Da ich dieses Jahr nicht auf die Berlinale durfte, ist mir auch der Film DIE EINZELTEILE DER LIEBE noch nicht untergekommen, der dort in der Sektion “Perspektive Deutsches Kino” uraufgeführt wurde. Nun hat mich über Umwege der Film doch noch erreicht (mehr dazu später). Miriam Bliese erzählt die (Liebes-)Geschichte von Sophie (Birte Schnöink) und Georg (Ole Lagerpusch). Georg lernt Sophie kennen, nachdem diese hochschwanger von ihrem Freund sitzengelassen wird, und verliebt sich in sie. Er wird nicht nur Sophies Freund, sondern auch die Vaterfigur von Sophies Sohn Jakob (Justus Fischer). Doch die Patchwork-Familie zerbricht. Jahre später ist das Paar getrennt. Georg versucht den Kontakt zu Jakob aufrechtzuerhalten, doch Sophie blockt alle Versuche ab. Georg nutzt schließlich eine Unachtsamkeit von Sophie und nimmt Jakob samt Spielzeugkiste mit. Es entbrennt ein Streit um das Sorgerecht von Jakob. Ausgerechnet Sophies neuer Partner Fred (Andreas Döhler) fängt an, zwischen den Fronten zu vermitteln.
Berlinale-Programm auf dem heimischen PC
In der letzten Woche hat mich eine Mail vom Marketingteam von DIE EINZELTEILE DER LIEBE erreicht. Ob ich denn nicht den Kinostart des Films bewerben möchte, lautete die Anfrage. Daraufhin antwortete ich, dass ich ungern Filme bewerbe, die ich (noch) nicht kenne, dass ich den Film aber gerne sehen würde (zumal es in München kein einziges Kino gibt, in dem er läuft, und davon abgesehen unterstütze ich gerne auch explizit Regisseurinnen, weil es so → wenige von ihnen gibt). Und ich durfte den Film tatsächlich sehen. Es ist ein bißchen schwierig DIE EINZELTEILE DER LIEBE zu beschreiben. In der ersten Szene steigen ein Mann und ein Kind in ein Auto, eine Frau rennt hinterher, kann das Auto aber nicht mehr einholen. Der Film erklärt dieses Ereignis erstmal nicht. Und das ist auch die große Stärke des Films. In Vor- und Rücksprüngen erfährt man von dieser Familie. Und durch die Zeitsprünge muss der Zuschauer eigenständig die Lücken füllen und mitdenken. Die Handlung spielt über weite Teile vor derselben Wohnungstür eines Mehrparteienhauses irgendwo in Berlin. Schon architektonisch ist das ein Hingucker.
Die Einzelteile der Liebe
Die fragmentarische Art und das Vor- und Zurückspringen sorgt für einen starken Fokus auf – ja, eben auf die Einzelteile. Das können Gegenstände sein, wie etwa den Spielzeugaffen, den Georg Jakob zur Geburt schenkt und der immer wieder auftaucht. Das können aber auch Momente sein, wenn Georg über das Babyphone das schreiende Baby beruhigen kann. Daher liebe ich auch den Filmtitel. Leider wird der Film an einigen Stellen dann doch etwas zu langatmig. Man hangelt sich von einem Ereignis zum nächsten oder wartet auf den nächsten großen Wendepunkt. Ein bißchen straffer hätte man die Geschichte sicher noch erzählen können. Birte Schnöink und Ole Lagerpusch führen solide durch die Geschichte. Das offene Ende des Films finde ich auf der einen Seite gut, weil es keine einfache Lösung zum Leben als Patchwork-Familie und auch kein Happy End liefert. Auf der anderen Seite hätte ich mir einen klareren Abschluss gewünscht, nachdem schon der ganze Film so fragmentarisch ist.
4/6 bzw. 7/10
DIE EINZELTEILE DER LIEBE läuft seit 22.08.2019 in ausgewählten deutschen Kinos.
Wieso erreichen mich nie Mails von Film-Marketingabteilungen? 😉
Dabei bin ich doch auch so ein großer Befürworter zum einen deutscher Filme, zum anderen von Regisseurinnen. Der Film klingt aber erstmal nach ein typischen moderne-Familie-Geschichte, wo anscheinend vor allem die Form der Erzählung den Filmfluss verursacht, weniger die innovative Handlung.
Ich weiß auch immer nicht, wie die auf mich kommen. Aber es gibt ja Listen wie etwa die Filmblogliste von SchönerDenken und ich glaube, die wird gerne hergenommen, wenn es um kleinteiliges Filmmarketing geht. Zum Film: Die Geschichte selbst ist tatsächlich recht einfach gestrickt, aber die Erzählweise macht es dann irgendwie besonders.
Bei solchen Filmbloglisten bin ich nicht aufgeführt. Hab ja keinen reinen Blog nur über Filme. Aber immerhin kommst du so mal in den Genuss Filme zu sehen, die du sonst eher nicht gesehen hättest (oder erst sehr viel später).