Seit einiger Zeit hat mich die DVD schon angelacht, aber aus dem Regal genommen habe ich sie nicht. Ich war mir nicht sicher, ob ich den Film wirklich sehen will. Auf der einen Seite ist da das Horrorgenre, das mich so überhaupt nicht fasziniert und schon gar nicht begeistert, auf der anderen Seite ist da Tom Hiddleston, der genau das tut. Also habe ich das gemacht, was ich damals schon bei SLEEPY HOLLOW (einem Film, den zugegebenermaßen auch nur wegen Johnny Depp gesehen habe), gemacht habe: Ich habe mich in sämtliche Kuscheldecken einwickelt, mein Schokopopcorn gefuttert, das seit dem letzten Volksfest noch herumlag und den Film gesehen – bei tagheller Beleuchtung. Irgendwie musste ich die Düsterheit des Films kompensieren. Die junge Edith Cushing (Mia Wasikowska) wird nach dem Tod ihrer geliebten Mutter von deren Geist heimgesucht. „Hüte dich vor Crimson Peak!“ flüstert sie ihrem Kind zu. Jahre später versucht sich Edith als Schriftstellerin von Geistergeschichten. Sie lebt bei ihrem Vater Carter (Jim Beaver), der ein erfolgreicher Bauunternehmer ist. Eines Tages taucht der geheimnissvolle Baronett Sir Thomas Sharpe (Tom Hiddleston) auf und versucht ihn zu einem Investment zu überreden. Cushing ist misstrauisch und engagiert einen Privatdetektiv (Burn Gorman), der mehr über Thomas Sharpe und seine Schwester Lucille (Jessica Chastain) ans Tageslicht bringen soll. Gleichzeitig kommen sich Edith und Thomas näher. Als der Vater unter mysteriösen Umständen stirbt, heiratet Edith ihren Thomas und bricht mit ihm nach England auf. Dort steht das Anwesen Allerdale Hall, in dem Lucille und Thomas unter widrigsten Umständen leben. Im Dach klafft ein Loch und manche Teile des Hauses sind unbewohnbar. Edith wird bald von Geistern heimgesucht und erfährt von einem verstörendem Familiengeheimnis.
Das Haus „lebt“
Aus handwerklicher Sicht lässt sich dem Film wenig vorwerfen. Das fantastische Setdesign, dieses herrlich verwinkelnde, furchteinflößende Gemäuer mit „blutenden“ Wänden und Böden, das leider direkt nach den Dreharbeiten wieder abgebaut wurde, schafft wirklich eine ganz eigene Atmosphäre. Auch die Kostüme sind wahrhaft atemberaubend. Die Farbe Rot repräsentiert sowohl in der Kleidung als auch im Setdesign immer eine Verbindung zur Geisterwelt. Auch die Geister selbst sind in der Regel rote Skelette und die Erweckung der Geister, also die Animation, ist sehr gelungen. Schauspielerisch schenken sich die drei Hauptdarsteller nichts. Lucille und Thomas sollten ursprünglich mal von Emma Stone und Benedict Cumberbatch gespielt werden, doch eine andere, bessere Besetzung als Chastain und Hiddleston scheint im Nachhinein gar nicht mehr möglich. Jessica Chastain sollte ursprünglich Edith spielen, war aber nach dem Lesen des Drehbuchs von Lucille begeistert und bat darum Thomas‘ Schwester zu spielen. Diese Rolle steht ihr auch ausgesprochen gut.
Narrative Verunstimmung
Leider krankt es etwas an der Story. Die Geister haben eigentlich wenig mit der Handlung zu tun. Sie werden weitestgehend nur als Schocker in die Narration eingebaut bzw. um die Handlung voranzutreiben. Der Sinn und Zweck mancher Spielorte im Haus werden nicht genau erklärt. Im Keller befindet sich z. B. ein Raum mit abschließbaren Bassins einer roten Flüssigkeit. Warum es diesen Raum überhaupt gibt, erschloss sich mir nicht ganz. Man könnte da jetzt freudsch an die Sache herangehen und den Keller als Repräsentanten → des Es, also der inneren Bedürfnisse und Triebe des Menschen, sehen. Naja, ergibt trotzdem wenig Sinn. Ist ja auch egal. Man darf auch nicht immer so viel reininterpretieren. Dafür bezieht sich die Story immer wieder auf sich selbst und es gibt einige innerdiegetische Vorwegnahmen. So meint Edith zu Beginn, sie wolle als Witwe enden. Spoiler-Alert: Am Ende ist sie Witwe.
(4.5/6 bzw. 7.5/10)
Trailer: © Universal Pictures Deuschland
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