„Die Leute geben viel Geld aus und glauben, sie haben den Everest bestiegen. In Wirklichkeit haben sie den Everest nicht verstanden und nicht bestiegen und stattdessen viele Leute in den Tod laufen lassen. Die Verantwortung dafür tragen nicht die Klienten, sondern die Organisatoren. Die Klienten sind der naive Teil von etwas, das völlig widersinnig ist: Sie kaufen sich ein Prestige, das gar nicht käuflich ist.“ → So argumentierte 2014 der Bergsteiger Reinhold Messner, der 1978 ohne Sauerstoff den Mount Everest bezwang, und fasst damit kompakt zusammen worum es in EVEREST geht. Der Film basiert auf wahren Ereignissen, insbesondere auf einem Bergsteigerunfall vom 10. Mai 1996 am Mount Everest. Der gewissenhafte Bergführer Rob Hall (Jason Clarke) und der leicht verplante Scott Fischer (Jake Gyllenhaal) planen mit ihrer zahlenden Kundschaft den Aufstieg auf das Dach der Welt. Zunächst sieht auch alles gut aus. Drei Klienten aus Halls Team, der Postbote Doug Hansen (John Hawkes), die einzige Frau der Gruppe Yasuko Namba (Naoko Mori) und der Journalist Jon Krakauer (Michael Kelly), erreichen den Gipfel. Beck Weathers (Josh Brolin) , ebenfalls Teil von Halls Team, erreichte den Gipfel aufgrund gesundheitlicher Probleme nicht. Als nun kurze Zeit später ein unerwarteter Wetterumschwung aufzieht, versucht Rob, dem die körperliche Unversehrtheit seiner Klienten wichtig ist, alles, um diese in Sicherheit zu bringen. Doch die Unternehmung endet im Fiasko. Schließlich müssen die schockierten Mitarbeiter von Rob wie die Ärztin Caroline Mackenzie (Elizabeth Debicki) und die Gruppenleiterin Helen Wilton (Emily Watson) Halls schwangerer Frau Jan (Keira Knightley) erklären, dass es keine Hilfe mehr für ihren Mann gibt.
Auf dem Dach der Welt
Endlich mal wieder ein Film, bei dem sich der 3D-Aufschlag lohnt (auch wenn es offenbar Leute gibt, die anderer Ansicht sind: → Going To The Movies, → symparanekronemoi) . Kameramann Salvatore Totino nutzt die Tiefe des 3D-Effekts und Point-of-View-Shots um den Zuschauer die Strapazen der Protagonisten spüren zu lassen und die imposante Berglandschaft einzufangen. Desweiteren sorgen wohldosierte Frosch- und Vogelperspektiven für atemberaubende Bilder. Klapprige Hängebrücken und Naturgewalten wie ein Lawinenabgang und der Wetterumschwung sorgen auch beim Zuschauer für ordentlich Nervenkitzel. Der Film basiert sowohl auf dem Buch des mitgereisten Journalisten Jon Krakauer → In eisige Höhen. Das Drama am Mount Everest sowie dem Bericht von Beck Weathers → Für tot erklärt: Meine Rückkehr vom Mount Everest, aber auch die Mitschrift des letzten Satellitentelefonanrufs zwischen Rob Hall und seiner Frau Jan Arnold. Krakauer hat sich inzwischen zum Film geäußert und den Film als → Schwachsinn bezeichnet und ergänzte, es sei ein Fehler gewesen jemals die Filmrechte abgetreten zu haben. Regisseur Kormákur erklärte, man habe mehrere Quellen für den Film verwendet um ein möglichst umfangreiches Bild des Unglücks zu zeichnen.
Orientierungslosigkeit
Immer wieder werden die Standorte und Positionen der Gruppe mit Höhenangabe eingeblendet. Dies ist auch nötig um dem Zuschauer eine Orientierung zu geben. Leider funktioniert das gegen Ende nicht mehr so gut. Die Gruppen vermischen sich und irgendwann weiß der Zuschauer nicht mehr, wer gerade wo in der Wand hängt, wer noch lebt oder schon tot ist. Auch die Beziehung von Rob und seiner Frau Jan passt nicht so ganz . Die Telefonate zwischen den Beiden wirken zu aufgesetzt. EVEREST glorifiziert den Berg nicht. Die körperlichen wie seelischen Strapazen werden eindrucksvoll in Szene gesetzt. Das dürfte auch Reinhold Messner gefallen.
Packend und emotional (5/6)
Trailer: © Universal Pictures Germany
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