In letzter Zeit hat man von Regisseur Spike Lee hauptsächlich etwas im Rahmen der diesjährigen Oscar-Preisverleihung gehört. Der Preisträger des Honorary Awards boykottierte die Veranstaltung um gegen die wenigen Nominierungen für afroamerikanische Künstler zu protestieren. Wer allerdings lieber gute Filme schaut anstatt zu protestieren, dem sei INSIDE MAN empfohlen. In einer Bankfiliale in New York will der Bankräuber Dalton Russell (Clive Owen) den perfekten Raub begehen. Zusammen mit drei Komplizen nimmt er Geiseln und versorgt diese mit Kleidung, damit sie nicht mehr von den Geiselnehmern zu unterscheiden sind. Der wegen eines ungerechtfertigten Korruptionsverdachts unter Druck stehende Polizist Keith Frazier (Denzel Washington) übernimmt mit seinem Kollegen Bill Mitchell (Chiwetel Ejiofor) die Verhandlungen mit den Geiselnehmern. Zwischenzeitlich bekommt es der Vorstandsvorsitzende der Bank, Arthur Case (Christopher Plummer), mit der Angst zu tun, die Räuber könnten es auf komprominierende Dokumente abgesehen haben, die sich in einem Schließfach in dieser Filiale befinden. Er heuert sofort die sehr einflussreiche Anwältin Madeline White (Jodie Foster) an, die mit den Geiselnehmern über die Herausgabe des Inhalts verhandeln soll. Doch Russell hat all das schon eingeplant und spielt auf Zeit. Genau wie die Polizei.
„Die ganze Welt ist eine Bühne und alle Frauen und Männer bloße Spieler.“
Wenn dieses Shakespeare-Zitat auf einen Film zutrifft, dann auf INSIDE MAN, denn der Bankraub ist im Grunde ein großes Spiel und jeder spielt darin eine Rolle. Im Grunde gibt es hier weder „die Guten“ noch „die Bösen“. Das Zauberwort lautet hierbei: Respekt. „Respekt ist die wertvollste Währung.“ sagt Russell und sein Plan gelingt auch nur, weil alle handelnde Figuren Respekt voreinander haben bzw. nicht unfair spielen. Auch wenn die Anwältin Madeleine White bei weitem keine sympathische Figur ist, handelt sie immer nur in einem bestimmten (gesetzlichen) Rahmen. Russells Plan berücksichtigt die Grenzen der Handlungsbefugnisse bzw. -möglichkeiten und reizt sie so aus, dass alle Akteure an irgendeinem Punkt nicht mehr weiterkommen, er aber schon. Um einen kleinen Spoiler komme ich bei dieser Erklärung nicht herum: Russell steckt Frazier beim Verlassen der Bank einen Diamanten zu. Frazier hatte während der Verhandlungen gegenüber Russell offenbart, dass er seiner Freundin gerne einen Heiratsantrag machen möchte, ihm aber das Geld für einen entsprechenden Ring fehlt. „Getan habe ich es wegen des Geldes, aber es ist nicht viel wert, wenn man sich nicht mehr im Spiegel ansehen kann.“ eröffnet Russell dem Zuschauer und liefert damit auch das Motiv, warum er nicht alles von seiner Beute behält. Zeitgleich ist der Diamant auch eine Form von Anerkennung und Respekt für den Polizisten.
Immer wieder gut
Erst hinterher wird klar, wieviel der Filmtitel eigentlich vorwegnimmt. Auch während dem Film werden immer wieder Hinweise auf die Methoden der Bankräuber gegeben. Selbst beim zweiten oder dritten Mal, wenn man alle Hintergründe schon kennt, macht der Film immer noch Spaß. Spike Lee gelingt es, die Polizeibeamten als auch die Bankräuber irgendwie sympathisch wirken zu lassen. Witzigerweise sind gar nicht die Bankräuber die Bösen, sondern Nebenfiguren wie eine erfolgshungrige Anwältin und der Besitzer der Bank. Auch diese Rollen sind mit Jodie Foster und Christopher Plummer prominent und stark besetzt. Denzel Washington und Chiwetel Ejiofor bilden ein sympathisches Duo, dem man gerne folgt – wenn’s sein muss auch in eine besetzte Bankfiliale. Im letzten Drittel zieht sich die Story an manchen Stellen etwas. Kleinere Logiklöcher kann man diesem packenden Heist-Movie und starken Ensemblefilm aber ruhig verzeihen.
(5/6)
Trailer: © Universal via Youtube/Trailer zu neuesten Blu-rays
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