI kann man sicher auch diese Frage stellen, denn die Gewalt ist relativ brutal und eindringlich dargestellt. In Deutschland ist der Film auch erst ab 16 Jahren freigegeben. Für mich persönlich stellte sich die Frage nach dem “Darf man das?” aber gar nicht, denn ich hatte die Anschläge in Mumbai gar nicht mehr auf dem Schirm. Und daher hat mich der Film überhaupt erst an diese Ereignisse erinnert und darauf aufmerksam gemacht. Ich habe mich nach dem Film noch ein bißchen mit dem Vorfall befasst, habe Artikel gelesen und es gibt auch einige Dokumentationen dazu → auf Youtube.
Angst und Schrecken
Je mehr ich erfahren habe, desto erschrockener war ich. Es braucht nämlich keine gekidnappten Flugzeuge, es braucht nur 10 bewaffnete ideologisch verblendete Menschen um eine ganze Stadt in Angst und Schrecken zu versetzen. Wie leicht es die Terroristen hatten, lässt den Zuschauer fassungslos zurück. Der Film bleibt dabei relativ nah an den tatsächlichen Ereignissen, die auch aufgrund von aufgezeichneten Telefonaten gut rekonstruierbar sind. Gelungen finde ich auch, dass sich der Film nicht zu schade ist, nach dem “Kill your darlings”-Prinzip auch mal Charaktere sterben zu lassen, mit denen man schon lange mitgelitten hat. Der Film vermittelt die permanente Angespanntheit, das Warten auf Hilfe und den Lagerkoller unter den überlebenden Hotelgästen glaubhaft. Immer wieder habe ich mich in den Kinosessel gekuschelt, mich darüber aufgeregt, dass die Polizei nicht eingreift und mich um die Figuren gesorgt.
Hotelpersonal in der Heldenrolle
Auch wenn viele der Hauptprotagonisten die ein oder andere Szene zum Glänzen bekommen, so ist mir doch besonders Jason Isaacs in seiner Nebenrolle besonders aufgefallen. Isaacs spielt den russischen Geschäftsmann Vasili, der sich nur für Alkohol und Sex interessiert. Das macht ihn anfangs nicht unbedingt zum Sympathieträger. Diese Coolness, die Vasili trotz dem Stress der Hotelbelagerung ausstrahlt, ist allerdings äußerst unterhaltsam. Überhaupt hat der Film durchaus auch ein paar wenige tragikomische Momente und Galgenhumor. So fragt einer der Terroristen eine Geisel immer wieder auf Indisch nach dessen Namen. Dieser besteht den Terroristen natürlich nicht. Über das Handy bekommt er dann von seinem Anführer in Pakistan die Frage “What is your name? durchgesagt, was zudem auch die Dummheit der Terroristen unterstreicht. Dev Patel, der auch als Produzent am Film beteiligt war, übernimmt die Heldenrolle mit Bravour.
5/6 bzw. 8/10
Trailer: © Universum Film
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