Es gibt wirklich wenig Filme, bei denen ich mich sehr freue, wenn es Nachrichten über eine Fortsetzung gibt. PADDINGTON gehörte dazu.Dieser knuffige, absolute liebenswerte Bär mit dem roten Schlapphut und dem blauen Dufflecoat hat die Fortsetzung auch mehr als verdient. Paddington (Stimme von Ben Whishaw) hat sich inzwischen gut in London eingelebt. Er lebt immer noch mit Mr. (Hugh Bonneville) und Mrs. Brown (Sally Hawkins) und deren Kindern Judy (Madeleine Harris) und Jonathan (Samuel Joslin) in Windsor Gardens und ist durch seine zuvorkommende Art bei den Nachbarn äußerst beliebt. Um seiner Tante Lucy (Stimme von Imelda Staunton) zum 100. Geburtstag eine Freude zu machen, möchte ihr Paddington etwas besonderes schenken. Im Antiquitäten-Laden von Mr. Gruber (Jim Broadbent) wird er fündig. Ein Pop-up-Bilderbuch über London soll es sein. Leider ist das Buch sehr teuer und Paddington arbeitet in verschiedenen Jobs um das Geld zusammenzubekommen. Dann wird das Buch gestohlen und Paddington landet im Gefängnis.
Paddington 2: Klamauk für die ganze Familie
Was direkt auffällt, PADDINGTON 2 ist wesentlich stärker auf Klamauk ausgelegt als der Vorgänger, der durchaus auch ernste Momente hat. Manche Gags sind durchaus gelungen, wie etwa Paddingtons Nebenjob in einem Friseursalon, wenn er ungeschickt mit einem Haarschneider herumhantiert.
Und trotzdem bleibt das Gefühl nicht aus, dass gerade die Szenen, die nur auf Klamauk ausgelegt sind, die Momente, in denen sich die Figuren entweder zu ernst oder gar nicht ernst nehmen (obwohl es nötig wäre), der Film schwächelt. Der Ort, an dem man das besonders gut festmachen kann, ist das Gefängnis. Das Gefängnis in der Welt von Paddington ist ein Ort, der sich nach den Bewohnern richtet bzw. von diesen angepasst wird. Als die Mitinsassen von Paddingtons Marmeladen-Kochkünsten erfahren, wird der vorher unbehagliche Speisesaal plötzlich zum gemütlichen Luxus-Restaurant, in denen der Wachtmeister als Ober herhalten muss. Man bekommt bei solchen Bildern fast schon den Eindruck, das das Leben im Gefängnis leicht sei. Das halte ich für eine weniger gelungene Art Recht und Unrecht in einem Kinderfilm zu thematisieren.
Bösewichter und Nebenrollen überzeugen
Hugh Grant als ungeliebter Eigenbrötler Phoenix Buchanan, der ganz offensichtlich unter Schizophrenie leidet, ist definitiv ein Highlight. Wenn er im glitzernden pinken Anzug in einer Mid-Credits-Szene die Gefängnistreppe zur Showtreppe macht (wie gesagt, das Gefängnis kommt in diesem Film unglaublich gut weg), kann man nicht anders als über beide Backen grinsen. Grant kann einfach Comedy. Auch Brendan Gleeson überzeugt als grummeliger Gefängniskoch und Peter Capaldi als Mr. Curry mit Weltuntergangs- und „Ich habe es euch ja gesagt.“-Stimmung.
Als IT-CROWD-Guckerin freute mich sehr über einen Mini-Auftritt von Richard Ayoade als kriminaltechnischer Ermittler. Abermals begeistert hat mich Ben Whishaw als die Paddingtons Stimme. Die Wärme und Naivität passt perfekt zu dem flauschigen Protagonisten. Überhaupt ist Paddington wieder einmal großartig animiert. Die großen Knopfaugen sind mit Leben erfüllt, die Haare sehen im trockenen und nassen Zustand sowie bei Wind fantastisch aus. Vielleicht waren meine Erwartungen etwas zu hoch, aber Paddington ist leider nicht so gut wie sein Vorgänger. Michael Bond, der Erfinder von Paddington, starb am letzten Drehtag im Alter von 91 Jahren. Einen dritten Paddington-Film wird es wohl trotzdem geben. Nicole Kidman, die im ersten Teil die Böse war, hat bereits Interesse bekundet wieder in ihrer Rolle zurückzukehren. Vielleicht starten ja Phoenix Buchanan und Millicent einen Rachefeldzug. Ich würde es mir ansehen.
4.5/6 bzw. 7.5/10
Trailer: © Studiocanal Deutschland