Jessica Chastain hat in den letzten Jahren einen Lauf. Nicht nur wurde sie im Frühjahr für ihre Leistung in DIE ERFINDUNG DER WAHRHEIT mit einer Golden Globe-Nominierung bedacht, sie brachte auch dieses Jahr einen Film in die Kinos, bei dem sie erneut als Executive Producer tätig war. Das Biopic DIE FRAU DES ZOODIREKTORS erzählt von Antonina (Jessica Chastain) und Jan Żabiński (Johan Heldenbergh), die zusammen im Polen der 30er Jahre den Warschauer Zoo leiten.
Der Zoo ist beliebt und nicht nur im Zoo selbst, sondern auch in der Villa beherbergen die Żabińskis zahlreiche Tiere. Als am 1. September 1939 die deutsche Wehrmacht Polen überfällt, reagieren Antonina und Jan geschockt, doch eine Flucht kommt für sie nicht infrage, da sie ihre Tiere nicht aufgeben möchten. Kurze Zeit später übernehmen nationalsozialistische Soldaten den Zoo, erschießen zahlreiche Tiere und nutzen das Gelände als Militärbasis. Antonina und Jan müssen fortan mit dem Chefzoologen Lutz Heck (Daniel Brühl) zusammenarbeiten. Jüdische Freunde der Beiden werden ins Ghetto gebracht. Jan fährt regelmäßig ins Warschauer Ghetto um die Abfälle von dort abzuholen. Was er dort sieht, lässt in ihm den Entschluss reifen, so viele wie möglich von dort zu retten. Antonina und Jan bieten den Verfolgten vorübergehend Unterschlupf bis diese in Sicherheit sind.
Menschen, Tiere, keine Sensationen
Basierend auf dem 2007 veröffentlichten Sachbuch von Diane Ackerman erzählt WHALE RIDER-Regisseurin Niki Caro die Geschichte von Antonina und Jan Żabiński, die während der deutschen Besatzung ca. 300 Juden aus dem Warschauer Ghetto retteten. Dabei hat es sich die Neuseeländerin nicht unbedingt leicht gemacht, denn sie wollte unbedingt auf CGI-Tiere verzichten. Und Tiere gibt es in diesem Film genügend. Kamele, Schweine, Löwen, sogar ein Stinktier. Alle echt.
Dennoch ist DIE FRAU DES ZOODIREKTOR sehr schnörkellos erzählt und klar strukturiert (Texteinblendungen mit den Jahreszahlen und Ortsangaben), wie man das von den meisten Biopics so kennt. Die Geschichte wurde hier wahrheitsgetreu erzählt (siehe dazu auch den Beitrag von → History v Hollywood), allerdings merkt man dem Film auch an, dass viel Geschichte und viel Ablauf in sehr wenig Zeit gepresst wurden. Laut Caro war der erste Schnitt über drei Stunden lang, der Film sollte aber nur zwei Stunden lang werden, was unweigerlich zu sehr viel Ausschuss im Schneideraum sorgte. Das merkt man dem Film auch etwas an. Jessica Chastain nimmt man die Rolle der tierliebenden Zoodirektor-Frau ab. Wenn sie Löwenbabys herzt oder bei der Geburt eines Elefantenbabys mithilft, hat man das Gefühl, sie hätte nie etwas anderes gemacht. Dennoch hält sie den polnisch-englischen Akzent nicht immer konsequent durch. Daniel Brühl und Johan Heldenbergh spielen ihre Rollen fantastisch. Besonders hervorzuheben ist aber die Leistung der israelischen Schauspielerin Shira Haas, die ein traumatisiertes Mädchen spielt, das von den Żabińskis aufgenommen wurde.
4/6 bzw. 7/10
Ab 14. September 2017 gibt es den Film auf DVD und Blu-Ray zu kaufen. Zur Erstellung der Kritik wurde mir von Universal Pictures freundlicherweise ein kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Dies hatte keinen Einfluss auf meine Wertung.
Trailer: © Universal Pictures Germany