So ganz weiß man ja nicht, warum sich Tom Tykwer immer so schwer verfilmbare Stoffe aussucht. Vielleicht liebt er ja die Herausforderung. Der Roman von Patrick Süskind galt immer als unverfilmbar, zumindest solange sich das Geruchskino noch nicht durchsetzt. Denn der Titel verrät bereits, dass es hier vorrangig um Düfte und deren Komposition geht. Süskinds Protagonist Jean-Baptiste Grenouille (Ben Whishaw) wächst unter widrigsten Bedingungen im Frankreich des 18. Jahrhunderts auf. Nachdem seine Mutter wegen versuchten Kindsmordes zum Tode verurteilt wird, kommt Grenouille ins Heim. Dort fällt er bei den anderen Kindern unangenehm auf, denn er verfügt über einen außerordentlich guten Geruchssinn, was dazu führt, dass er sich die Welt durch Gerüche erschließt. Die Heimleiterin verschachert ihn schließlich an einen Gerber. Dort erweist er sich als guter Arbeiter und darf bald auch Ware in die Stadt ausliefern. Dort wird er plötzlich mit völlig neuen Gerüchen konfrontiert und landet schließlich beim erfolglosen Parfümeur Giuseppe Baldini (Dustin Hoffman). Als dieser sein ungewöhnliches Talent erkennt, holt ihn Baldini aus der Gerberei und bildet ihn als Lehrling aus. Gerüche festhalten zu können, das ist der große Traum von Jean-Baptiste. Denn kurz zuvor hatte er den Duft eines Mirabellenmädchens (Karoline Herfurth) erschnuppert, war ihr gefolgt und hatte sie unwillentlich erstickt, als er sie daran hindern wollte zu schreien. Frustriert muss Jean-Baptiste bald feststellen, dass man nicht alle Düfte einfangen kann. Sein Meister schickt ihn nach Grasse, eine Stadt, in der die besten Parfümeure arbeiten. Grenouille ist ein Getriebener. Er möchte das beste Parfüm kreieren und dafür den Duft von Frauen einfangen, doch dafür müssen sie sterben. In Grasse geht die Angst um. Obwohl fortan jeder auf der Hut ist, werden weitere Frauenleichen gefunden. Der Vater von Laure Richis (Rachel Hurd-Wood) Antoine (Alan Rickman) will seine Tochter beschützen und flieht mit ihr aus der Stadt. Doch Grenoille hat ihren Duft schon gerochen und verfolgt sein Opfer.
Für welchen Duft lohnt es zu morden?
Patrick Süskind hatte sein „Baby“ jahrelang nicht hergeben wollen, obwohl Produzentenlegende Bernd Eichinger immer wieder lieb nachgefragt hat. 2001 hat sich das Warten dann ausgezahlt. Für 10 Millionen Euro verkaufte Süskind schließlich die Rechte. Und dafür, dass Tykwer sich gerne bei ambitionierten Projekten verzettelt (zumindest bei denen der jüngeren Filmgeschichte: CLOUD ATLAS), macht er hier seine Sache vergleichsweise gut. Die Kostüme und Drehorte sind allesamt großartig und lassen den Zuschauer herrlich in die Geschichte eintauchen. DAS PARFUM hat aber ein großes Problem: Es ist eben kein Geruchskino. Nahaufnahmen auf den Ursprung der Gerüche sollen dem Zuschauer helfen Grenouilles Begabung nachzuvollziehen. Tykwer behilft sich weiter mit einem Off-Kommentar, der die Gerüche und die innere Motivation des Protagonisten beschreibt.
Der ist auch nötig, denn über weite Strecken spricht Ben Whishaw wenig bis gar nichts. Dank seiner unverwechselbaren Präsenz folgt man Grenoiulle bei seinem tödlichen Unterfangen, empfindet Sympathie und Abscheu mit dessen Figur gleichermaßen, der als Sklave seiner eigenen Sinne immer mehr Frauen tötet. Entgegen seiner üblichen Bösewichtrolle ist Alan Rickman hier als derjenige besetzt, der als Einziger wirklich durchblickt und „richtig“ handelt. Doch dem Zuschauer wird schnell klar, wohin der Hase läuft. Alle, die Grenouille kannten, fallen früher oder später dem Tod zu Opfer, sodass sich dessen Spuren ganz „natürlich“ immer wieder verlieren. Nach einem knackigen Start zieht sich der Film aber besonders in der zweiten Hälfte sehr in die Länge.
Solide Buchverfilmung mit großartigem Cast (4/6)
Trailer: © Paramount Pictures
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